Stoffwechselvorgänge live beobachten

Nuklearmedizin

Nuklearmedizin klingt gefährlich. Dieses Fach arbeitet tatsächlich auch mit radioaktiven Substanzen, mit so genannten offenen kurzlebigen Radionukliden. Trotzdem verursachen die Radionuklide zumeist keine höhere Strahlenbelastung als eine Röntgenaufnahme.

Die meisten Menschen haben von den Möglichkeiten der Nuklearmedizin im wahrsten Sinn des Wortes ein Bild im Kopf - nämlich aufgrund deren Anwendungen in der Forschung. Die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) und die Single-Photon-Emissionscomputertomografie (kurz SPECT) ermöglichen es den Forschern, Stoffwechselprozesse im Gehirn und in anderen Organen auf molekularer Ebene zu verfolgen. Diese spektakulären, buntfärbigen Aufnahmen von Vorgängen zum Beispiel im Gehirn sind dann in Wissenschaftsmagazinen zu bewundern.

Die Hauptaufgaben

Die Nuklearmedizin spielt aber auch bei der Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen sowie von Herz- und Skelettkrankheiten eine unverzichtbare Rolle. PET-Aufnahmen ermöglichen es, Krebsherde oder Metastasen bereits zu einem sehr frühen Zeitpunkt zu erkennen - oft früher als dies durch andere bildgebende Verfahren wie Computertomografie oder Magnetresonanztomografie möglich ist.

Ebenso unverzichtbar ist die so genannte Wächterlymphknoten-Diagnostik, auch Sentinel Node Diagnostik genannt.

Befallene Lymphknoten finden
Vor der Operation von zum Beispiel Brustkrebs muss der Chirurg wissen, ob der erste angrenzende Lymphknoten ebenfalls bereits Krebszellen enthält oder eben nicht. Dazu dient ein nuklearmedizinisches Verfahren. Eine kleine Menge winziger radioaktiv markierte Partikel wird injiziert. Dann wird der Abtransport dieser Partikel über die Lymphbahnen mit einer Gammakamera sichtbar gemacht und verfolgt. So gelingt es, den dem Krebs nächst gelegenen Lymphknoten in der Achselhöhle zu identifizieren.

Die Lage wird dem Operateur mitgeteilt, ein kleiner Hautschnitt genügt. Der Lymphknoten wird entfernt und untersucht. Sind Krebsabsiedelungen vorhanden, müssen die Lymphknoten der Achselhöhle entfernt werden, was häufig zu Lymph-Abflussstörungen nach der Operation führt.

Die Schilddrüse - klein aber oho
Ihre Existenz ist zwar durch den sprichwörtlichen Kropf allgemein bekannt, wenn es aber um ihre genaue Lage und Funktion geht, weist der Wissensstand vieler Menschen bereits Lücken auf. 20 Gramm schwer und von schmetterlingsförmiger Gestalt umschließt die Schilddrüse oberhalb des Brustbeines die Luftröhre.

Die von ihr produzierten beiden Hormone, das Thyroxin und das Tri-jod-thyronin, bestimmen die Geschwindigkeit unserer Stoffwechselfunktionen, indem sie die Körperzellen zur Sauerstoffaufnahme anregen.

Die Schilddrüse - Gaspedal unseres Körpers
Produziert die Schilddrüse ihre beiden Hormone, das Thyroxin und das Tri-jod-thyronin, zu fleißig, verliert man unweigerlich an Gewicht, hat Herzrhythmusstörungen, leidet an Schlaflosigkeit, innerer Unruhe und Durchfällen.

Schüttet sie zu wenige Hormone aus, wird unser Körper - bildlich gesprochen - auf Sparflamme herabgedrosselt. Verlangsamter Herzschlag, Verstopfung, ein erhöhter Cholesterinwert, Antriebsschwäche und Depressionen können die Folge sein. Nicht selten steckt daher hinter einem verwirrenden Beschwerdebild eine Über- oder Unterfunktion der Schilddrüse.

Funktionsstörungen der Schilddrüse
Das Signal mit dem die Schilddrüse - oft sogar sichtbar - darauf hinweist, dass mit ihr etwas nicht in Ordnung ist, besteht in der Kropf- oder Knotenbildung. Wenn Sie also Vergrößerungen oder Knoten ertasten, suchen sie sofort einen Spezialisten auf.

Der typische Jodmangel-Kropf ist in Österreich seit der Jodierung des Speisesalzes zwar selten geworden, dies gilt allerdings nicht für andere Funktionsstörungen der Schilddrüse. Vor allem ältere Menschen sind davon recht häufig betroffen. Unklare Beschwerdebilder mit Müdigkeit, depressiver Verstimmung et cetera sollten zumindest auch in Richtung Schilddrüsenunterfunktion überprüft werden.

Der erste und wichtigste Schritt ist, dass Sie beziehungsweise Ihr Arzt überhaupt an die Möglichkeit einer Schilddrüsenfehlfunktion denken. Die Diagnose dieser Fehlfunktionen und auch die Behandlung sind meist relativ einfach.

Diskutieren Sie mit!

Wenn Sie Fragen haben oder live auf Sendung von Ihren Erfahrungen berichten möchten, so können Sie uns während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 6979 erreichen. Ihr Anruf ist kostenlos. Sie haben auch die Möglichkeit, hier zu posten. Nach der Sendung wird Primar Kroiss Ihre Fragen hier im Forum bis zirka 15:15 Uhr beantworten.

  • Gibt es in Ihrer Familie Schilddrüsenerkrankungen?
  • Nehmen Sie Schilddrüsenhormone ein und fühlen sich nicht gut eingestellt?
  • Wussten Sie Schilddrüsenfunktionsstörungen nach der Schwangerschaft häufig sind?
  • Wie gefährlich ist der Krebs der Schilddrüse?
  • Hatten Sie bereits nuklearmedizinische Untersuchungen und fühlten Sie sich ausreichend aufgeklärt?
  • Bereitet Ihnen die Vorstellung sich radioaktive Substanzen zuführen zu lassen Angst?
Zu Gast sind: Prim. Univ.-Doz. Dr. Alois Kroiss, Leiter des Institutes für Nuklearmedizin am KH Rudolfstiftung der Gemeinde Wien und Prim. Univ.-Doz. Dr. Peter Lind, Vorstand der Abt. f. Nuklearmedizin LKH Klagenfurt.

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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 4. Dezember 2006, 14:20 Uhr

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