Medienstars über ihr Leben nach dem Ausstieg

Wenn das Rampenlicht ausgeht

Politiker, Sportler, Medienstars haben eines gemeinsam: Ihr Leben verläuft weitgehend öffentlich. Und meist ist das Ende der Öffentlichkeit vorprogrammiert. Wie geht man damit um, wenn man plötzlich nicht mehr wichtig ist?

Prominente über Vor- und Nachteile ihres Berühmtseins

Das Jahr 2006 war schon bisher ein Jahr der Bühnenabtritte. Auch der 1. Oktober ist nicht nur ein Stichtag, an dem politische Entscheidungen fallen, sondern auch persönliche Karrieren enden werden.

Aufgrund welcher Motive auch immer Personen - seien es Politiker, Sportstars oder Künstler - im Rampenlicht stehen: In der Öffentlichkeit zur Schau gestellt zu sein, hat seine Licht- und Schattenseiten. Was VIPs sagen, was sie tun, wird aufgenommen, beobachtet, kommentiert, bewertet. Ein falsches Wort, eine Niederlage, eine Abwahl kann solche Personen schnell vom Licht in den Schatten befördern. Aber auch nach dem "Bühnenabtritt" sind Profis nicht vor Krisen gefeit.

Die Macht der Medien

Politiker sind schon von der Definition ihres Berufes her öffentliche Personen. Andere wiederum geraten durch besondere Leistungen, durch ein dramatisches Schicksal oder durch Selbstdarstellungsdrang ins Scheinwerferlicht. Neben den positiven Aspekten des Berühmtseins lauern vor allem die Gefahren bei all jenen Prominenten, die nicht gelernt haben, wie Medien funktionieren, die Fans mit Freunden und Schulterklopfen mit Zuneigung verwechseln.

So haben viele die Erfahrung gemacht, dass das Scheinwerferlicht mehr ausleuchtet, die Kameras und die Mikrofone mehr aufnehmen, als einem als Privatperson recht ist. Die ehemalige Spitzenpolitikerin Heide Schmidt weiß davon ein Lied zu singen: "Dem Inszenierungswunsch der Medien zu widerstehen - diesem Druck des Geschichte-Lieferns, Risken selber immer wieder einzugehen, Dinge zu formulieren, von denen man nicht ausschließen kann, dass sie teilweise verzerrt wiedergegeben und gegen einen verwendet werden können - all diese Dinge haben sehr viel Kraft gekostet. Man sollte sich diesem Risiko aber dennoch immer wieder stellen."

Ständig unter Beobachtung

Andrea Konrad, bekannt als "Magenta" bei der Reality-TV-Show "Taxi-Orange", ließ sich nach Ende der Soap-Serie von einem "Soulguard", einer Art "Bodyguard für die Seele", begleiten. Sie relativiert auch die verbreitete Meinung, dass die Teilnahme an so einer Sendung ein Sprungbrett für die Karriere darstellen kann: "Du kannst erst springen, wenn du weißt, wohin; sonst landest du im Nichts. Alle, die versucht haben, zu singen und zu tanzen und keine Ausbildung gehabt haben - wo sind die denn hingesprungen?"

Andrea Konrad, die nach ihrer Karriere als "Soap-Tante" wieder ihren ursprünglichen Beruf als Bühnenbildnerin ausüben wollte, meint auch, die Medien wären nur ihrer öffentlichen Person und nicht ihrer Arbeit wegen gekommen: "Jede Person, die im Rampenlicht steht, muss auch darauf vorbereitet werden, wie sie mit dem 'Danach' umgeht."

Der "Überflieger"

Hubert Neuper hatte gleich zu Beginn eine Sprungschanze. Nach seinen Überflügen verordnete er sich selbst jahrelang Abstinenz von der Öffentlichkeit. Danach organisierte er die Ski-Flug-WM 1996 am Kulm, wurde Geschäftsführer der Sporthilfe und ließ den World Sports Award Wirklichkeit werden. Das wichtigste Marketing-Instrument für all diese Dinge war er selbst. Erfolgreich, stark, immer gut drauf: So präsentierten ihn die Medien, und so präsentierte er sich den Medien, als "Überflieger" in jeder Hinsicht. Das Unvermeidliche folgte: Burnout:

"Es war mir egal, ob ich lebte oder nicht", meint er rückblickend. 2003 verschrieb er sich eine Auszeit in den USA und schrieb ein Buch mit dem Titel "Flatline". Dieser Begriff kommt aus dem medizinischen Bereich und bezeichnet die Nulllinie am Monitor, wenn der klinische Tod eingetreten ist: "Es ist unverständlich, so zu werden, dass man die eigenen Bedürfnisse nicht mehr wahrnimmt. Man befindet sich in einem Vakuum - wie tot, obwohl rundherum alles gepasst hat und wunderschön gelaufen ist."

Inszenierung unerwünscht

Für Heide Schmidt war die Öffentlichkeit keine Droge. Sie kennt zwar das Gefühl, von einem Massenpublikum beklatscht zu werden, konnte diese Art der Anerkennung aber nie wirklich genießen. "Es hat mich immer mit einem tiefen Unbehagen erfüllt, wie man eine Masse oder große Gruppe 'zünden' kann. Dieses Wahrnehmen, dass nicht der Inhalt des Gesagten zählt, sondern wie man etwas sagt, hat mich immer erschreckt. Darauf hatte ich es nie angelegt. Wann immer ich das gespürt habe, habe ich einen Gang zurückgelegt, damit das nicht passiert."

Vielleicht sei es auch ein Reflex auf diese Erfahrung gewesen, in der politischen Arbeit des Liberalen Forums nicht auf Inszenierung, sondern auf inhaltliche Argumentation zu setzen, überlegt Heide Schmidt heute.

Während viele Prominete nach ihrem Abschied von der Bühne in ein Loch fallen, vor allem, wenn das Ausscheiden unfreiwillig erfolgt ist, ist das bei Heide Schmidt etwas anders: "Für mich war das Ausscheiden aus der Politik ja nicht nur eine persönliche Frage, sondern vor allem die Niederlage eines Projekts."

Heute gehe es ihr gut, sagt Heide Schmidt. Die Tatsache, als Leiterin des Instituts für eine offene Gesellschaft jetzt nicht mehr so in der Öffentlichkeit zu stehen wie als Politikerin, bedeute für sie eine Erhöhung der Lebensqualität. Dennoch gibt sie zu, dass jene damals von ihr betriebene Disziplin, sich in der Öffentlichkeit im Griff zu haben, auch bei ihr zur zweiten Natur geworden ist. Denn: "Beobachtet-Werden führt automatisch zur Selbstbeobachtung, die bis heute anhält."

Hör-Tipp
Journal-Panorama, Mittwoch, 27. September 2006, 18:25 Uhr

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