Internetadressen so wertvoll wie Luxusimmobilien

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Der Handel mit Internetadressen ist auf dem Weg ein Milliarden-Dollar-Geschäft zu werden. Mittlerweile ernährt er eine eigene, rasch wachsende Branche. So war die teuerste Adresse der Welt - http://www.sex.com - ihrem Käufer immerhin 17 Millionen Dollar wert.

Statement von Sedo-Geschäftsführer Marius Würzner

Wer je ein Haus oder eine Wohnung gekauft hat, kennt das Mantra: Die Lage bestimmt den Wert. Was für eine Immobilie im realen Leben gilt, gilt auch im Internet, also in der virtuellen Welt.

Auch im Internet ist die beste Adresse am meisten wert. Deshalb kann man mit Internetadressen ebenso handeln wie mit Immobilien.

Die teuerste Adresse der Welt

Der Handel mit Internetadressen ist auf dem Weg ein Milliarden-Dollar-Geschäft zu werden und ernährt mittlerweile eine eigene Branche. Dazu gehört etwa die Firma Sedo in Köln. Sie ist eine Art Auktionshaus für Internetadressen. Über ihre Website http://www.sedo.de werden Internetadressen gehandelt, als wären sie Immobilien oder Autos.

Die teuerste Internetadresse der Welt - http://www.sex.com - war ihrem Käufer 17 Millionen Dollar wert. Andere auf Sedo gehandelte Domains - etwa http://www.ticket.de - suchen um 350.000 Euro einen Käufer. Und: Ein findiger Österreicher hat vor Jahren http://www.mozart.at registriert und die Adresse um 70.000 Euro verkauft.

Warum so viel für so wenig?

Aber, warum gibt überhaupt jemand für Internetadressen so viel Geld aus? Hier hilft ein Vergleich.

Wer ein Geschäft in der besten Adresse der Stadt hat, hat meist die größte Kundschaft und macht viel Umsatz. Im Internet ist das genauso. Ob eine Internetadresse viel Umsatz bringt hängt davon ab, wie gut ihr Name ist. Denn je einfacher und griffiger, desto leichter kann man ihn sich merken oder die Adresse im Internet finden. Deshalb sei zum Beispiel http://www.auto.de viel mehr wert als - fiktiv gesagt - http://www.autohäuserinnordrheinwestfalen.de, erklärt Marius Würzner, einer der Geschäftsführer von Sedo.

Wie funktioniert der Handel mit Domains?

Im Monat zieht http://www.auto.de laut ihren Inhabern bis zu drei Millionen Kunden an. Auf der Website kann man Autos suchen, Händler oder private Verkäufer kontaktieren oder Finanzierungen angeboten bekommen. Autofirmen und Finanzdienstleister aller Art schalten ihre Werbung auf die Seite. Alle beteiligten Firmen zahlen für ihren Auftritt auf http://www.auto.de . Bestellt ein Kunde etwas über die Seite, schneidet der Betreiber ebenfalls mit.

Aber wie kommt nun der Handel mit Internetdomains zustande? Ganz einfach: Gute Domains wie http://www.auto.de sind Mangelware, denn sie sind schon registriert; das heißt, sie haben schon einen Besitzer. Das bedeute aber nicht, dass die Internet-Domain einfach weg ist; sie kann dem Inhaber abgekauft werden. Die jetzigen Inhaber von http://www.auto.de haben die Domain übrigens auch einem früheren Besitzer abgekauft - um einen siebenstelligen Euro-Betrag. Kurz: Internet-Domains seien ein ganz normales Wirtschaftsgut, sagt Würzner.

Umsatz und Chancen

Das Zusammenführen von Käufern und Verkäufern von Internet-Domains ist ein lukratives Business. Bei jeder Transaktion streift Sedo zehn Prozent Kommission vom Kaufpreis ein. Mit diesem Konzept hat Sedo von Anfang an Gewinne gemacht. Der Umsatz betrug letztes Jahr 21 Millionen Euro. Weltweit werden mit dem Handel von Internet-Domains jährlich rund 60 Millionen Dollar umgesetzt. Sedo ist weltweit die größte Handelsplattform.

Die große Chance dieses Business: Jeder kann sich einen guten Domain-Namen ausdenken und ihn registrieren lassen. Das tut man entweder bei einem Internet-Dienstleister oder bei einer Registrierungsstelle. In Österreich heißt diese http://www.nic.at. Kostenpunkt: im Schnitt 20 bis 30 Euro pro Jahr - also keine große Investition.

Die Domainhändler

Kaum verwunderlich, dass es in Anbetracht der hohen Summen, die für gute Domains bezahlt werden, inzwischen auch professionelle Internet-Domainhändler gibt, die Adressen in erster Linie zu dem Zweck registrieren, um sie weiter zu verkaufen.

Alexander Ernst aus Wien ist so ein Profi-Internet-Domainhändler. Über seine Firma Bios hat er rund 1.000 Internet-Domains registriert. Reich werden könne er damit nicht, aber gut dazu verdienen, betont er.

"com" vor "de" und "at"

Am meisten wert seien "com"-Domains. Unter den Länder-Domains liege "de" unangefochten vorne, sagt Würzner von Sedo. Zehn Millionen "de"-Seiten gebe es bereits. Österreich hinke im Vergleich dazu mit 650.000 registrierten "at"-Domains noch hinterher. Aber der Markt wachse rasant, denn immer mehr Unternehmer und auch Privatpersonen haben eigene Webseiten.

Wie in jedem Business ist auch im Domainhandel die größte Frage: Was sind die nächsten Trends? Die Tipps der Experten: Die neuen Adressen mit Umlauten. Andererseits werden sich Adressen mit asiatischen oder kyrillischen Schriftzeichen stärker durchsetzen. Außerdem sollen neue Endungen, etwa "asia" kommen. Heuer etwa wurde von der Europäischen Union die Endung "eu" eingeführt, um die europäische Identität im Internet zu stärken.

Tipps für künftige Domain-Geschäfte

Für alle, die jetzt selbst Lust bekommen haben, mit Domains Geld zu verdienen, hat Richard Wein von der österreichischen Registrierungsbehörde http://www.nic.at einen Rat: Hände weg von Namen berühmter Persönlichkeiten oder registrierter Marken. Hier gelten Namens- und Markenrechte, die geschützt sind. Kommt es zu einem Rechtsstreit, würden die vermeintlich kniffligen Domain-Besitzer meistens verlieren.

Abschließend noch ein Tipp an alle Unternehmer: Denken Sie rechtzeitig daran, alle wichtigen Marken- und Produktnamen mit allen wichtigen Endungen selbst zu registrieren, damit Domainhändler keine Chance haben.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 1. Dezember 2006, 9:45 Uhr

Download-Tipp
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