Nicht nur technisch perfekt, auch ausdrucksstark
Peter Ovtscharov, Pianist
Mit Kunst wuchs er auf: Peter Ovtscharov, Jahrgang 1981, der seit 1999 am Mozarteum Salzburg Klavier studiert. Der Pianist, der die Hochbegabtenschule des Leningrader Konservatoriums besuchte, gastiert derzeit mit dem RSO Wien in Japan.
27. April 2017, 15:40
P. Ovtscharov: Chopin-Mazurka, Rachmaninow-Etuden
"Die erste Überlegung, Pianist werden zu wollen, kam mit dem ersten erfolgreichen Konzert im Alter von sieben, die bewusste Entscheidung dazu mit etwa 20. Ich habe bereits mit 13 in Deutschland konzertiert, wo die 'Wunderkinder' aus St. Petersburg präsentiert wurden. Damals ergab sich der Kontakt mit Professor Kämmerling, der wollte, dass ich in Hannover studiere. Das hat aber nicht geklappt und so kam ich nach Salzburg - und bin sehr glücklich über diese Entscheidung. Bei ihm musste ich zunächst fast alles vergessen, was ich davor gelernt habe - und die für mich neue westeuropäische Welt, die mir damals nur zum Teil bekannt war, entdecken. Heute kann ich sagen, dass ich ein Vertreter beider Kulturen bin", erzählt der gebürtige St. Petersburger Peter Ovtscharov, Sohn eines bekannten russischen Filmregisseurs und einer Klavierpädagogin, Jahrgang 1981, der seit 1999 bei Karl-Heinz Kämmerling am Salzburger Mozarteum Klavier studiert.
Die Ausbildung des Ausnahmetalents begann sehr früh: bereits mit fünf bekam er seine ersten Klavierstunden, später kam er an die elitäre Hochbegabtenschule des Leningrader Konservatoriums zu Lubow Rudowa, aus der so prominente Musiker kommen wie u. a. der Pianist Gigorij Sokolow oder die Dirigenten Valery Gergiev und Juri Timerkanow.
"Ich müsste lügen, wenn ich sagte, dass ich immer bei der Musik bleiben wollte. Denn es ist schwer, als junger Mensch täglich Stunden lang üben zu müssen, es ist auch eine psychische Belastung. Und es gab Momente, wo ich ans Aufhören dachte. Aber: jede Art von Kunst macht süchtig. Meine Interessen sind breit gestreut: ich habe früher auch Kampfsport betrieben und ich schreibe, wenn derzeit auch nur für die Schublade. Das ist sehr wichtig, denn für die Kunst ist ein eingeengter Blick tödlich", so Ovtscharov, der im Vorjahr bereits rund 30 Konzerte gab. In Kürze wird er die erste Diplomprüfung machen und sein Studium in etwa eineinhalb Jahren abschließen.
Ein universelles Instrument
"Das Klavier ist ein sehr universelles Instrument - es kann z. B. wie eine Geige oder wie ein Orchester klingen", beschreibt Ovtscharov die Beziehung zu seinem Instrument.
"Pianist ist ein sehr einsamer Beruf. Man wird sehr belastet und ist für alles selbst verantwortlich. Aber wenn man etwas geleistet hat, kann man sagen: ich habe es alleine geschafft. Und das verschafft ein Glücksgefühl."
Musikalische Größe durch Persönlichkeit
"Das technische Niveau ist heute sehr hoch. Wir spielen mit 14 Stücke, die früher nur den Großen vorbehalten waren. Allerdings geht diese Entwicklung oft nicht Hand in Hand mit der persönlichen. Hört man alte Aufnahmen solcher Meister, merkt man, wie entwickelt und vielseitig sie waren, wie viel sie experimentiert haben", erklärt Ovtscharov.
"Aber das können wir uns heute nicht mehr erlauben. Denn die Grenzen sind eng gesteckt. Selbst bei Sportlern findet man oft größere Unterschiede zwischen den Individuen als z.B. bei Teilnehmern eines Klavierwettbewerbs. Manche Pianisten wirken wie geklont", so der junge Musiker, zu dessen Vorbildern das "Genie" Grigorij Sokolov zählt.
Von Mozarteum Orchester bis Bachsolisten
Inzwischen hat der gefragte Nachwuchspianist mit bekannten Klangkörpern wie dem Mozarteum Orchester Salzburg, den Münchner Bachsolisten, dem Brucknerorchester Linz, der Magdeburger Philharmonie, der Philharmonie Augsburg und dem Orchestre Royal de Chambre de Wallonie bereits zahlreiche Konzerte absolviert.
Auf Japan-Tournee mit dem RSO unter de Billy
Derzeit ist Peter Ovtscharov Solist der Japan-Tournee des RSO Wien unter Chefdirigent Betrand de Billy, in deren Rahmen Werke von Beethoven, Wagner, Schubert und Dvorak aufgeführt werden. Sein erster Auftritt findet am Sonntag, 4. Februar 2007, statt: "Ich werde in der Concert Hall der Tokyo Opera City das 5. Beethoven-Klavierkonzert spielen."
