Tropeninsel wider alle Klischees

Vulkankegel im Indischen Ozean

Wildzerklüftete Berglandschaften, tropische Regenwälder, Weingärten, Korallenriffs und Lava spuckende Vulkankrater. La Réunion, die westlichste Insel der Maskarenen im Indischen Ozean, ist trotz dieser Vielfalt noch ein touristischer Geheimtipp.

La Réunion ist vulkanischen Ursprungs und ragt als Teil eines unterseeischen Hochplateaus aus dem Indischen Ozeans. Zwischen Madagaskar und Mauritius gelegen, gehört die bloß 2.500 Quadratkilometer große und über 3.000 Meter hohe Insel dennoch zur Europäischen Union und ist eines der französischen Übersee-Departements.

Die 726.000 Inselbewohner sind Franzosen, verstehen sich aber als Kreolen, "als in der Kolonie Geborene". La Réunion gilt als Musterbeispiel einer ethnisch vielfältigen Gesellschaft. Rassismus ist auf der Insel tabu, die afrikanischen, europäischen und indischen Einflüsse sind in Sprache, Kultur und Alltag, besonders in der Kreolischen Küche spürbar.

Geboren aus Feuer

Seit dem 30. August 2006, 11:35 Uhr fließt aus dem stets aktiven Krater Piton de La Fournaise, aus dem "Glutofen", wieder Lava. Der Vulkan auf La Réunion gehört zu den aktivsten der Welt, ist aber auch einer der ungefährlichen. Durch die fast regelmäßigen Eruptionen entweichen Gas und Lava relativ ruhig und ohne gewaltige Explosionen.

Für die Bewohner von La Réunion, aber auch für die Touristen ist jeder Vulkanausbruch ein begehrtes Spektakel. Entweder nehmen sie eine nicht ganz unbeschwerliche fünf Stunden-Wanderung durch eine Mondlandschaft aus erstarrter Lava auf sich oder sie leisten sich einen Helikopterflug, um die fließende Lava zu sehen. Dann kann man von oben in den glühenden Hexenkessel des Kraters Dolomieu blicken. Will man mehr über Vulkan erfahren, gibt das Maison du Volcan am Fuße des Piton de La Fournaise auf höchst anschauliche Weise Auskunft.

Paradies für Wandertouristen

Heute noch ist der, nach einem entflohenen Sklaven benannte Cirque de Mafate mit seinen Hochplateaus noch nicht erschlossen: Nur zu Fuß oder aus der Luft kann man sich den dort verstreuten Dörfern und Wanderhütten annähern. Heute ist dieses von etwa 650 Menschen bewohnte Gebiet ein Dorado für Wandertouristen mit Grundkondition.

Früher ließen sich die ersten Feriengäste per Sänfte ins Gebirge tragen. Jeweils zwei Mannschaften zu vier Trägern schleppten sich den ganzen Tag ab, um eine Person in den auf 1.200 Metern Höhe gelegenen Luftkurort Cilaos zu transportieren. In Cilaos - ebenso wie in der Hauptstadt St. Denis - befindet sich eine Dependance des Maison de la Montagne, das man unbedingt kontaktieren sollte, wenn man eine Trekkingtour im Gebirge plant.

Das Hüttenwesen wird auf der Insel relativ zentralistisch organisiert: per Telefon oder E-Mail sollte man die Übernachtungen und Abendessen vorreservieren, denn in der Wandersaison könnte es sonst zu Engpässen kommen. Außerdem bietet das Maison de la Montagne Wanderkarten, Tipps zu den Routen und Wetterwarnungen und hält das Wanderwegenetz ausgezeichnet in Schuss.

Durch den Cirque de Mafate

Seit sieben Jahren lebt die geborene Elsässerin Nadine Wiss als Wanderführerin bereits auf La Réunion. Sie empfiehlt ein Drei-Tages-Trekking von Sans Soucis über Ilet des Orangers und Ti Col nach Roche Plate.

Nach einer Übernachtung geht es zunächst weiter zum Wasserfall Les Trois Roches und dann entlang des GR2 nach Marla. In diesem Dorf auf 1.600 Metern bleiben stets ab Mittag die Wolken der Passatwinde hängen und dann wird es kühl trotz sonst tropischer Temperaturen.

Am Morgen dann die Überraschung: Eine gewaltige Berglandschaft tut sich auf. Die Aussicht ist grandios und man sieht die Felswand von Maido, den Piton Cabris, den Mourne de Fourche und Le Nez de Boeuf sich kontrastreich vom Himmel abheben. Die letzte große Steigung dieser Tour führt 400 Höhenmeter hinauf auf den Col Taibit. Dort öffnet sich der Blick zum Piton des Neiges, dem mit 3.070 Metern höchsten Berg der Insel und auf den Cirques de Cilaos.

Schatten im Paradies

Im Jahr 2006 brach der langsam beginnende Tourismus, der wirtschaftliche Hoffnungszweig der Insel, beinah völlig zusammen. Schuld daran war das durch eine Mücke verbreitete Chikungunya-Fieber, das sich im indischen Ozean relativ stark ausbreitete.

Von einer Epidemie war auf La Reúnion sogar die Rede. Inzwischen hat sich - während der kühleren Jahreszeit die Lage wieder entschärft. Die Zahl der Erkrankungen ist drastisch zurückgegangen. Im November und Dezember konnte man sich bedenkenlos auf der Insel bewegen. Dennoch sollte man Mückenschutz immer im Reise-Gepäck haben, Prävention ist die Devise.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 24. Dezember 2006, 10:06 Uhr

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La Réunion Tourisme