Kritiken loben Harnoncourt

Il mondo della luna

Samstagabend fand die Premiere von Joseph Haydns vergnüglicher Oper "Il Mondo della luna" im Theater an der Wien statt. Nikolaus Harnoncourt dirigierte am Vorabend seines 80. Geburtstages und erntete großen Jubel - auch bei der Kritik.

Samstagabend fand die Premiere von Joseph Haydns vergnüglicher Oper "Il Mondo della luna" im Theater an der Wien statt. Nikolaus Harnoncourt dirigierte am Vorabend seines 80. Geburtstages und erntete großen Jubel. Auch die Presse gab sich durchwegs euphorisch - mit deutlichen Abstrichen bei der Inszenierung von Tobias Moretti.

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Die Presse

Warum Joseph Haydn als Opernkomponist bis heute so sträflich vernachlässigt wird? Im Theater an der Wien hat sich diese Frage keinen Moment lang gestellt. Die fesselnde, plastische Klangrede, die Nikolaus Harnoncourt vom Pult aus anstachelt, wird auch am Vorabend seines 80. Geburtstags unvermindert - nein, es muss heißen: mehr denn je - aufgeheizt von fanatischer Dringlichkeit und einer unbedingten Überzeugung: nämlich vielleicht nicht für alle Ewigkeit, aber doch für diesen einen klingenden Moment alles nur auf diese eine, ihm ureigene, zugespitzte Art realisieren zu können. (...) Szenisch vor allem, genau genommen aber auch sängerisch kann die Produktion mit dieser im Graben vorgegebenen Qualität nicht mithalten.

Der Standard
Die an Goldoni angelehnte Geschichte einer fingierten Mondreise, wo der Diener in einer verkehrten Welt zum Kaiser wird, hat Regisseur Tobias Moretti zwar recht ordentlich heruntererzählt. (...) Dennoch leistet die Inszenierung über weite Strecken kaum mehr als das, was manche Opernbesucher verlangen, indem sie "die Musik nicht stört" - zwar fantasievoll, aber unverbindlich und manchmal naiv.

Kurier
Harnoncourt macht das Maximum aus diesem Werk. Bei ihm geht der Mond endlich so richtig auf. Seine Gestaltungskraft ist immer wieder verblüffend, die Farbenpracht im Orchester exemplarisch, in den nur gehauchten Pianissimi-Passagen packt er auch den letzten Haydn-Skeptiker. (...)Das Sängerensemble agiert, wie man es zu selten in der Oper erlebt: Akrobatisch, glaubhaft und immer lustig.

Wiener Zeitung
Gewohnt intensiv leitet Harnoncourt seinen Concentus Musicus - vielleicht nur anfangs gar zu intensiv, denn da fliegen einem die Akzente wie penetrante Beschwörungen der Sorte "Haydn war gut!!" um die Ohren. Spätestens im zweiten Akt aber gewinnt die Sache an Fluss, federt Harnoncourt auch Längen durch frappante Farbvielfalt ab. Für Kurzweil sorgt auch die ebenso agile wie sangstarke Besetzung.

Deutschlandradio
Einen wirklichen Bogen finden Moretti und sein Team nicht und vermutlich wollten sie ihn gar nicht finden. Die Probleme, Intrigen und Abgründe dieser zeitweise immens bissigen Komödie bleiben an der Oberfläche beziehungsweise im Dunkeln. (...)Leider krankt die deutungsarme Gagparade auch an der musikalischen Umsetzung. Nikolaus Harnoncourt animiert seinen Concentus Musicus Wien diesmal zu sehr merkwürdigen Dingen, da knarzen die Darmsaiten, bis auch der Letzte verstanden hat, dass Harnoncourt das Haydn-Rad wieder mal neu erfinden möchte, da wiederholen die Hörner endlos das sensible Hörnerven eher auf- denn anregende Quäken, während die Rezitative oft seltsam blass und ungestaltet vorüberhuschen.

Links
Die Presse - Haydn an der Wien: Tom Turbo & bezaubernde Jeannie
Der Standard - Verkehrte Welt mit genau dem richtigen Tonfall
Kurier - Der Mond ist endlich aufgegangen
Wiener Zeitung - Heitere Expedition auf Haydns dunkle Seite
Deutschlandradio - Alberne Bilder, verblödete Karikaturen