Salzburger-Stier-Preisträger aus Deutschland

Die Triometrie des Andreas Rebers

Er zählt mit Sicherheit nicht zu jenen Kabarettisten, die Ihnen einen gemütlichen Abend bereiten wollen: Andreas Rebers. Beim 25. Kabarettforum Salzburger Stier präsentierte er sich als Fachmann für die Triometrie der kränkelnden deutschen Seele.

Arm und links ist scheiße.

Gemeinsam mit den österreichischen Musikkomödianten Mnozil Brass und dem Schweizer Slam-Poeten Gabriel Vetter wurde Andreas Rebers heuer von den Rundfunkanstalten der ARD, vom ORF, dem Schweizer Radio DRS und von RAI Bozen mit dem internationalen Radio-Kabarettpreis ausgezeichnet.

"Modernes Kabarett muss Standup-Qualität haben, man muss es reduzieren. Das habe ich von Josef Hader gelernt, dass man sich hinsetzt und alles aus sich rausholt, ohne großes Tralala rundherum. Wenn einem das gelingt, dann ist man, glaube ich, sehr nah an sich, was wichtig ist."

Monteur, Lehrer und norddeutscher Fliesenleger

Andreas Rebers, Jahrgang 1958, stammt aus dem niedersächsischen Weserbergland, wo er einst als Mitglied der Stimmungskapelle "Los Promillos" sein erstes künstlerisches Betätigungsfeld fand. Das wirkliche Arbeitsleben hat er aus den unterschiedlichsten Perspektiven kennen gelernt. Als Handwerker war Andreas Rebers einige Jahre im Irak, in Saudi Arabien und Kuwait auf Montage unterwegs. Er ließ sich auch zum Grund- und Hauptschullehrer ausbilden und absolvierte zwei Studien: Pädagogik und Musik. Nach einigen Jahren am Theater landete er Mitte der 1990er bei der Münchner Lach- und Schießgesellschaft. Seit 1999 ist Rebers als Solokabarettist auf den deutschsprachigen Kleinkunstbühnen zu sehen. In Wien bot er einen Querschnitt aus seinen bislang vier Programmen, die alle auch stark musikalisch akzentuiert sind.

"Nun habe ich begonnen, Arbeiterlieder zu schreiben. Arbeiterlieder in der alten Tradition", erzählt Rebers. "Da gehört das Schlachterlied mit dazu, der 'Fliesendieter'. In Norddeutschland, wo es ganz flach ist, ist Fliesenleger ein beliebter Beruf, viele Norddeutsche werden Fliesenleger und werden zur Landschaftsversiegelung z. B. in von Hochwasser gefährdete Gebiete geholt und dann wird eben gefragt: Was sollen wir machen, wenn alles voll Schlamm ist? Und dann sagt der Norddeutsche Fliesenleger: warten bis es trocken ist und dann alles verfugen".

An der Strapsmaus

Zu seinen Liedern kann sich Andreas Rebers auf dem Klavier und auch auf der Ziehharmonika - seiner Strapsmaus - begleiten. Für Gitarre hat er wenig übrig. "Das ist das Instrument der großen Liedermacher und Barden," sagt der Kabarettist nicht ganz frei von Ironie. In der Rolle des Erzählers präsentiert sich Andreas Rebers gerne als scheinbar geradliniger, manchmal auch recht boshafter Zeitgenosse. Erwartungen nicht einzulösen und das eigene Genre unsentimental zu hinterfragen, das gehört für Andreas Rebers zum Alltag des Satirikers.

Intellektuelle Belastung

"Das Schlimmste, was man über mein Programm sagen kann, ist, dass es ein runder Abend war, bei dem alles gesagt wurde," meint Andreas Rebers. Auf der Bühne politisch korrekt zu agieren, das steht für den Stierpreisträger 06 nicht im Vordergrund. Er möchte sein Publikum - im positiven Sinn - intellektuell belasten. Und dieses Vorhaben setzte Andreas beim 25. Kabarettforum in Wien tadellos um.

"Mein Lieblingssatz stammt von meinem Vorbild und Kollegen Bruno Jonas, der hat einmal gesagt: Geh Rebers, mach einmal a Programm, das die Leut mögn, dass an Grund haben zum kumma!"

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 10. September 2006, 22:05 Uhr

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