Vor- und Nachteile einer Ölabhängigkeit

Saudi-Arabiens Ölmilliarden

Saudi-Arabien ist gleichbedeutend mit nahezu grenzenlosem Ölreichtum. Der nach Russland zweitgrößte Ölproduzent der Welt finanziert sich zu drei Vierteln aus Ölmilliarden. Aber die Abhängigkeit von Öl macht auch verwundbar.

Die Schattenseiten des märchenhaften Reichtums

Waren die Saudis noch bis in die 1960er Jahre überwiegend Beduinen, so sind die ehemaligen Wüstenscheichs von damals heutzutage mehrheitlich sesshaft geworden. Der Grund hiefür: ihr märchenhafter Ölreichtum. Das Königreich ist nach Russland zum zweitgrößten Ölproduzenten der Welt avanciert und finanziert sich zu drei Vierteln aus Ölmilliarden.

Das schwarze Gold hat das ganze Land tiefgreifend verändert und einen Urbanisierungsprozess sagenhaften Ausmaßes eingeleitet. Die Abhängigkeit von Öl macht aber auch verwundbar. Ölpreisschwankungen oder Anschläge auf Ölanlagen treffen unmittelbar den Nerv des Landes. Und - Öl wird nicht ewig aus dem Wüstenboden sprudeln.

Investitionsfeuerwerk für die Zukunft

Maßgebend für das neue Investitionsprogramm der Saudis ist die SAGIA, die Saudi Arabia General Investment Authority. 650 Milliarden Dollar will das Land in den nächsten 15 Jahren investieren, und zwar in alle Bereiche, ob Strom, Wasser, Telekommunikation oder Infrastruktur: ein Investitionsfeuerwerk, das durchaus noch größer werden kann, wenn der hohe Ölpreis die Kassen des größten Erdölförderlandes weiter so füllt wie bisher.

Am Geld oder am Erdöl liegt es derzeit jedenfalls nicht, die geplanten Investitionen auch in die Tat umzusetzen, denn das Königreich verfügt über mehr als 25 Prozent aller Ölreserven der Welt. Diese Ressourcen sind in den östlichen Landesteilen zentriert. Das wichtigste Unternehmen auf dem Ölsektor ist dabei die Saudiarabian American Oil Company, die ARAMCO.

Neben den Erdöl- und Gasreserven ist Saudi-Arabien aber auch reich an wertvollen Metallen wie Silber, Gold, Kupfer, Eisen, Blei und Zink. Da die meisten dieser Gebiete noch erschlossen werden müssen, gibt es auch dort viele Investitionsmöglichkeiten.

Landwirtschaft und Industrie expandiert

Datteln, Weizen und Gerste sind die wichtigsten landwirtschaftlichen Erzeugnisse des Königreichs. Die Jahresproduktion Saudi-Arabiens liegt nach den Zahlen von 1999 bei 9.197 Millionen Dollar. Berücksichtigt man das trockene Klima, ist dies ein ziemlich gutes Ergebnis. Um auch hier weiter zu expandieren, haben die Saudis für die Zukunft Pläne zur Auffindung verborgener Wasserressourcen erstellt.

Was die tierischen Ressourcen betrifft, so importiert Saudi-Arabien, trotz der hohen Zahl an Schafen und anderen Gras fressenden Tieren, immer noch Fleisch und Molkerei-Erzeugnisse.

Auch auf dem Gebiet der industriellen Fertigung hat das Königreich, insbesondere nach der Erhöhung der Erdölproduktion, enorme Fortschritte gemacht. Diese Fortschritte betreffen die Erdölaufbereitung, petrochemische Erzeugnisse, die Eisenproduktion, die Nahrungsmittelproduktion und viele andere industrielle Umwandlungsprozesse, wie etwa die Zementherstellung.

Das Ölimperium und seine Erfolgsstory

Die politische Geschichte des Landes steht in engem Zusammenhang mit seiner wirtschaftlichen Entwicklung. Das Ölgeschäft fiel zeitlich mit der Entstehung des Landes als einer politischen Einheit zusammen und trug zu seinem Fortschritt bei. Saudi-Arabien wurde 1902 als erster neuer Staat in der Region ordnungsgemäß gegründet. König Abd Al-Aziz Bin Abd Al-Rahman bin Faisal Al-Saud gelang es, einen Staat zu errichten, der durch die Entdeckung riesiger Ölreserven eine große Bedeutung für die Wirtschaft der Industrienationen erlangte.

Am 19. September 1932 wurde per königlichem Beschluss die Einheit der Nation verkündet und dieser die Bezeichnung Königreich Saudi-Arabien verliehen. Vor der Erdölexploration war die Wirtschaft abhängig vom Exporthandel, der Landwirtschaft und dem Tourismus, also den Pilgern, die nach Mekka und Medina kamen.

Die saudische Regierung gewährte dem Unternehmen Standard Oil of California ein Gebiet von 495.900 Quadratmeilen zur Ölförderung. Einige Monate nach Unterzeichnung des Vertrags gab es im Gebiet von Jabal Thahran ermutigende Ergebnisse. 1938 wurde genug Öl für eine Unternehmensgründung gefördert. Die ersten Exporte fanden im Mai 1939 von der Küste von Ras Tanura aus statt. Wegen des Ölpreisanstiegs im Jahr 1974 ist das Land inzwischen zu einer der am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften der Welt geworden. Seine wesentlichen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Grundlagen haben bis heute Bestand.

Infrastrukturelle Machtfaktoren

Nahezu 21 Millionen Menschen leben im Königreich Saudi-Arabien. Ebenso riesig wie die Fläche mit 2,25 Millionen Quadratkilometer ist auch die Mannigfaltigkeit der natürlichen Gegebenheiten und der Investitionsmöglichkeiten für ausländisches Kapital. Im Osten grenzt das Königreich an den Arabischen Golf, Katar und die Vereinigten Arabischen Emirate, im Norden an Kuwait, den Irak und Jordanien, im Westen an das Rote Meer und im Süden an Oman und Jemen.

Die Küsten des Roten Meers und des Arabischen Golfs sind von großer Wichtigkeit, da sie sowohl politische als auch wirtschaftliche Machtfaktoren sind. Die beiden Küsten gewähren dem Land natürliche Schifffahrtsmöglichkeiten und reiche Erdöl- und Gasreserven. Durch die Gewinnung von Öl und die Errichtung petrochemischer Fabriken an seiner Ostküste hat das Land an Bedeutung gewonnen.

Das Rote Meer ist von arabischen Staaten umgeben, was den Handel unter ihnen über die Küstenlinien gefördert hat. Durch das Rote Meer ist die Arabische Welt in einen afrikanischen und einen asiatischen Teil getrennt. Aufgrund seiner geografischen Lage verfügt das Königreich über viele natürliche Ressourcen, was für die Gewinnung von Investoren eine wichtige Rolle spielt.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 3. November 2006, 9:45 Uhr

Download-Tipp
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Links
Wikipedia - Saudi-Arabien
Deutsches Außenministerium
Saudi Aramco
SAGIA