43 Auftritte an der Wiener Staatsoper

Bassbariton Thomas Stewart gestorben

Thomas Stewart, einer der größten Bassbaritone des vergangenen Jahrhunderts, ist nach einem Herzanfall 80-jährig verstorben. Der Texaner war mit der Sopranistin Evelyn Lear verheiratet und arbeitete zuletzt als Gesangspädagoge.

Kammersänger Thomas Stewart, der führende Helden-Bariton seiner Zeit, ist tot. Der US-Amerikaner verstarb am Sonntag 80-jährig nach einem Herzanfall, so Clemens Anton Klug von der Rieder Classics Konzertagentur in einer Aussendung. Stewart sei in den Armen seiner Frau, der Sopranistin Evelyn Lear, gestorben.

Thomas Stewart stammte aus Texas, studierte zunächst Mathematik und Elektrotechnik, entschied sich aber letztlich auch für eine Gesangskarriere. 1954 sang er, noch als Student, in der amerikanischen Erstaufführung des "Capriccio" von Richard Strauss den La Roche.

Donizetti mit der Callas

Im gleichen Jahr fand sein offizielles Debüt an der New York City Opera statt, ebenfalls im Bassfach. Und 1957 verkörperte er in Chicago sogar an der Seite von Maria Callas den Raimondo in Donizettis "Lucia di Lammermoor".

Wechsel nach Europa

Dennoch, sowohl seine, wie auch die Karriere von Evelyn Lear, die damals bereits seine Frau geworden war, wollte in der amerikanischen Heimat nicht recht vom Fleck kommen. Also gingen die beiden auf Anraten des damaligen Direktors der Julliard School nach Europa.

Lear und Stewart inskribierten 1957 an der Berliner Hochschule für Musik - und waren bereits wenig später beide stolze Mitglieder der Städtischen Oper, die bald zur Deutschen Oper Berlin mutierte.

Star in Bayreuth

Der große Durchbruch gelang Evelyn Lear vor allem im so genannten interessanten Fach, namentlich als "Lulu“ in der gleichnamigen Oper von Alban Berg, während sich Thomas Stewart in erster Linie dem Wagner-Repertoire zuwandte und rasch zu einem etablierten Star in Bayreuth wurde.

Herbert von Karajan holte ihn als Wotan für seinen "Ring", der zweifellos auch zum Höhepunkt in der Diskografie von Thomas Stewart wurde. Insbesondere zusammen mit Evelyn Lear kamen eine Reihe interessanter Plattenprojekte zustande, nicht nur auf dem Opern-, sondern ebenso am Konzert- und Liedersektor.

Auftritte in Wien

Stewart gab sein Staatsopern-Debüt am 4. März 1963 als Valentin in "Faust", zuletzt war er am 27. Jänner 1975 als Scarpia in "Tosca" in einer Bühnenrolle zu sehen. Der gefeierte Wagner-Interpret war am Haus am Ring in allen vier "Ring"-Opern sowie als Holländer zu erleben.

Zu seinen insgesamt 43 Auftritten an der Wiener Staatsoper zählten zudem Partien wie Don Giovanni, Graf Almaviva ("Le nozze di Figaro") und Jago ("Otello").

Vielseitiges Künstlerpaar

Bis etwa Mitte der 1980er Jahre zählte das Ehepaar zur internationalen Sänger-Prominenz, in Wien allerdings hatten sich die beiden zuletzt eher rar gemacht. Thomas Stewart war bis zuletzt auf pädagogischem Gebiet aktiv.

Eine unlängst bei der Deutschen Grammophon, ihrem bevorzugten Platten-Label, erschienene 5-CD-Box bietet einen eindrucksvollen Überblick über die Vielseitigkeit beider Künstler.