Ich trommelte auf den Tisch
Vielleicht Langusten
Wenn man den anderen im Schwimmbad verliert, kann man mit oder ohne Brille suchen, spannender ist es ohne. Auch zermürbende Langeweile kann zu schöner Erinnerung werden, sogar Panikattacken, Goldbrassen und pannonisches Atmen im Ohr.
8. April 2017, 21:58
Die ersten Menschen waren zwei junge Champignons. Sie standen zu nahe bei einander. Als ihre Kappen größer wurden, musste der eine anfangen, langsamer zu wachsen, sonst wären beide Stängel abgebrochen. "Noch heute sehen die Frauen nur die Stängel der Männer und die Männer über die Köpfe der Frauen hinweg", schrieb der Rolls Royce unter den Dichtern, William Shakespeare, an seinen magyarischen Kollegen Sandor Mischgetränk. Doch die Dichter sagen nie die Wahrheit, und wenn sich die Bachmann auf den Kopf stellt, die Wahrheit wissen allein die Champignons, wie sie da stehen und nichts kapieren und esoterische Broschüren anblicken und Stefanie-Werger-Liedgut downloaden.
Ich war mit einer Freundin im Hallenbad. Wir gingen in die Sauna, aber da musste ich bald raus. Ich muss überall immer bald raus. Dann ging ich ins kalte Becken und sah zu, wie meine Füße größer wurden. Anschließend legte ich mich in den Entspannungsraum und hatte Panikattacken, bis ich einschlief. Ich versuche es mit autogenem Training und sage: "Schnauze, du hässlicher Gockel!" Weil das nicht hilft, bekomme ich Herzrasen und will aufspringen, hindere mich aber daran, der Zufall entscheidet, wer zuerst aufgibt.
Als ich aufwachte, war die Freundin nicht mehr in der Sauna. Ich ging zu meinem Kästchen, zog mich an und setzte die Brille auf. Vor dem Ausgang sah ich das Schild "Schwimmhalle". Ich ging zu meinem Kästchen, zog mich aus, nahm die Brille ab und suchte den Weg zur Schwimmhalle. Dort sah ich Pärchen, die schmusten, sowie Mütter, die Schwimmflügel an den Fingern stecken hatten. Ich sah eine Person, ging näher, sah sie genau an, suchte den Weg zum Kästchen, zog mich an, setzte die Brille auf und mich ins Restaurant. Ich dachte: "Sie hat noch viel mehr Dioptrien, hoffentlich stößt sie nirgends an."
Im Restaurant deckten sie andauernd die Tische, obwohl ich der einzige Gast war. Ich trank Bier und kaute Kaugummi. An den Wänden hingen Bilder von Goldbrassen und Langusten, die man nicht bestellen konnte. Ich biss mir beim Kaugummikauen in die Wange. Ich rauchte. Wäre die Freundin meine Freundin gewesen, hätten wir uns jetzt Vorwürfe überlegt. Ich trommelte auf den Tisch. Ich zählte die Langusten. Ich hatte nicht genug Geld dabei, um mich zu besaufen. Im Schwimmbadrestaurant macht man keine Schulden. Im Radio sang eine Tussi: "is this burning an eternal flame?" und ich dachte, dass das eine blöde Frage ist. Ich zerdrückte mit der Zigarette die Aschehäufchen im Aschenbecher. Nach zwei Stunden kam sie daher, und kurz war es so, als würden wir gleich streiten. Dann gingen wir und tranken Wein.
Als ich im Bett lag, dachte ich: "In meinem linken Ohr atmet ein Tier oder ein Mensch. Ich will nicht verrückt werden, aber es lässt sich nicht verhindern. Hallo, verzeih, kannst Du heute bitte bei mir schlafen, es ginge nicht um Sex, sondern um Angst. Wer, bitte, atmet in meinem Ohr? Wenn ich das Ohr mit der Hand verschließe, ist Ruhe, das ist doch nicht in Ordnung! Ich vermute, es ist mein Herzschlag, aber warum atmet er durch die Nase? Ihr dürft mich jetzt ins Krankenhaus bringen zu den Bettnässern und der Pyromanin, drei Mahlzeiten und jemand, der mir sagt, wer in meinem Ohr atmet. Vielleicht Langusten. Sind Langusten Tiere oder Pflanzen?"