Zu Ingeborg Bachmanns 80. Geburtstag

Ulli Maiers "Malina"-Version

Im Landestheater Niederösterreich findet derzeit das Literaturfestival "Blätterwirbel" statt. Die Produktion des Schauspielhauses Bochum "Malina" von und mit der Nestroy-Preisträgerin Ulli Maier feiert dort den 80. Geburtstag von Ingeborg Bachmann.

Ulli Maier ist am "Bauerntheater" aufgewachsen.

Im NÖ Landestheater in St. Pölten findet derzeit zum ersten Mal das Literaturfestival "Blätterwirbel" statt. Einer der Programmpunkte ist am 28. Oktober 2006 die Präsentation von Ingeborg Bachmanns Roman "Malina", die Geschichte einer Dreiecksbeziehung aus der Perspektive einer modernen, in ihrer Identität zutiefst verunsicherten Frau. Szenisch aufbereitet wurde der Roman von der Schauspielerin und Nestroy-Preisträgerin Ulli Maier. Stefanie Mohr hat sie als Regisseurin unterstützt, Nives Widauer hat Videoarbeiten dazu beigesteuert.

Mit Ingeborg Bachmanns Roman "Malina" hat sich Ulli Maier - wie viele andere auch - am Anfang schwer getan, wie sie Maria Rennhofer im Gespräch verrät.

Maria Rennhofer: "Malina" ist ein Roman, der schon beim Lesen nicht ganz einfach ist. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, das für die Bühne aufzubereiten?
Ulli Maier: Die Dinge beginnen ja manchmal am anderen Ende. Mir sind zwei Theaterproduktionen geplatzt - das war 2003. Ich wollte in der frei gewordenen Zeit das machen, was ich schon lange machen wollte, nämlich ein Soloprogramm für mich zusammenzustellen. Aus diesem Grund habe ich Monologe gesucht und Texte gelesen. Mir war relativ klar, dass ich nicht so Kaffeehausliteratur machen will, oder einen Leseabend, ich habe was gesucht, das mich fordert und das ein Theaterabend sein sollte. Merkwürdigerweise ist mich nichts "angesprungen". Durch Zufall fiel mir dann wieder "Malina" in die Hände, ein Roman, den ich so sechs, sieben Jahre vorher das erste Mal gelesen habe. Es ging mir damals mit dem Roman wie's den meisten Menschen damit geht: Ich habe wenn's gut geht vielleicht ein Drittel verstanden. Er hat aber auf mich einen ganz nachhaltigen Eindruck gemacht. Er hat mich sehr irritiert, er hat meine Fantasie freigesetzt, er hat mich über längere Zeit beschäftigt. Und dann, 2003, fiel mir eben der Roman wieder in die Hände und - aus welchen Gründen auch immer - habe ich mir gedacht, vielleicht lässt sich ja daraus etwas machen. Ich habe also angefangen, den Roman noch einmal zu lesen und versucht, auch ein bisschen zu kürzen. Je weiter ich da rein bin, umso mehr hatte ich das Gefühl, es geht. Natürlich bin ich in der Zeit, in der ich daran gearbeitet habe, ein bisschen weitergekommen als zu dem Drittel Verständnis, das ich vorher hatte, und langsam nähere ich mich dem letzten Drittel, aber es dauert.

Der Anlass, dass das Programm jetzt in St. Pölten zu sehen und zu hören ist, ist der 80. Geburtstag von Ingeborg Bachmann. Ist es bei Ihrer Theaterarbeit generell so, dass Sie über den Text, über die Literatur den Zugang finden, oder geht es sonst mehr über das Spielen, über die Aktion auf der Bühne?
Ich glaube, das kann man nicht trennen. Ohne den Text, ohne die Vorlage kann ich keine Emotionen entwickeln. Mein Arbeitszugang ist ein sehr emotionaler. Ich würde sagen, ich bin zuerst einmal ein Instinktschauspieler.

War das auch schon so, wenn Sie sich zurückerinnern, was Sie überhaupt zum Theater hingeführt hat, oder was Sie je daran interessiert hat, selbst Schauspielerin zu werden?
Ich glaube, mein Ansatz war, ich wollte Menschen dazu bringen, dass sie weinen oder lachen können, dass sie emotional reagieren.

Sie sind an kein Theater fix gebunden. Wie lebt man als freie Schauspielerin?
Erstens lebt man nomadisch, man muss eine Liebe dazu haben, aus dem Koffer zu leben. Man muss auch große Lust haben, neue Dinge zu entdecken. Das ist bei mir ein starkes Antriebsmittel. Ich habe lieber neue Begegnungen als alte, abgestandene.

Diese Freiheit ermöglicht Ihnen auch viel Filmarbeit, und da sind Sie schon fast eine Krimispezialistin geworden. Das beginnt bei "Kottan" über "Trautmann" und "Tatorte". Was für eine Rolle spielt das in Ihrem schauspielerischen Leben?
Ich finde die Arbeit mit der Kamera sehr spannend, ich stöhne manchmal ein bisschen über die Drehbücher und über die Dialoge - gerade, wenn man vom Theater kommt, ist man ein bisschen literarisch verwöhnt und wünscht sich ab und zu mal den einen oder anderen guten Satz, der dann doch wieder ausbleibt, aber einen "Tatort" zu machen zum Beispiel, das macht schon Spaß.

Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendung "Im Künstlerzimmer" vom Donnerstag, 26. Oktober 2006, 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Veranstaltungs-Tipp
Ingeborg Bachmann, "Malina", Soloprogramm mit Ulli Maier, Samstag, 28. Oktober 2006, Landestheater Niederösterreich,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Link
Landestheater Niederösterreich
Ingeborg-Bachmann-Forum