Ausdruck der Gefühle

Zwiesprache mit dem Publikum

Gert Jonke, heftig umstrittener Literat, österreichischer Staatspreisträger und gebürtiger Kärntner, verstarb letzten Sonntag im 63. Lebensjahr. Jonke war ein unermüdlicher Experimentator, der die Sprache immer wieder zerlegte und neu zusammensetzte.

Gert Jonke ist mit dem Klavier aufgewachsen. Um Pianist zu werden, hätte er aber üben müssen, und "dazu war ich zu faul", gibt er zu. Als Jonke erkannte, dass Talent allein nicht reicht, suchte er nach einer anderen Ausdrucksform für seine Kreativität und fing an, Gedichte zu schreiben. "Das waren zunächst sehr merkwürdige, pubertäre Versuche", erzählet Jonkevoriges Jahr im Gespräch mit Otto Brusatti. "Mit der Zeit sind dann Gebilde herausgekommen, die ich zu akzeptieren angefangen habe."

Mittlerweile ist Gert Jonke ein umstrittener, aber gefeierter und preisgekrönter Schriftsteller. Seine Stücke stehen am Spielplan des Burgtheaters, er hat sowohl Dramatisches, als auch Poetisches wie auch sehr romanhafte Werke vorgelegt und wurde mit Preisen überhäuft; unter anderem erhielt Jonke den Österreichischen Staatspreis.

Leben von "Begleitumständen"

Von "Der ferne Klang", erschienen 1979, wurden ungefähr 11.000 Stück verkauft, Jonke hat damit gerade mal 210.000 Schilling (circa 15.000 Euro) verdient. Was dafür sorgt, dass man doch einigermaßen über die Runden kommt, "sind die Begleitumstände", so Jonke. "Man wird zu Veranstaltungen eingeladen, zu denen man verschieden viel - je nachdem, wie hoch man im Kurs steht - an Honorar bekommt." Und es gibt Rundfunksendungen. "Der ferne Klang" wurde 1985 als Fortsetzungsroman in 25 Folgen ausgestrahlt, "das hat auch wieder etwas gebracht".

Glück gehört aber auch dazu und das, meint Jonke, habe er "unglaublich viel" gehabt. "Wenn gar nichts mehr gewesen ist, dann habe ich halt zufällig wieder einen Preis bekommen", der die Finanzen wieder etwas aufgebessert hat.

Daheim in Wien

Gert Jonke, 1946 in Klagenfurt geboren, verbrachte seine Kindheit in Kärnten. Seit Jahren lebte er in Wien und fühlte sich schon ganz als Wiener: "Ich bin sehr froh, dass ich es halbwegs gelernt habe zu sagen, dass ich ein Wiener bin."

Wien ist eine Stadt, in der nach Jonkes Meinung in den letzten Jahren vieles auf kulturellem Gebiet besser geworden sei. "Man muss nur schauen, dass das halbwegs gehalten wird", zeigte er sich skeptisch.

Zwiesprache mit dem Publikum

Das Wichtigste bei seiner Arbeit war Jonke die Resonanz des Publikums. "Es geht nur in der Zwiesprache mit einem, der's liest, der's hört. Nur wenn man weiß, dass man gewollt wird", könne man weiterschreiben, "wenn einem nur Ablehnung und Ignoranz entgegenschlägt, dann vertrocknet man."

Zu seiner Autorentätigkeit sagte er: "Schreiben ist manchmal eine Schinderei, weil das weiße Papier so lang weiß bleibt."

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Nachruf
Die versunkene Kathedrale

Hör-Tipps
Tonspuren, Freitag, 9. Jänner 2009, 22:15 Uhr

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Nachtbilder, Samstag, 10. Jänner 2009, 0:08 Uhr

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Link
Wikipedia - Gert Jonke