Zeitschrift zum Musikfestival "rampen*fiber"

Feminismus in der Musik

Die Zeitschrift "fiber" hat es sich vorgenommen, "Werkstoff für Feminismus und Popkultur" zu liefern. Als zehnte Ausgabe erscheint ein Themenheft zu Feminismus und Musik. "fiber" möchte Frauen aus Kunst und Musik eine Präsentationsplattform bieten.

Ende September, Anfang Oktober fand in Wien das feministische Musikfestival "rampen*fiber" statt, mit Performances, Konzerten, einem Filmwettbewerb, Workshops und ausgedehnten Diskussionen.

Veranstaltet wurde das Festival "rampen*fiber" von der Zeitschrift "fiber", die es sich vorgenommen hat, wie es im Untertitel heißt, "Werkstoff für Feminismus und Popkultur" zu liefern.

Themenheft zu Musik

Als zehnte Ausgabe von "fiber" wird nun im Dezember ein Themenheft zu Musik erscheinen, für die die Redakteurinnen und Festivalveranstalterinnen die vier Tage im Herbst nochmals Revue passieren haben lassen, um den Stand der Diskussion rund um die Geschlechterverhältnisse in der Musikproduktion, so wie er sich bei "rampen*fiber" abgebildet hat, zusammenzufassen und um auch noch einige weiterführende Diskursstränge daran zu knüpfen.

Mehr als Frauenmusik

Manche mögen der Ansicht sein, dass der Begriff Feminismus schon ein wenig ausrangiert ist. Die beiden "fiber"-Redakteurinnen und "rampen*fiber"-Mitveranstalterinnen Stephanie Kiessling und Sara Paloni halten es demgegenüber für wichtig, ihn nicht vorschnell ad acta zu legen.

Ganz bewusst haben sie für ihr Festival den Untertitel "feministisches Musikfestival" gewählt, und es nicht etwa als Frauenmusikfestival bezeichnet, weil, wie Stephanie Kiessling näher ausführt, "Feminismus ein politischer Begriff ist, der sich nicht auf eine biologische Konstruktion stützt, sondern politische Forderungen formuliert; Gesellschaftskritik, aber auch ein gewisses utopisches Moment implizit hat."

Gegen die Norm

Die Zeitschrift "fiber" ist im Jahr 2004 als Nachfolgeprojekt der Zeitschrift "Nylon" entstanden, welche wiederum als eine Reaktion auf die schwarz-blaue Regierungsbildung 1999 gegründet worden war.

Das zentrale Anliegen von "fiber" ist es, zum einen eine Diskussion in Gang zu setzen und zum anderen Frauen aus Kunst und Musik eine Präsentationsplattform zu bieten. Die Frage, ob dieses Anliegen bei einer gemischtgeschlechtlich geführten Zeitschrift, auch mit gemischtgeschlechtlicher inhaltlicher Ausrichtung, aufgrund der größeren Reichweite nicht vielleicht besser aufgehoben wäre beziehungsweise welche Vorteile ein ausschließlich von Frauen geführtes Projekt bietet, weist Stephanie Kiessling zurück.

"Erklären normalisiert nicht"

Warum müssen sich Projekte, die ausschließlich von Frauen betrieben werden immer erklären, stellt sie die Gegenfrage.

Wird ein Projekt ausschließlich von Männern und für Männer betrieben, dann fragt schließlich auch niemand nach dem Warum, "denn das ist die Norm und ich denke, es ist wichtig auch das Andere zu etablieren und zu normalisieren; indem man es immer erklärt, normalisiert man es nicht, sondern damit bleibt es etwas Exotisches".

Geschlechtsneutrale Clubkultur?

Zu insgesamt vier Diskussionen haben die Veranstalterinnen von "rampen*fiber" geladen. Ein Panel war der elektronischen Musik und Clubkultur gewidmet. Zur Diskussion standen unter anderem die Fragen, ob die elektronische Musik und Clubkultur Frauen tatsächlich mehr Möglichkeiten bietet, sich in die Musikproduktion einzuklinken, inwieweit die viel zitierte Auflösung der Geschlechter in der elektronischen Musik also tatsächlich stattgefunden hat.

Eine bereits oftmals gestellte Frage, und vor allem auch eine Frage, mit der die geladenen Musikerinnen nur wenig anzufangen wussten, wie Sara Paloni und Stephanie Kiessling erzählen, weil sie offenbar zu theorielastig und zu wenig praxisnah war.

Für völlig obsolet möchte Stephanie Kiessling die Frage nach der elektronischen Musik und Clubkultur als geschlechtsneutralem Ort aber auch nicht erklären: "Ich denke es braucht Utopien, man muss sie aber auch immer wieder revidieren können."

Netzwerkbildung

Als eine Errungenschaft der letzten Jahre führen Stephanie Kiessling und Sara Paloni die diversen Netzwerke an, wie etwa beispielsweise "female:pressure", die von Susanne Kirchmayr aka Electric Indigo gegründete Datenbank für Musikerinnen und DJs, oder das Ladyfest-Netzwerk.

Dabei, so Stephanie Kiessling hätte sich auch das Bewusstsein etabliert, dass man auf andere Frauen verweisen muss, um die eigenen Interessen zu stärken.

Stephanie Kiessling: "Es gibt diese Ideologie, die besagt, wenn eine Frau nur gut genug ist, dann wird sie es auch schaffen. Dazu muss man sagen: Nein. Es braucht mehr als das eigene Vermögen. Es braucht Netzwerke und die Unterstützung von Bündnispartnerinnen und Bündnispartnern. Da soll man sich nichts Gegenteiliges aufschwatzen lassen."

Hör-Tipp
Zeit-Ton, Freitag, 7. Dezember 2006, 23:05 Uhr

CD-Tipp
"Girl Monster", Compilation, Chicks on Speed Records, COSR33CD

Links
fiber
Girlmonster
Chicks On Speed Records
female:pressure
Women Take Back The Noise