Konsumieren in Österreich im 19. und 20. Jahrhundert

Die bunte grelle Warenwelt

Der Begriff Konsumgesellschaft ist zum Synonym der westlichen Gesellschaft ab der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geworden. Immer mehr Waren und Dienstleistungen, Wohlstand, Werbebotschaften, Massenkonsum sind Eckpfeiler der Konsumkultur.

Es geht heute beim Konsumieren nicht mehr nur um die Befriedigung lebensnotwendiger Bedürfnisse, sondern immer mehr auch um die Aneignung kultureller Codes und symbolischer Werte. Es gehe auch darum, mit dem Kauf eines Produkts symbolisches Kapital zu erwerben.

Fast täglich erscheinen neue Produkte am Markt. Viele haben es schwer gehabt, sich in der Gesellschaft zu verankern. Wie Produkte am Markt platziert werden, wie sie sich behaupten können, wie sie sich weiter entwickeln, das wird von Werbefachleuten maßgeblich vorgegeben. Werbung ist aber nur ein Teil einer umfassenden Produktkommunikation.

Das Warenhaus

Alle Produkte sind Medien. Sie haben Zeichen- und Bezeichnungszusammenhänge. Aus individuellen Deutungen werden kollektive Deutungsangebote. Die Produkte entwickeln ihre eigene Aura.

Die Konsumgesellschaft braucht natürlich auch reale Räume, in denen sie sich entfalten kann wie etwa das Warenhaus. Ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts gibt es sie - die Häuser, die von Anfang an nur einen Zweck hatten, nämlich Waren aller Art zu präsentieren und an die Käufer zu bringen.

Zwischen Konsum und Unterhaltung

Das Warenhaus hat einen neuen Typ von Kunden geprägt. Einen Kunden, der souverän war, flanieren und fantasieren konnte, die ausgeschilderten Preise vergleichen konnte und nicht unbedingt etwas kaufen musste. Das Warenhaus hat mehrere Welten gleichzeitig beherbergt. Es vermittelte zwischen Konsum und Unterhaltung.

Das Warenhaus war sozusagen das Flaggschiff der neuen Konsumgesellschaft. Historiker setzen das Entstehen der Konsumgesellschaft in der Mitte des 19. Jahrhunderts an - mit der Durchsetzung der industriellen Massenproduktion und der rasanten Entwicklung der Großstädte. Die Märkte wurden überregional und die aufkommende Werbung sprach immer größere Schichten der Bevölkerung an. Die Menschen wurden immer mehr von Selbstversorgern zu Käufern von Waren.

Erlebniswelt Einkauf

Das Einkaufen soll heute zum Erlebnis werden. Die neuesten Trends gehen auch in Richtung Wellnessangebote. Moderne Shoppingcenter beherbergen eine allumfassende Lebenswelt unter einem Dach. Bei Jugendlichen, insbesondere bei Mädchen, zählt - so sagen Umfragen - der Besuch des Shoppingcenters zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen.

Die neuen Erlebniswelten sind eine Möglichkeit, im Alltag in einen außeralltäglichen Zustand zu gelangen, in den der kollektiven Einsamkeit.

Hör-Tipp
Dimensionen, Mittwoch, 30. Dezember 2009, 19:05 Uhr

Buch-Tipp
Susanne Breuss, Franz Eder (Hrsg.), "Konsumieren in Österreich im 19. und 20. Jahrhundert", Studienverlag