Zu verdanken hat er dieses Engagement dem RSO-Chef, dem er beim Internationalen Beethoven Klavierwettbewerb 2005 auffiel: "Schon nach der ersten Probe sagte Maestro de Billy: Wir machen etwas zusammen. Ich habe diese Bemerkung damals nicht so ernst genommen, weil das im Kunstbereich oft passiert, ohne dass etwas folgt. Nach einem halben Jahr wurde ich tatsächlich angerufen und man machte mir ein Angebot für diese Japan-Tournee", freut sich Ovtscharov.
Namhafte Preise und Stipendien
Das pianistische Talent wurde bereits mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet, wie u. a. mit der Silbermedaille beim 3. Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb in St. Petersburg 1997, dem Haupt- und Publikumspreis der Chopingesellschaft Hannover, dem Preis der Sommerakademie Salzburg, dem "Bösendorfer"-Preis, dem 1. Preis beim "Gradus ad Parnassum"-Bundeswettbewerb 2004 sowie 2005 mit dem 3. Preis beim Wiener Beethoven-Bewerb.
Weiters erhielt er u. a. Förderstipendien der österreichischen Regierung, der Internationalen Salzburg Association sowie der Herbert von Karajan Stiftung Wien.
Namhafte Preise und Stipendien
Das pianistische Talent wurde bereits mit zahlreichen namhaften Preisen ausgezeichnet, wie u. a. mit der Silbermedaille beim 3. Internationalen Tschaikowsky Wettbewerb in St. Petersburg 1997, dem Haupt- und Publikumspreis der Chopingesellschaft Hannover, dem Preis der Sommerakademie Salzburg, dem "Bösendorfer"-Preis, dem 1. Preis beim "Gradus ad Parnassum"-Bundeswettbewerb 2004 sowie 2005 mit dem 3. Preis beim Wiener Beethoven-Bewerb.
Weiters erhielt er u. a. Förderstipendien der österreichischen Regierung, der Internationalen Salzburg Association sowie der Herbert von Karajan Stiftung Wien.
CD-Aufnahmen mit Chopin und Rachmaninow
2004 entstand Ovtscharovs erste CD, bei der er alle Rachmaninow-Etüden aufnahm. Im Vorjahr folgte eine Doppel-CD mit sämtlichen 58 Mazurken von Frederic Chopin. In ihrem CD-Tipp schrieb damals die "Süddeutsche Zeitung" u.a.: "Die Mazurken atmen unter den Händen Ovtscharovs eine Klarheit und Leichtigkeit, die ihnen alle Freiheit lässt." Und für heuer plant er die Einspielung von Beethovens Diabelli-Variationen.
Ernsthaftes Streben, nicht schneller Erfolg
Im Sommer wird der gefragte Nachwuchspianist, dessen Konzert-Termine bereits in das Jahr 2008 reichen, u. a. beim "Kissinger Sommer", bei dem er im Vorjahr den Luitpold-Preis des Jahres 2006 "für die herausragende künstlerische Leistung" erhielt, mit dem Cellisten Adrian Brendel konzertieren.
Seine Zukunftswünsche präzisiert Peter Ovtscharov so: "Mein größtes Ziel ist es, Dinge zu machen, die ich mag und wie ich es mag. Eine wirkliche Karriere hat man gemacht, wenn man das machen kann, was man möchte. Mir geht es nicht darum, in den größten Konzertsälen zu spielen und zu den Bestverdienern zu zählen. Wichtig ist mir, mein Publikum zu haben, das sagt: das ist ein Musiker, kein Produkt der Werbung. Ein ernstzunehmender Musiker muss auf vieles verzichten und viel länger auf den Erfolg warten als andere. Diese Entscheidung muss man sehr bewusst treffen, um sie später nicht zu bereuen - ich habe sie für mich getroffen."
Kontakt
Peter Ovtscharov
CD-Tipps
Peter Ovtscharov, Sergei Rachmaninoff, Etudes-tableaux & Oriental sketch, Koproduktion ram/Bayerischer Rundfunk, 2003/04
Peter Ovtscharov, Frederic Chopin, Mazurkas (Complete), Bayerischer Rundfunk/ram, 2006
Links
Universität Mozarteum Salzburg
Peter Ovtscharov
Musik der Jugend - Gradus ad Parnassum
Wikipedia - Sergei W. Rachmaninow
Wikipedia - Tschaikowsky-Wettbewerb
Bösendorfer
Bruckner Orchester Linz
Chopin-Gesellschaft Hannover e.V.
Grigory Sokolov
Herbert von Karajan
Internationaler Beethoven Klavierwettbewerb Wien
Kissinger Sommer
Magdeburgische Philharmonie
Mozarteum Orchester Salzburg
Orchestre Royal de Chambre de Wallonie
RSO Wien
Theatergemeinde Augsburg
Tokyo Opera City