Mozart-Hornkonzert im Vergleich
Ja natürlich!
Das Naturhorn hat keine Ventile. Anders als beim Ventilhorn muss der Hornist keine Klappen bedienen. Die Töne, die zwischen den Naturtönen liegen, werden durch Stopfen und Dämpfen mit der rechten Hand im Trichter des Horns hervorgebracht.
8. April 2017, 21:58
Gestopftes Horn, gedämmtes Horn und Ventilhorn
Naturhorn oder Ventilhorn, das ist hier die Frage. Historisch betrachtet waren die alten Naturhörner bis Mitte des 19. Jahrhunderts gebräuchlich, also auch noch eine ganze Zeit nach Mozart.
Das Naturhorn hat keine Ventile, der Hornist muss keine Klappen bedienen, stattdessen muss er die Töne, die zwischen den Naturtönen liegen, durch Stopfen und Dämpfen mit der rechten hand im Trichter des Horns hervorbringen.
Stopfen ermöglicht Chromatik
Die Naturtöne kann er also durch bloßes Anblasen mit bestimmter Stärke und Mundstellung erzeugen. Damit ist aber noch keine Tonleiter zu spielen, geschweige denn chromatische Töne, also Halbtonschritte. Das wird nun durch das Stopfen erreicht.
Mit dieser Technik klingen die Töne nicht gleichmäßig, sondern unregelmäßig, in ihrer Farbe und auch Lautstärke unterschiedlich - je nach dem, ob es sich um einen Naturton oder um einen gestopften Ton handelt. Das macht die Sache komplizierter, inhomogener im klang, weniger virtuos, aber auch interessanter, farbenreicher.
Einheitlicher Klang durch Dämpfen
In unserem Audiofile hören Sie eine chromatische Skala, wo der Hornist die Töne stopfen muss - man hört sehr schön wie manche Töne dadurch klanglich gedämpft und mit ganz anderer Farbe klingen.
Manche Naturhornspieler kaschieren diese klanglichen Unebenheiten: Anthony Halstead etwa nimmt dieselbe chromatische Passage aus dem ersten Satz (KV495) in gedämpftem Ton, so dass die Unterschiede der einzelnen Töne nicht so deutlich werden, und ein einheitlicherer Klang entsteht - zu hören im zweiten Teil unseres Klangbeispiels.
Das moderne Ventilhorn
Mozart wusste ja, welche Töne wie klingen auf dem Naturhorn und hat - so ist anzunehmen - entsprechend komponiert und die verschiedenen Farben eingesetzt, oder in Kauf genommen, dass es halt nicht homogener im Klang geht.
Vielleicht hätte ihm das Ventilhorn bei solchen Passagen auch gefallen - im dritten Beispiel hören Sie dieselben Takte mit dem modernen Ventilhorn. Eine Idee schneller, gleichmäßiger im Ton, ein langsam anschwellendes Crescendo, ausgeführt von Johannes Hinterholzer.
CD-Tipps
Mozart-Hornkonzerte:
Ab Koster, Tafelmusik, Bruno Weil, Vivarte/Sony, ASIN B000025HE2
Hansjörg Angerer, Salzburger Hofmusik, Wolfgang Brunner, Universität Mozarteum Salzburg, UNIMOZ 28
Anthony Halstead, Academy of Ancient Music, Hogwood, Decca, ASIN B000004CYC
Johannes Hinterholzer, Mozarteum-Orchester, Bolton, Oehms Classics, ASIN B000GG4ZUY
Übersicht
- Interpretationen