Biotechnologische Forschung in Wien
Josef Penninger
Ein Picasso-Bild, bei dem ein Fahrradsitz und die Lenkstangen so zusammengeschweißt wurden, dass sie aussehen wie ein Stierkopf, symbolisiert für, den "international gefeierten Jungstar der Immunologie", Josef Penninger Wissenschaft am anschaulichsten.
8. April 2017, 21:58
Josef Penninger zählt weltweit zu den führenden Krebsforschern und Biotechnologen. Sein Vortragsstil ist erfrischend unkonventionell, seine öffentlichen Auftritte daher immer gut besucht.
Er leitet das Institut für Molekulare Biotechnologie, das im Mai gemeinsam mit dem Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie in das neue Life-Science-Center in der Dr. Bohrgasse in Wien eingezogen ist.
Der Biotech-Cluster
Gemeinsam mit drei anderen Gebäuden bildet es den Campus Vienna Biocenter, auch als Biotech-Cluster bezeichnet. Die Entstehung des Wiener Biotech-Clusters reicht in die Mitte der 80er Jahre zurück. Die deutsche Pharmafirma Boehringer-Ingelheim und das US-Unternehmen Genentech hatten die Idee, ein molekularbiologisches Forschungsinstitut zu gründen, das Grundlagen für die produktbezogene firmeneigene Forschung liefern sollte.
Bedingung für die Ansiedlung des Instituts in Wien war, dass Biotechnologie-Institute der Universität daneben angesiedelt und durch zwei neue Professuren ausgebaut werden. Nach langen Verhandlungen einigte man sich, als geeigneter Standort wurden die ehemaligen Hornyphon-Gründe neben dem Schlachthof St. Marx ausgemacht.
Nicht gerade eine schicke Gegend, aber Grundstücksgröße, Verkehrsanbindung und Nähe zum Stadtzentrum passten. 1988 wurde das Institut für Molekulare Pathologie IMP eröffnet, vier Jahre später das Biozentrum der Universität Wien.
Sieben Firmen, die medizinische Therapeutika und Diagnostika entwickeln, sind seither am Campus Vienna Biocenter - wie der Biotech-Cluster offiziell heißt - entstanden. Weitere Mieter sind der Fachhochschulstudiengang Biotechnologie, der Verein "Dialog Gentechnik" und eine Firma, die PR für Forschung und Entwicklung betreibt. Im neuen Gebäude mit der dunklen Fassade sind im Mai das Institut für Molekulare Biotechnologie und das Gregor Mendel Institut für Molekulare Pflanzenbiologie der Akademie der Wissenschaften eingezogen.
Kommunikation im richtigen Maß
Die Kommunikation innerhalb der einzelnen Forschergruppen passiert in erster Linie im Labor. Mittags sitzen sie dann gruppenweise in der Cafeteria des IMP, die von den mehr als 1.000 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 40 Ländern, die am Campus arbeiten, gemeinsam benützt wird.
Die richtige Balance zwischen Offenheit und Verschwiegenheit gehöre da zum guten Ton, erzählt Herbert Wank, Obmann des Vereins Campus Vienna Biocenter, der das Miteinander fördern soll.
Forschung unter Druck
Gute Forschung alleine genügt jedoch nicht, wenn ein Cluster Erfolg haben soll, es werden auch verwertbare Ergebnisse erwartet. Entsprechender Druck ist von der Firma Boehringer-Ingelheim zu erwarten, denn Boehringer leistet sich die Grundlagenforschung nicht aus reiner Liebe zur Wissenschaft. Zwei Drittel der laufenden Kosten des IMP und einen Zuschuß zu den Baukosten des Hauses der Akademie der Wissenschaften gibt es nur im Gegenzug zur Nutzung von Forschungsergebnissen für neue Pharmazeutika.
Den Großteil der Bau- und Betriebskosten des neuen Hauses tragen die Akademie der Wissenschaften selbst und der Bund. Der Rechnungshof meint, sie könnten sich damit übernommen haben. Denn nach der Bestellung von Josef Penninger zum Direktor des IMBA wurde der Forschungsschwerpunkt verlagert, das Personal von 120 auf 210 Forscher erhöht und das Haus umgeplant.
Das IMBA werde, so der Rechnungshofbericht aus dem Jahr 2003, mehr als doppelt so viel kosten, wie ursprünglich veranschlagt, die jährlichen Betriebskosten acht bis zehn Millionen Euro über den ursprünglich geschätzten liegen. Das, so die Rechnungshofprüfer könne den übrigen Forschungsbetrieb der Akademie finanziell gefährden.