E. T. A. Hoffmanns Zyklus als Hörbuch
Die Serapionsbrüder
Auch fast 185 Jahre nach E. T. A. Hoffmanns Tod sind zahlreiche seiner Geschichten wie "Das Fräulein von Scuderi" ungebrochen beliebt. Der große Zyklus, aus dem diese Erzählungen stammen, ist jedoch in Vergessenheit geraten: "Die Serapionsbrüder".
8. April 2017, 21:58
Die Serapionsbrüder erzählen
Es ist eine Runde exzentrisch anmutender Männer, die sich immer wieder abends in einer Berliner Stadtwohnung zusammenfindet, um einander selbst verfasste Erzählungen, Spukgeschichten und Märchen vorzulesen. Am Anfang sind es vier, später sechs Freunde, die sich in Diskursen über Literatur, Musik, Philosophie, unheimliche Phänomene und intellektuell bemänteltem Gesellschaftsklatsch ergehen. Es ist die Zeit der Romantik, und die Welt ist anregend rätselhaft.
Als Namenspatron hat sich dieses Quartett und spätere Sextett einen verrückten Einsiedler erkoren, der sich für den Märtyrer Serapion hält.
Hochkarätige Freundesrunde
Die Runde der "Serapionsbrüder" ist nicht bloß ein Produkt der lebhaften Fantasie des E. T. A. Hoffmann. Diese Runde gab es tatsächlich, und zu ihren Mitgliedern zählten neben Hoffmann der französisch-stämmige Schriftsteller und Weltumsegler Adelbert von Chamisso und Friedrich de la Motte-Fouqué.
Mit dem zwischen 1819 und 1821 erschienenen Zyklus "Die Serapionsbrüder" setzte Hoffmann dieser Männerrunde ein Denkmal und zog gleichzeitig Bilanz seines literarischen Schaffens. An die 1.200 Seiten umfasst dieses Mammutwerk. Weithin bekannt geworden sind einige der 27 Erzählungen aus diesem Zyklus wie etwa "Die Bergwerke zu Falun" oder "Das Fräulein von Scuderi". In Vergessenheit geraten ist eben die Rahmenhandlung der "Serapionsbrüder" - und das nicht zufällig, denn die angeregten Debatten der Männerrunde sind anspruchsvoll und ohne Beiziehung eines guten Lexikons kaum nachzuvollziehen. Sie stecken voller Zeitbezüge und Anspielungen.
Die Serapionsbrüder bleiben einander nichts schuldig. Kaum hat einer von ihnen eine Geschichte vorgelesen, fallen die anderen schon über ihn her als hießen sie Reich-Ranicki.
Ein Gesamtkunstwerk
Für den Bayerischen Rundfunk hat Regisseur Klaus Buhlert Hoffmanns Zyklus zu einem zwölfeinhalbstündigen Hörspiel destilliert. Auf Bayern 2 Radio wird es als Serie vom 26. Dezember 2006 an bis zum 4. Jänner 2007 um jeweils 20:30 Uhr und 15:00 Uhr ausgestrahlt.
Als Audio-Buch ist es im Hörverlag erschienen. Es ist eine Art Gesamtkunstwerk, denn Buhlert ist schließlich Komponist. Er hat aus Werken von Lully, Pergolesi, Purcell, Mozart, Tschaikowsky und Puccini musikalische Themen extrahiert und sie spielerisch als "Klangräume" in die Produktion einfließen lassen.
Hör-Tipp
Hörbücher, Freitag, 8. Dezember 2006, 16:05 Uhr
Mehr dazu in Ö1 Programm
Download-Tipp
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Hörbuch-Tipp
E. T. A. Hoffmann: "Die Serapionsbürder", Hörspielbearbeitung/Regie: Klaus Buhlert, Produktion: Bayerischer Rundfunk 2006, mit Herbert Fritsch, Felix von Manteuffel, Manfred Zapatka u. a., Der Hörverlag, 10 CDs, Gesamtspieldauer 685 Minuten, ISBN 13: 9783899409314, ISBN 10: 3899409310