Ein brisantes Problem

Typ-2-Diabetes

Am 14. November ist der Weltdiabetestag. Zirka 330.000 Österreicher haben einen diagnostizierten Typ-2-Diabetes. Seit Jahren klagen Betroffene und manche Experten über die unzureichende Versorgung von Typ-2-Diabetikern.

In Österreich gibt es mehr als 350.000 Zuckerkranke, 90 Prozent der Betroffenen leiden am so genannten Typ-2-Diabetes. Experten gehen davon aus, dass mindestens weitere 100.000 Menschen an Typ-2-Diabetes leiden, ohne diese zu wissen. Demzufolge erhalten sie auch keine Behandlung. Trotz aller Aufklärungskampagnen und Weltdiabetes-Tage scheint diese Situation nur schwer veränderbar zu sein.

Ein seit Jahren ungelöstes Problem

Seit Jahren klagen Betroffene, Ärzte und Public-Health-Experten über die unzureichende Versorgung von Typ-2-Diabetikern. Nur etwa 25 Prozent werden optimal behandelt - so viele Experten. Somit ist weiterhin mit einer hohen Zahl der gefürchteten Spätschäden wie Nierenversagen, Erblindung, Amputation, Schlaganfall, Herzinfarkt etc. zu rechnen.

Unzureichend betreut und ungeschult leben Typ-2-Diabetiker statistisch betrachet noch zehn Jahre nach Diagnosestellung. Bei optimaler medizinischer Betreuung kämen weitere sechs Lebensjahre hinzu.

Zögerliche Fortschritte

Seit einigen Jahren werden Anstrengungen unternommen, um die Situation zu verbessern. 2004 wurden in Österreich erstmals Behandlungsrichtlinien herausgegeben - vergleichbare Gesundheitssysteme haben solche Richtlinien bereits Jahre früher entwickelt.

2005 wurde auf Basis des Österreichischen Diabetes-Berichtes von 2004 ein Diabetesplan vom Bundesministerium für Gesundheit und Frauen erstellt. Seitdem wird um die Umsetzung gerangelt. Vor allem das Kernstück des Diabetesplans, das "Disease-Management-Programm Diabetes mellitus Typ 2 (DMP)" scheint auf Widerstand zu stoßen.

Aufwertung der Hausärzte

Einer der Knackpunkte ist: Welche Ärzte und aus welchen Töpfen bezahlt, sollen die Schulung und Betreuung der Erkrankten verstärkt übernehmen? Aus vielen Gründen kommen dafür eigentlich nur besonders geschulte Hausärzte in Frage. Da bisher aber die meisten Geldmittel für die Behandlung von Diabetikern in den Krankenhäusern landeten, gibt es grob gesprochen Verteilungskämpfe unter den jeweiligen Kostenträgern.

Außerdem beklagen Selbsthilfe-Gruppen, dass es in Österreich zu wenige niedergelassene Diabetes-Experten gibt. Diese sollten die Betreuung von komplizierten Erkrankungsverläufen übernehmen, wenn der Hausarzt mit seinem Latein am Ende ist. In manchen Bundesländern wird die Umsetzung des Diabetes-Managementplanes vorangetrieben, in anderen nicht.

Der Typ-2-Diabetes

Diese Diabetesform ist eigentlich nur die sprichwörtliche "Spitze des Eisberges" einer Kombination von Stoffwechselstörungen. Experten sprechen vom metabolischen Syndrom. Übergewicht, hoher Blutdruck, zu hohe Blutfettwerte und eben die Störung im Zuckerhaushalt werden unter diesem Begriff zusammengefasst. Leider verursachen all diese Stoffwechselstörungen zunächst keine auffälligen Symptome.

Die möglichen Konsequenzen

Besonders erschreckend sind die Folgeerkrankungen des Diabetes. Unzureichend behandelter Typ-2-Diabetes kann zum Beispiel zu Herz-Kreislauferkrankungen führen - hier liegt die Mortalität bei etwa 70 Prozent. Darüber hinaus sind etwa 40 Prozent der Dialysepatienten Diabetiker, ebenso ein Drittel aller Schlaganfallpatienten.

Besonders gefürchtet sind chronische Nervenschäden und Durchblutungsstörungen der Beine, die im schlimmsten Fall zur Amputation des betroffenen Fußes führen. Viele dieser Spätfolgen könnten durch rechtzeitige Behandlung weitgehend vermieden werden.

Die Eigenverantwortung

Neben einer gewissen genetischen Veranlagung sind es vor allem Bewegungsmangel und Fehlernährung, die Typ-2-Diabetes verursachen. Diese Faktoren liegen also im Bereich der Eigenverantwortung.

Aber auch der Krankheitsverlauf könnte durch Gewichtsabnahme, entsprechende Bewegung und Ernährungsumstellung von den Betroffenen selbst sehr positiv beeinflusst werden. Dies gelingt nicht allen.

Diskutieren Sie mit!

Wenn Sie Fragen haben oder live auf Sendung von Ihren Erfahrungen berichten möchten, so können Sie uns während der Sendung unter der Telefonnummer 0800 22 6979 erreichen. Ihr Anruf ist kostenlos. Sie haben auch die Möglichkeit, hier zu posten. Nach der Sendung werden einige unserer Sendungsgäste Ihre Fragen hier im Forum bis zirka 15:15 Uhr beantworten.

  • Welche Vorteile hat ein Österreichweiter Diabetesplan für die Betroffenen und warum wird dieser so zögerlich umgesetzt?
  • In welchen Bereichen könnte die Versorgung von Diabetikerinnen und Diabetikern verbessert werden?
  • Was können dazu die praktischen Ärzte, was die Stoffwechselexperten beitragen?
  • Gibt es genug Diabetes-Spezialisten, die sich um die Einstellung von komplizierten Erkrankungsbildern kümmern können?
  • Welche Medikamente verhindern tatsächlich Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt etc.?
  • Welche Forderungen erheben die Österreichischen Selbsthilfegruppen?
Zu Gast sind: Dr. Susanne Pusarnig, praktische Ärztin Wien, Dr. Erich Wolfrum, Obmann der Selbsthilfegruppe "Aktive Diabetiker Austria", Prim. Dr. Gert Klima, Chefarzt der Steiermärkischen Gebietskrankenkasse.

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Hör-Tipp
Radiodoktor, Montag, 6. November 2006, 14:20 Uhr

Download-Tipp
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Veranstaltungs-Tipp
Diabetes-Infotag der Selbsthilfegruppe Aktive Diabetiker Austria, Samstag, 11. November 2006, 14:00 bis 18:00 Uhr, Radetzkystraße 2, 1030 Wien.