Suche nach außergewöhnlichen Herausforderungen

Alexander F. Zieglarski, Schauspieler

Seine Liebe zum Theater weckte die Mutter: Alexander Frank Zieglarski, Jahrgang 1977, seit 2004 Schauspiel-Student an der Bruckner Uni Linz. Nach Erfolgen als Musiker und einem Sportstudium wählte er die Bühne. Am 30. März hat er im Kleist-Lustspiel Premiere.

A. F. Zieglarski in ORF-Hörspiel "Mann ohne Gewissen"

"Nach meiner Matura bin ich mit meinen besten Freunden nach Berlin gegangen, und wir haben dort acht Jahre lang Musik mit der Band 'Kerosin' gemacht. Um mir das leisten zu können, hatte ich damals etliche Jobs - vom Umzugshelfer bis zum Zeitungsverkäufer. Nach einem Jahr des Orientierens begann ich parallel dazu Sportwissenschaften mit Ziel Sportjournalismus zu studieren. Denn ich hatte immer Leistungssport betrieben. Aus Zeitgründen fiel die Entscheidung schließlich für die Musik. Wir waren erfolgreich, gewannen 2002 beim Emergenza-Bandwettbewerb, dem größten europäischen Nachwuchs-Bewerb, den ersten Preis, hatten viele Konzerte, waren bei Festivals und schrieben Filmmusik. Aber knapp vor dem großen Durchbruch löste sich die Band aus persönlichen und musikalischen Gründen auf.

In dieser neuen Findungsphase traf ich im Sommer 2004 einen Bekannten, der an der Ernst-Busch-Schule in Berlin Schauspiel studierte. Und der meinte: Alex, mach doch Schauspiel. Es ging dann alles ganz schnell. Zunächst bewarb ich mich in Graz, wo ich in die zweite Runde kam, und dann versuchte ich es in Linz, wo ich schließlich aufgenommen wurde", erzählt Alexander Frank Zieglarski, Jahrgang 1977, der in Frankfurt/Oder geboren wurde und in Stendal in Sachsen-Anhalt aufwuchs.

Seit Herbst 2004 studiert der Nachwuchskünstler, der nun im sechsten Semester ist und im Sommer 2008 abschließen wird, Schauspiel an der Bruckner Privatuniversität Linz. "Den Bezug zum Theater hatte ich durch meine Mutter. Denn sie leitete die Requisitenabteilung und nahm mich immer ins Theater mit. Ab 15 gehörte ich dann einem Jugendensemble an", so Zieglarski über seine Entwicklung.

Von der Kunst der Verwandlung fasziniert

"Es ist die Möglichkeit - und das war letztlich auch der Antrieb für mich - sich in andere Menschen hineinversetzen zu können und dies authentisch ausleben zu dürfen. Vielleicht ist es ein Hang zur Schizophrenie. Ich finde es spannend, dass man sich unter dem Aspekt der Kunst wie ein Kind benehmen kann, böse sein, weinen oder die eigenen Grenzen überschreiten darf", beschreibt Zieglarski seine Faszination für das Theater.

"Das Schwierigste in diesem Beruf ist es, Authentizität zu erlangen. Ich habe zwar meist schnell eine Idee, wie eine Figur sein könnte - aber was dieses Grundkonzept dann für die Folgesituationen bedeutet, das ist schwierig", erklärt der junge Künstler, der mit dem Schauspiel nun sein Berufsziel gefunden hat.

Von Shakespeare bis Wood

Inzwischen konnte der Nachwuchsschauspieler, der von 1994 bis 1996 dem Jugendtheater-Ensemble des Landestheaters Stendal angehörte, bereits zahlreiche Bühnen-Erfahrungen sammeln: So war er in Uni-Produktionen als Jimmy in John Osbornes "Blick zurück im Zorn" (2005), als Jerry in Edward Albees "Zoostory", in der Titelrolle von Shakespeares "Hamlet", als St. Just in Büchners "Danton`s Tod", den Heinrich Krause in einer Eigenkonzeption von Urs Widmers "Top Dogs" (alle 2006) sowie die Hauptrolle in David Woods "Der Lebkuchenmann" am Landestheater Linz, in der er bis Ende Juni dieses Jahres zu sehen ist.

Heuer hat er bereits in der Universitäts-Produktion von Goethes "Iphigenie auf Tauris" in der Regie von Julia von Sell den Pylades gespielt.

"Amphitryon"-Premiere am 30. März

Am Freitag, 30. März 2007, hat Alexander Zieglarski in der Uni-Produktion von Heinrich von Kleists "Amphitryon" als Sosias in der Regie von Peter Wittenberg im Neuen Proberaum Premiere.

"Anfänglich war die Sprache der Klassiker ein Problem, ich musste mich erst einlesen. Die Regisseure waren da eine große Hilfe, weil ich dann die richtige Intention bekam. Heute spiele ich diese Werke mit großer Freude. Natürlich interessieren mich auch zeitgenössische Stücke. Aber gerade die Klassiker behandeln zeitlose Themen."

