Ein er-baulicherr Ausflug

Raffinierte Architektur mit Aussicht

Das Khunersche Landhaus bei Payerbach ist eines von ganz wenigen Beispielen für Landhausarchitektur bei Adolf Loos und noch weitgehend im Originalzustand erhalten, obwohl der Bau mittlerweile als Pension und Restaurant genutzt wird.

1928 beauftragte der reiche Wiener Lebensmittelfabrikant Paul Khuner den bekannten Architekten Adolf Loos mit dem Bau eines Landhauses auf einem schön gelegenen Berghang zwischen Semmering und Rax.

"Baue nicht malerisch. Überlasse solche Wirkung den Mauern, den Bergen und der Sonne", schrieb Adolf Loos. Er postulierte es nicht nur, er hat sich auch praktisch daran gehalten, vor allem beim Landhaus Khuner. Von außen sieht der Bau wie ein typischer Holzblockbau in den Alpen aus. Mit einem Unterbau aus Bruchstein nimmt er die traditionelle Bauweise der Bauernhäuser in der holz- und felsreichen Gegend auf.

1930 wurde der Bau fertig, seit 1963 steht er unter Denkmalschutz. Er ist einer von ganz wenigen Beispielen für Landhausarchitektur bei Adolf Loos und noch weitgehend im Originalzustand erhalten. Mittlerweile wird er allerdings als Pension und Restaurant genutzt.

Wie ein Blick aus der Loge

Die 12 Meter lange, 6,5 Meter breite und 4,5 Meter hohe Halle ist auf zwei Ebenen von Räumen umgeben, die wesentlich kleiner sind. Heinrich Kulka, der damals bereits das Architekturbüro von Adolf Loos und damit auch den Bau des Landhauses Khuner leitete, kommentierte diese ungewöhnliche Raumanordnung unter Bezugnahme auf die Loge im Theater:

"Loos erkannte, dass man die Enge der Loge nicht ertragen könnte, schaute man nicht in den großen Hauptraum, dass man also durch die Verbindung eines hohen Raumes mit einem niedrigen Annexraum sparen kann."

Beim Landhaus Khuner kam diese Erkenntnis zur Anwendung. Loos wollte schon seit 30 Jahren eine derartige Raumkonfiguration mit großer, zentraler Halle bauen.

Raffiniert gestaltete Zimmer

Die im Verhältnis zur Halle relativ kleinen Zimmer sind unter größtmöglicher Ausnutzung des Raumes gestaltet und erinnern bisweilen an Schiffskabinen. Im Schlafzimmer von Khuners Ehefrau ist das Bett als Alkoven gestaltet - nicht aus Willkür, sondern wegen der Ökonomie des Raumes.

Im Unterschied zu englischen und amerikanischen Landhäusern - Loos hielt sich nach Beendigung seines Studiums ab 1893 drei Jahre in den USA auf - wollte Loos für die Treppe möglichst wenig Raum verschwenden. Dennoch ließ er mit Hilfe von Spiegeln den Treppenhausbereich größer erscheinen, als er tatsächlich ist.

Die Fensterläden sind nicht zum Aufklappen, sondern werden verschoben. Sie laufen auf kleinen eisernen Rädern und Schienen. Um sie zu bewegen, ist in den Zimmern ein in Wandschränken verborgener Kurbelmechanismus angebracht.

Badezimmer im Originalzustand

Ursprünglich befand sich im Landhaus Khuner in jedem Stockwerk nur ein Badezimmer. Das hat sich mittlerweile wegen der Komfortbedürfnisse des Pensionsbetriebes entscheidend geändert. Duschen und weitere Badezimmer wurden eingebaut. Das Badezimmer neben dem Schlafzimmer des einstigen Hausherrn blieb aber bis heute fast vollständig so erhalten, wie es von Adolf Loos vor einem dreiviertel Jahrhundert konzipiert wurde.

Enge Verbindung zur Natur

Loos wollte trotz des nicht gerade milden Klimas am Bauort die Verbindung zwischen Gebäude und Natur möglichst durchlässig gestalten. So konstruierte er für das äußere Ende der Halle eine riesige Glasfront, deren gesamter unterer Teil bei Bedarf nach oben geschoben werden konnte, sodass zwischen Innen und Außen keine Barriere mehr bestand. Doch selbst bei windigem oder kühlem Wetter blieb die Natur nicht ausgespart: Im so genannten "Herrenzimmer" wurde ein Panoramafenster eingebaut mit prachtvollem Ausblick auf die Landschaft.

Hör-Tipp
Ambiente, jeden Sonntag, 10:06 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Link
Kunsttexte - Das Landhaus Khuner (pdf)
Looshaus am Kreuzberg