Zwischen Hundertstelsekunden und -stunden
Chronobiologie
In der noch jungen Wissenschaftsdisziplin Chronobiologie wird erforscht, wann, wofür die richtige Zeit ist. Durch das Wissen um den inneren Rhythmus können zum Beispiel Medikamente effizienter eingesetzt werden.
8. April 2017, 21:58
Das Leben folgt nicht nur einem einzigen Rhythmus. Neben kurzen, oft nur Bruchteile von Sekunden dauernden Rhythmen, wie zum Beispiel das feuern von Nervenzellen, gibt es unter anderem auch Rhythmen die sich mehrmals täglich wiederholen. Wie zum Beispiel die Konzentrations- und Leistungsfähigkeit, oder die Aktivität der Blase.
Im Gegensatz dazu gibt es auch längere Rhythmen. In der Chronobiologie heißen diese, "Zirkadiane" Rhythmen. Diese folgen einem rund 24-stündigem Ablauf. Davon betroffen ist zum Beispiel unsere Körpertemperatur, unsere Hormonproduktion und der Schlaf- und Wachrhythmus. Sie alle durchlaufen beim Menschen innerhalb - etwa - eines Tages, nur einen einzigen absoluten Hoch- und einen einzigen, absoluten Tiefpunkt.
Auch Alter beeinflusst Schlafphasen
Einen Einfluss auf unser Schlafverhalten hat auch das Lebensalter. Dabei gilt, grob gesagt die Regel: Wir werden als Morgenmenschen geboren. Während der Jugend werden wir zu Abendmenschen. Und ab dem cirka 20. Lebensjahr werden wir bis ins hohe Alter hinein, immer mehr wieder, zu Morgenmenschen, also zu Frühaufstehern - und das immer auf Basis der eigenen Konstitution.
Dass der menschliche Körper zu gewissen Tages- und Nachtzeiten verschiedene Phasen durchlebt, diesen Umstand macht sich nun auch die Medizin zu Nutze. Denn manche Medikamente wirken zu verschieden Zeiten besser, während sie zu anderen Zeiten eine schlechtere Wirkung entfalten.
Medikamente und Körperzyklen
Der Mensch reagiert zu unterschiedlichen Zeiten auf die selbe Substanz verschieden. Ein Faktum, dass nicht nur in der Krebsforschung berücksichtigt wird, sondern auch die Forschung in zahlreichen anderen medizinischen Bereichen beeinflusst. So könnte zum Beispiel auch die Neigung zu extremem Übergewicht eine Folge von Rhythmusstörungen sein.
Auch bei Diabetes gibt es Indizien, dass dieser Krankheit eine Rhythmusstörung zu Grunde liegen könnte. Denn Insulin wird im Körper in der Regel in 15-Minuten-Intervallen freigesetzt. Verschwinden diese Intervalle, dann ist das ein erstes Zeichen einer beginnenden Erkrankung - noch bevor irgendwelche Symptome auftreten.
Auch bei der Verabreichung von Medikamenten wird mittlerweile darauf Rücksicht genommen, wann diese am besten wirken. Asthmapräparate und Säure hemmende Medikamente gegen Magengeschwüre entfalten zum Beispiel ihre Wirkung am Besten am Abend. Blutdrucksenkende Mittel hingegen sollten eher in den frühen Morgenstunden eingenommen werden, da der Blutdruck um diese Zeit zu steigen beginnt.
Der beste Zeitpunkt, zum Zahnarzt zu gehen ist laut Studien gegen 15:00 Uhr. Denn um diese Tageszeit wirken Betäubungsmittel rund drei Mal so lange als in der Früh.