Werke aus dem post-revolutionären Frankreich
Hyacinthe Jadin, eine musikalische Entdeckung
Heute zählt es zu den besten Streichquartetten: Quatuor Mosaiques, dessen Repertoire der Musik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts gewidmet ist. Dem Quartett ist die Wiederentdeckung der Musik von Hyacinthe und Louis-Emanuel Jadin zu verdanken.
8. April 2017, 21:58
Der Anspruch des Ensembles Quatuor Mosaiques ist es, seine Instrumente so einzusetzen, wie sie zur Entstehungszeit der Werke geklungen haben. Der Kernbereich des veröffentlichten sowie in Konzerten gespielten Repertoires dieses Streichquartetts ist Musik des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts, also natürlich auch Haydn, Mozart, Beethoven und Schubert.
Die Musiker des Quartetts - Christophe Coin, Violoncello, Anita Mitterer, Viola, Andrea Bischof, Violine und Erich Höbarth, erste Violine - fanden einander im Umfeld von Nikolaus Harnoncourt. Und mittlerweile zählt das Quartett schon seit Jahren zu den interessantesten und besten seines Genres. Und diesem Ensemble ist eine Entdeckung zu verdanken: und zwar Kompositionen der Brüder Hyacinthe (1776-1800) und Louis-Emanuel Jadin (1768-1853), die Quatuor Mosaiques vor zehn Jahren veröffentlichte.
Beeindruckendes Oeuvre Hyacinthe Jadins
Hyacinthe Jadin zählte zu den Vertretern des post-revolutionären Frankreich. Der in Paris wirkende Komponist entstammte einer Musikfamilie und starb mit erst 24 Jahren an Tuberkulose. Dennoch hinterließ er einige wunderbar ausgereifte und gewagte Kompositionen - die Vorbilder Haydn und Mozart sind unüberhörbar. Und eines seiner Quartette ist auch Haydn gewidmet.
Aber Jadins Musik scheint eigentlich ein Versprechen in eine vielleicht andere, zumindest aber sehr eigenständige Richtung zu sein. Jadins kleines, aber beeindruckendes Oeuvre wurde erst in den letzten Jahren wiederentdeckt.
Aus der Zeit der Französischen Revolution
Mit dieser CD mit Kompositionen der beiden Brüder Hyacinthe und Louis-Emanuel Jadin ist Quatuor Mosaiques auch, abseits des klassischen Repertoires, so etwas wie ein Konzeptalbum gelungen: Denn diese Aufnahme führt mitten in die Französische Revolution.
Beide Musiker waren unmittelbar nach der Revolution damit beschäftigt, die junge Republik mit brauchbarer Musik zu versorgen - für Feierstunden, Aufmärsche etc. Und beide unterrichteten am neu gegründeten Konservatorium: Hyacinthe Jadin die Klavierklasse für Mädchen, die er bis zu seinem frühen Tod inne hatte. Sein älterer Bruder Louis-Emanuel hingegen hatte politisch noch einiges Geschick zu beweisen, was ihm auch gelang.
Restaurative Wandlung Louis-Emanuels
Die Restauration nahm Louis-Emanuel Jadin jedenfalls auf und er wurde auch unter den veränderten, zurückgedrehten gesellschaftspolitischen Verhältnissen wieder ein beliebter und bewunderter Komponist in Paris. Als er 1814 seine "Drei großen Quartette für Violinen, Viola und Violoncello" herausbrachte, standen auf der Subskriptionsliste jedenfalls alle damals in Paris wichtigen Musiker und die gesamte "altesse royale", die königlichen Hoheiten der Restauration.
Und im Vergleich zu den risikoreichen, revolutionären kompositorischen Manövern seines Bruders 15 Jahre davor hat die Musik Louis-Emanuel Jadins wohl auch eine restaurative Wandlung durchgemacht: Die Hierarchien sind wieder klar, es führt die erste Geige, die anderen dürfen begleiten. Statt emotionaler Irritation herrscht nun wieder die Verlässlichkeit gut gemachter Musik.
Hör-Tipp
Ö1 bis zwei, Freitag, 21. Juli 2006, 13:00 Uhr
Link
Wikipedia - Hyacinthe Jadin