Zwei Pianisten, zwei Konzepte
Chopin-Scherzo im Vergleich
Exstatisch verrückt oder kantabel gemütlich - unter den Händen verschiedener Pianisten kann Frédéric Chopins h-Moll-Scherzo sehr unterschiedlich klingen. Deutlich wird das, wenn man Maurizio Pollini und Ivo Pogorelich gegeneinander antreten lässt.
8. April 2017, 21:58
Maurizio Pollini vs. Ivo Pogorelich
Man kann streiten darüber, was die vier allein stehenden Scherzi für Klavier von Chopin mit der Tradition der Scherzi in den Sonaten, Symphonien oder viersätzigen Kammermusikwerken der Klassik zu tun haben - auf jeden Fall steigert sich hier das Originelle, manchmal Bizarre und Unheimliche der traditionellen Scherzi zu einem wilden, zerklüfteten, manchmal zerrissenen, exstatischen pianistischen Virtuosenstück, das als Teil eines viersätzigen Werkes gar nicht mehr vorstellbar wäre.
Wie exstatisch verrückt oder doch kantabel gemütlich dieses Stück klingt, das hängt sehr von den äußerst unterschiedlichen Interpretationen der Pianisten ab.
Gedehnt und superschnell
Wie eingeebnet, fast ein bisschen verwischt, ohne Ecken und Kanten, das bei Maurizio Pollini klingt, hört man erst, wenn man den Vergleich anstellt - etwa zu der Aufnahme mit Ivo Pogorelich. Bei ihm klingen die Anfangsakkorde gedehnt und dann wird's superschnell - extreme Tempokontraste also bei Ivo Pogorelich.
Ganz gedehnt und dann wieder wie eine Explosion - dagegen wirkt Pollini ziemlich brav. Eine andere Auffassung: doch ein Caprice, ein lustvolles Stück, in dem es um schnelle Finger und schöne Effekte geht. Anders Pogorelich: Das Zerrissenes, Bizarre, Dramatische dieses Scherzos steht hier im Vordergrund. Alles wirkt viel dramatischer.
Links
Wikipedia - Frédéric Chopin
Deutsche Grammophon - Maurizio Pollini
Deutsche Grammophon - Ivo Pogorelich
Internationale Chopin-Gesellschaft in Wien
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