Über Chancen und Grenzen
Windenergie in Österreich
Während die Windenergie in europäischen Ländern am Meer und in flacheren Regionen besser ausgeschöpft werden kann, sehen Energie-Experten die Grenzen des Potenzials in Österreich bald erreicht. Einer der Hauptgründe hiefür ist der Wind selbst.
8. April 2017, 21:58
Österreichische Experten über die Windkraft
Weltweit läuft die Suche nach Energiequellen, die die Menschen weniger abhängig von Öl und Gas machen. Windenergie ist hiefür eine echte Alternative: sie ist sauber und geht nie aus. Besonders Länder am Meer setzen auf Windkraft, weil an den Küsten der Wind oft und stark weht. In Europa nutzen Deutschland, Dänemark und Spanien die Windkraft am stärksten. Österreich hingegen hat zwar weniger Anlagen als diese Länder, aber deutlich mehr im Vergleich zu anderen Binnenländern.
Die ersten Windparks Europas
Ein Land mit großen Ausbauplänen ist Spanien. Im Vorjahr haben dort Windkraft-Anlagen sieben Prozent des Strombedarfs gedeckt. Bis zum Jahr 2010 will die Regierung in Madrid 30 Prozent des Stroms aus Windkraft gewinnen. In Andalusien in Südspanien sind in den 1980er Jahren auch die ersten Windparks Europas entstanden. Bis heute sind die Hügeln an der Küste mit Windrädern überzogen, die verglichen mit modernen Anlagen klein sind und an Windmühlen erinnern. Anlagen - wie sie heute gebaut werden - sind bis zu 100 Meter hoch und liefern ein Vielfaches der Energie alter Anlagen.
In Spanien sind es nicht nur Umweltschützer oder Grünpolitiker, die den Ausbau der Windkraft unterstützen. Von Anfang an haben Industrie und große Energieversorger auf die Windenergie gesetzt, weil sie die einzige Energiequelle ist, die Spanien selbst hat und das Land zu einem Teil von Energieimporten unabhängig macht. Niemand sieht es als Problem, dass Windstrom etwas teurer ist als Strom aus Öl- und Gaskraftwerken - auch die Verbraucher nicht, die letztendlich mehr dafür zahlen müssen.
Land der Berge, Land am Strome
Ein Vergleich zwischen Österreich und Spanien ist schwer bis kaum möglich, denn unser Land hat schon aufgrund seiner geografischen Lage andere Voraussetzungen. Österreich bezieht rund zwei Drittel seines Stroms aus Wasserkraft. Ökostrom und damit auch Windenergie gelten etwa bei der Industriellenvereinigung und der Arbeiterkammer in erster Linie als Kostenfaktor.
Österreichische Windkraft-Betreiber bekommen einen fixen Einspeisetarif, der höher ist als der Marktpreis für Strom. Die Differenz zahlen die Kunden als Ökostrom-Zuschlag. Mit diesem Fördersystem sind dabei hunderte Anlagen entstanden. Seit Oktober gilt allerdings ein neues System, das die Förderungen begrenzt.
Die Interessensgemeinschaft Windkraft befürchtet daher, dass mit dem neuen Gesetz viel weniger neue Anlagen gebaut würden.
Begrenzte Förderungen
Seit Oktober gilt ein neues System, das die Förderungen begrenzt. Die Interessensgemeinschaft Windkraft befürchtet dadurch, dass mit dem neuen Gesetz viel weniger neue Anlagen gebaut würden.
Derzeit deckt Windkraft drei Prozent des österreichischen Strombedarfs. Geht es nach der IG Windkraft, könnten es zehn Prozent sein. Es gäbe genug Wind in Österreich, um vor allem im Weinviertel und im Burgenland weitere Anlagen zu bauen, wird argumentiert.
Anhänger und Skeptiker
Derzeit deckt Windkraft drei Prozent des österreichischen Strombedarfs. Geht es nach der IG Windkraft, könnten es zehn Prozent sein. Es gäbe genug Wind in Österreich, um vor allem im Weinviertel und im Burgenland weitere Anlagen zu bauen, wird argumentiert.
Andere Energie-Experten schätzen die Möglichkeiten der Windenergie vorsichtiger ein. Österreich könnte aus Windenergie doppelt so viel Strom beziehen wie heute, meint etwa das Beratungsunternehmen A.T. Kearney. Das sei zu erreichen, wenn alte Anlagen durch stärkere ersetzt würden. Allerdings sei das Potenzial geringer als in Ländern am Meer wie Deutschland oder Spanien. A.T. Kearney ist aber überzeugt, dass Windenergie in wenigen Jahren ohne Förderung auskommen wird. Die Stromerzeugung aus Windkraft wird effizienter und damit billiger. Zugleich steigt der Marktpreis für Strom.
Bessere Nutzung möglich
In einer Forderung sind sich Windkraft-Anhänger und -Skeptiker jedoch einig: Windenergie könnte besser genutzt werden, wenn die Stromleitungen besser wären. Denn das Problem an Windstrom ist, dass man nicht länger als ein paar Stunden voraus berechnen kann, ob genug Wind geht.
So kann es passieren, dass es stürmt, wenn wenig Strom gebraucht wird und dass es windstill ist, wenn es an Energie fehlt. Daher - so die Experten - kann nur ein starkes Stromnetz diese Schwankungen ausgleichen und dafür sorgen, dass nicht für jeden Windpark ein anderes Kraftwerk in Reserve gehalten werden muss.
Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 24. November 2006, 9:45 Uhr
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Links
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