Lalo vertont Schiller

Inhaltsangabe von "Fiesque"

Diese Oper finden Sie in keinem Opernführer: Edouard Lalos "Fiesque" entstand vor rund 140 Jahren. Uraufgeführt wurde das Werk erst diesen Sommer. Lalo gilt heute als ein Wegbereiter des Impressionismus, besonders geschätzt von Claude Debussy.

Nüchterner Hintergrund der Geschichte von Edouard Lalos Oper "Fiesque", die 1547 in Genua spielt: Mit Andrea Doria hatte sich die Handelsmetropole die Unabhängigkeit von Frankreich erkämpft. Jetzt ist das Oberhaupt der Stadt 80, und im Hause Doria steht ein Generationswechsel an. Gianettino will das Amt seines Onkels Andrea übernehmen.

Um den Republikaner Verrina haben sich Verschwörer versammelt, die jedoch vor allem eigene Ziele verfolgen. Insbesondere Fiesco, ein Lebemann und Frauenheld, scheint gefährlich. Der von Gianettino geplante Mordanschlag auf ihn schlägt fehl. Fiesco kann die Verschwörer auf seine Seite ziehen. Verrina wartet den Umsturz ab und stößt dann den frisch gekürten Dogen ins Meer.

Doch was wäre eine Oper ohne Affären? - So spielen natürlich die beiden Frauen um Fiesco, seine Gattin Leonore und seine Geliebte Julie, eine wesentliche Rolle.

Erster Akt

Der erste Akt beginnt mit einem Maskenfest im Palast des Fiesco. Seine Frau Leonore ist besorgt. Sie hat ihren Mann zusammen mit Julie, der Schwester des Gianettino Doria gesehen. Die beruhigenden Worte ihrer Freundinnen helfen nicht. Leonore verflucht die Dorias, weil sie ahnt, dass ihnen aus diesem Hause nicht nur privates Unheil droht. Gianettino kommt mit dem Mooren Hassan. Er soll Fiesco beseitigen. Nach langem Hin und Her werden sich die beiden über die Summe einig, für die Hassan bereit ist, die Mordtat zu begehen. Viel ist es nicht. Dann erscheint Fiesco mit Julie. Sie scherzen und umgarnen einander.

Julie fragt, wie könne sie seinen Liebeschwüren glauben, wenn er immer noch das Porträt seiner Frau Leonore um den Hals trage. Fiesco zögert kaum, reißt sich das Medaillon ab und gibt es ihr. Julie triumphiert und reicht ihm ein Bild von sich. Fiesco verspricht ihr, dass er nie mehr eine andere Frau lieben werde und mischt sich wieder unter die maskierten Festgäste.

Unter ihnen sind auch Verrina und Leonore. Beide geben sich zu erkennen und rufen mit anderen Gästen zusammen Gott um Hilfe an, er möge doch Leonore den Mann zurückgeben und Genua von der Dynastie der tyrannischen Dorias befreien. Fiesco kommt hinzu und kann die getrübte Stimmung nicht deuten. Er fordert seine Gäste auf, sich zu amüsieren, denn das sei der Sinn des Lebens. Verrina widerspricht entschieden. Der Sinn des Lebens sei, mannhaft zu handeln. Genua brauche niemanden, der die Stadt um des eigenen Vergnügens willen verrate.

Doch sein Appell verhallt im Rausch der feiernden Ballgäste. Hassan nutzt die Gelegenheit, um Fiesco zu töten. Doch der entwaffnet ihn und erfährt den Namen des Auftraggebers - Gianettino Doria. Für einen Spottpreis habe er ihn gedungen. Hassan wirft sich Fiesco zu Füßen und bietet ihm seine Dienste an. Seine Aufgabe ist, dafür zu sorgen, dass die schlechte Stimmung gegen die Familie Doria weiter geschürt wird. Damit beginnt der zweite Akt.

Zweiter Akt

Hassan streut das Gerücht unter das Volk, dass Gianettino Doria die Tochter des Republikaners Verrina verführt hätte. Auch Verina selbst hetzt die Genueser zum Aufstand gegen die Dorias auf. Fiesco bittet um Aufmerksamkeit. Er hat Sonderbares geträumt, von seiner Kindheit, seiner Jugend und davon, wie er seine Leonore zum Traualtar geführt und ihr ewige Liebe geschworen habe. Dann habe er plötzlich Stimmen gehört, die ihn zum Dogen von Genua ausgerufen hätten.

Wie jetzt Leonore zu ihm kommt, ganz niedergeschlagen und traurig, weil sie glaubt, die Zuneigung ihres Mannes vollends verloren zu haben, überschüttet Fiesco sie wieder mit Liebesschüren. Verrina und seine misstrauischen Verschwörer stellen Fiesco zur Rede.

Sie wollen endlich wissen, woran sie bei ihm sind. Fiesco überzeugt sie mit Taten und Fakten. Mittels eines Briefes beweist er ihnen, dass Parma Soldaten schicken wird. Aus Frankreich soll Geld kommen und aus Rom werden Galeeren erwartet.

Der zweite Akt schließt mit dem gemeinsamen Schwur, die Dorias zu stürzen.

Dritter Akt

Mit dem dritten Akt, wieder in Fiescos Palast, laufen die Vorbereitungen zu dem entscheidenden Angriff. Fiesco hat mehrere Hundert Söldner angeheuert und in die Stadt geschmuggelt.

Die Verschwörer wollen den Hafen überfallen, die Galeeren kapern und die Hauptplätze der Stadt besetzen. "Patrie" soll das Losungswort für den Angriff sein. Fiesco verlangt von seinen Anhängern unbedingten Gehorsam. Alle versprechen, nur ihm zu folgen. Siegen oder Sterben, mit dieser Devise wollen die Aufständischen in den Freiheitskampf ziehen. Nur Verrina schwört leise vor sich hin, dass er nicht gewillt ist, Fiesco als neuen Herrscher zu akzeptieren. Da erscheint Leonore. Fiesco rät seiner Frau, sich schnell zu verstecken.

Bald weiß sie auch den Grund: Fiesco hat sich mit Julie verabredet. Lenore belauscht die Unterhaltung der beiden. Fiesco spielt erst den unsterblich Verliebten. Dann wird er ernst und wütend. Er präsentiert der Doria-Tochter ein Fläschchen mit Gift, das sie Hassan gegeben hatte mit dem Auftrag, Leonore umzubringen. Fiesco übergibt Julie seinen Soldaten. Ein Kanonendonner kündet vom Sieg der Aufständischen.

Andrea Doria ist geflohen. Verrina hat Gianettino getötet. Jubelnd empfängt Genua Fiesco, den Retter der Stadt, als neuen Dogen. Nur Verrina bleibt kühl. Unter einem Vorwand lockt er Fiesco ans Meer, wo er ihn inständig bittet, den Purpurmantel wieder abzulegen. Als Fiesco sich weigert, stößt ihn Verrina ins Wasser. Der schwere Umhang zieht Fiesco in die Tiefe.

Verrina triumphiert. "Il est mort. Vive la patrie!" - "Er ist tot. Es lebe das Vaterland!"

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Hör-Tipp
Edouard Lalo, "Fiesque", Samstag, 25. November 2006, 19:30 Uhr

Links
Nationaltheater Mannheim - Fiesque
Projekt Gutenbert - Friedrich Schiller, "Die Verschwörung des Fiesco zu Genua"