Weiters wird Zieglarski heuer noch in Beaumarchais "Figaro", der Abschluss-Produktion dieses Studienjahres, mitwirken, die im Mai Premiere hat und beim Theatertreffen in Salzburg vertreten sein wird.

ORF-Hörspiel "Mann ohne Gewissen"

Auch auf dem Gebiet des Hörspiels konnte der Nachwuchsschauspieler erste Erfahrungen sammeln: so war er in der Produktion von Stefan C. Limbrunners "Mann ohne Gewissen", einer Kooperation zwischen Bruckner Universität und ORF OÖ, am 1. Jänner 2007 zu hören. Am Mittwoch, 25. April 2007, wird diese Produktion nun auch in der Galerie der Katholischen Hochschulgemeinde Linz um 20:00 Uhr zu hören sein.

"Es war eine sehr interessante Arbeit. Hier kommt es auf die Sprache an, und nicht auf die Aktion - und trotzdem braucht man sie. Denn bei einem Hörspiel will ich die Augen zumachen und dann jene Situation, die beschrieben wird, erleben können."

Erfahrung als Filmschauspieler

Auch im Bereich des Films konnte Zieglarski inzwischen Erfahrungen sammeln: so wirkte er in "The Exchange" (Kurzfilm, Regie: Konstantin Connell, 2004) in "The Blizzard" (Imagefilm, Regie: Kaser/ Steipe; 2005), in den Kurzfilmen "Lampenfieber" und "Shibai" von Luzi Katamay sowie in "Sonnenkraft" (Imagefilm, Regie: Kaser/Steipe, alle 2006) mit.

"Kein Demotape - kein Film. Wenn man also noch keinen Film gemacht hat, gibt es keines. Und ich wollte zum Film. In einem Film-Internet-Portal fand ich eine Annonce von Mirco Winde, der einen Schauspieler für seinen Diplomfilm suchte. Ich war sehr hartnäckig, kam schließlich zum Casting nach Mainz und wurde - zusammen mit meiner Filmpartnerin - aus 300 Bewerbern ausgewählt. Beim Film hat man wenig Zeit sich aufzuwärmen, muss quasi aus dem Nichts eine Situation spielen können. Vom Raumgefühl her hat man hier mehr Möglichkeiten als am Theater", bekräftigt Zieglarski sein Interesse an diesem Medium.

Theater, Film und Musik

"Ich möchte gerne am Theater spielen, aber auch Filme machen. Allerdings nicht an einer sehr kleinen Bühne engagiert sein, denn da kann man schnell die Lust verlieren. Schön wäre es, wenn ich in die Lage käme, mir die Rollen aussuchen zu können. Ich will nicht etwas machen, nur um Geld zu verdienen, sondern etwas, das mich von der Idee, von den Menschen und vom Konzept her interessiert. Ebenso würde ich auch weiterhin gerne Musik machen. Es wird eines zum anderen kommen - darauf vertraue ich aus meiner bisherigen Erfahrung", hält der Nachwuchskünstler fest.

Auf der Suche nach Herausforderungen

Welche Zukunftswünsche hat der vielseitige Jungkünstler, der auch als Graffiti-Maler tätig war, bis vor vier Jahren auch als Model gearbeitet hat und nun Ideen für sein erstes Buch sammelt?

"Ich hätte gerne mit Marlon Brando, was leider nicht mehr möglich ist, oder mit Jack Nicholson gearbeitet. Am Theater würde ich gerne bei Intendant Armin Petras am Berliner Gorki Theater etwas machen. Und einmal auch beim Berliner Ensemble oder am Hamburger Thalia Theater spielen", so Alexander Frank Zieglarski.

Kontakt
Alexander F. Zieglarski

Veranstaltungs-Tipps
Anton Bruckner Privatuniversität, "Amphitryon" von Heinrich von Kleist, Premiere: Freitag, 30. März 2007, Begin: 10:00 Uhr, Neuer Probenraum, 4020 Linz, Fabrikstraße 2

David Wood, "Der Lebkuchenmann, Landestheater Linz, Kammerspiele, Vorstellungen: 9., 13., 17., 19. und 24. April, 9. bis 11., 13., 21. bis 24 sowie 30. und 31. Mai, 6., 12. und 13., 17., 22., 26. Juni 2007, unterschiedliche Beginnzeiten.

Links
Anton Bruckner Privatuniversität
Landestheater Linz - Der Lebkuchenmann
Linz Termine - Hörspielabend: Mann ohne Gewissen
planetlinz.tv - Spielplatz Fabrikstraße
Emergenza
Max Koffler
oesterreich.ORF.at
Urban Ruths
Von einer die auszog, das Fürchten zu verlernen