Shakespeare an der Burg
Ein Sommernachtstraum
Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" inszeniert der Niederländer Theu Boermans als Familientragödie und psychologischen Horrortrip. Er deutet ihn als erbitterten Kampf der Geschlechter. Peter Simonischek und Andrea Clausen sind in den Hauptrollen zu sehen.
8. April 2017, 21:58
Der Niederländer Theu Boermans inszenierte William Shakespeares "Ein Sommernachtstraum" als Familientragödie und psychologischen Horrortrip. Er deutet ihn als erbitterten Kampf der Geschlechter, dem Titania gnadenlos erliegt. Peter Simonischek und Andrea Clausen sind in den Hauptrollen zu sehen.
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Der Kurier
Peter Simonischek ist sowohl als Theseus wie auch als Oberon ein hinreißend widerlicher, eiskalter Vertreter des männlichen Herrschaftsprinzips. Ebenso gut ist Andrea Clausen, die sich als Hippolyta nach Kräften widersetzt - und als Elfenkönigin Titania entsetzlich gedemütigt wird, als man ihre Sinne verwirrt und sie in eine Liaison mit einem Esel hineinmanipuliert. Wie diese zuerst so starke Frau, ihrer Würde beraubt, zu einer gebrochenen, willenlosen Puppe wird, das ist die berührendste Szene des Abends. 9.1.2007
Die Presse
Seltsam ist's, im Stoppelfeld zu wandeln. Abgesehen von den technischen Fragen (Wer räumt das alles weg? Wie viel Feinstaub atmet man ein?), ist nach nicht einmal einer halben Stunde klar: Dieser Weg wird kein leichter sein, mühsam kämpft sich das Ensemble durch den Liebessumpf. (...) Simonischek wiederum gibt einen grantigen König, einen uninteressierten Herzog, der ungern zuhört (...), der mit Vorliebe Rotwein für die Party der High Society degustiert oder Champagner entkorkt, assistiert von einem seltsamen Wesen aus der Feen- und Catering-Welt. (...) Originell sind auch die Elfen besetzt (...). Nicht die üblichen Kinder, sondern reife Frauen, angeführt von Bibiana Zeller, singen den Esel in den Schlaf. Wenn es zur Sache geht, wenn die Königin das gar nicht so willige Tier bespringt, machen die Damen einen höflichen Abgang. Recht haben sie.
9. Jänner2007
Der Standard
Im Burgtheater, wo man geschlagene dreieinviertel Stunden lang so tut, als hätte man etwas zu sagen, wobei doch nur töricht gelärmt und renommiert wird. (...) Und es ist der wunderbaren Clausen zu verdanken, dass eine hohle, plumpe Veranstaltung an ihrer, Hippolytas vollendet austarierten Widerspenstigkeit so etwas wie ein Kliff finde: einen Stein der Anstößigkeit. Ein rares Gut an einem armen Abend: Konturenzeichnung. (...) Denn auf das Inszenieren hat Boermans größtenteils vergessen.
9. Jänner 2007
Frankfurter Allgemeine Zeitung
Oberon und Theseus ist Peter Simonischek, Andrea Clausen gibt Hippolyta und Titania. Boerman, in letzter Zeit vor allem im Filmfach tätig (...), und seine Schauspieler zeigen diese Charaktere als einander jeweils spiegelnde Figuren. Wenn Theseus seine Hippolyta an ihre Niederlage erinnert, so fügt der viel mächtigere Oberon seiner Titania mit Zauberkraft Schmerzen zu, von der ein Herrscher von Athen wohl nur träumen kann. (...) Da bleibt Andrea Clausen nur Resignation, denn selbst ihre gewaltige Fee Titania zerbricht nach der eselhaften Demütigung.
8. Jänner 2007
Veranstaltungs-Tipp
William Shakespeare, "Ein Sommernachtstraum", seit 7. Jänner 2007, Burgtheater
Links
Burgtheater - Ein Sommernachtstraum
Die Presse - Im Sumpf der närrischen Liebe
Der Standard - Die granulierten Angeschmierten
F.A.Z. - Ein Wintermärchen der Erschöpften