Übertragung von einem Medium in ein anderes
"Das Parfum" im Kino
Die Verfilmung von Patrick Süskinds Bestseller "Das Parfum" kommt nächste Woche in die österreichischen Kinos. Regie führte Tom Tykwer, produziert wurde der teuerste deutsche Film der Nachkriegszeit von Bernd Eichinger.
8. April 2017, 21:58
Bernd Eichinger zum mangelnden Eigengeruch Grenouilles
Im Mittelpunkt von Patrick Süskinds Roman "Das Parfüm" stehen Gerüche. Die Hauptperson, Grenouille, verfügt zwar über einen außergewöhnlich feinen Geruchssinn, aber über keinen Eigengeruch. Frage an Bernd Eichinger: Wie können Gerüche via Film überhaupt transportiert werden?
"Geruch funktioniert ja im Kopf. Wenn sie in einen Raum kommen, zum Beispiel in Ihre alte Schule, dann riechen Sie den Linoleumboden und fühlen sich sofort zurückversetzt." Dieser Erinnerungs-"Stimulator" lässt sich durchaus in Bildern darstellen, so Bernd Eichinger weiter. Der Autor beschreibt Geruch mit Worten und der Film beschreiben ihn im Wesentlichen mit Bildern.
Ein Film ist kein Buch
Von "Werktreue" hält Bernd Eichinger wenig: Man verfilmt keine Literatur, man nimmt ein Stück Literatur als Basis für ein neues Werk, "denn wenn Sie kein neues Werk schaffen, dann werden Sie dem alten Werk nie gerecht werden", so Eichinger. Der Film muss auch für Leute funktionieren, die das Buch nie gelesen haben.
"Wir sind ja nicht bei einer Operninszenierung", meint Eichinger. Er sieht Verfilmung als "Übersetzung einer Sache von einem Medium - in diesem Fall einem Roman - in eine andere Form der Rezeption." Ein Buch zu lesen und den Film zu sehen, sind zwei vollkommen verschiedene Dinge, wie auch die Empfindungen verschieden sind.
"Ein Buch wird ganz anders gebraucht", so Eichinger weiter. "Es wird mal gelesen, dann wird's zur Seite gelegt, dann wird's wieder gelesen, man kann seine eigenen Gedanken streifen lassen, man hat eigene Vorstellungen beim Lesen, wie die Dinge sind." Beim Film hingegen wird innerhalb von zwei Stunden eine Geschichte erzählt, und das weniger über Sprache, sondern im Wesentlichen über Bilder, Geräusche und Musik.
Die Faszination übertragen
Um einem Roman gerecht zu werden, muss man versuchen, die Faszination, die beim Lesen entsteht, zu übersetzen, sodass dieselbe Faszination wieder entsteht, wenn man den Film sieht, so Eichinger. "Nur dann, wenn das gelingt, haben Sie einen guten Film gemacht."
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Hör-Tipp
Synchron, Freitag, 8. September 2006, 21:45 Uhr
Film-Tipp
Das Parfum
Deutschland 2006
Drehbuch: Andrew Birkin, Bernd Eichinger, Tom Tykwer
Regie: Tom Tykwer
Mi:t Ben Whishaw, Dustin Hoffman, Alan Rickman, Birgit Minichmayr u. a.
Links
Das Parfum
Tom Tykwer