Martin August Fuchsberger, Dirigent

27. April 2017, 15:40

Werke von Prokofieff, Brahms, O. Strauss, Schumann

"Zur Musik bin ich durch meine Familie gekommen, die traditionelle Volksmusik macht. Zu musizieren war für mich also von Kindheit an selbstverständlich. Ich habe mich aber nie auf ein Gebiet festlegen lassen, denn mich interessierte immer die Vielfalt. Das Dirigieren war das Erste, wo ich sagen konnte: hier kann ich meine verschiedenen Fähigkeiten vereinen.

Mit Georg Mark habe ich schließlich einen Lehrer fürs Leben, nicht nur für das Dirigieren, gefunden. Er ist eine großartige Persönlichkeit und hat mir geholfen, meinen eigenen Weg zu finden", erzählt Martin August Fuchsberger, Jahrgang 1980, gebürtiger Salzburger, der seit Herbst 2001 an der Konservatorium Wien Privatuniversität studierte, und seine Dirigenten-Ausbildung im Juni 2006 erfolgreich absolviert hat.

Sein Abschluss-Konzert hatte der Nachwuchsdirigent im ORF-RadioKulturhaus. In der Reihe "AUFTAKT - Junge Dirigenten" leitete er mit dem RSO Wien die Vierte Schumann.

Im März 2008 hat er nun sein Magisterstudium mit einer Arbeit über den "Volkston in der Symphonik 18. und 19. Jahrhunderts zur musikalischen Funktion und Anwendung eines Phänomens" abgeschlossen.

Das Ausnahmetalent, das dem "Familiengesang Fuchsberger" entstammt, hat eine profunde Ausbildung: bereits mit fünf Jahren lernte er Geige, mit acht erhielt er Klavierunterricht und erste Stimmbildung bei den Salzburger Domkapellknaben. Danach besuchte er das Musische Gymnasium in Salzburg und studierte zugleich Horn am Mozarteum.

Ab 1995 kamen privater Orgelunterricht, ein Jahr später Gesangsausbildung sowie das Studium der Kirchenmusik an der Wiener Musik-Uni dazu. "Auch meine Instrumental-Ausbildung ging immer in Richtung Leitungstätigkeit. Das Dirigieren war dann eine logische Folge", so Fuchsberger.

Keine Patentrezepte, sondern Spontaneität

"Das Schwierigste bei dieser künstlerischen Tätigkeit ist es, sich immer wieder neu einzustellen - und zwar auf die Musiker, mit denen man gerade arbeitet, und auf das Werk. Die nötige Spontaneität ist einerseits etwas sehr Schönes, bedeutet aber auch, nicht alles immer in gleicher Weise zu machen und keine Patentlösungen zu suchen", so der junge Maestro.

"Fidelio"-Dirigent bei Burgfestspielen Reinsberg

Am 14. und am 16. August 2008 leitete Martin Fuchsberger die "Fidelio"-Aufführungen in der Arena Reinsberg in Niederösterreich.

Bei dieser Beethoven-Produktion war der junge Dirigent Assistent Martin Haselböcks, des Intendanten der Burgfestspiele Reinsberg.

Gastdirigent der Reichenhaller Philharmonie

Davor war Fuchsberger im Mai und Juni 2008 Gastdirigent der Bad Reichenhaller Philharmoniker, wo er zwölf Konzerte leitete - und zum Teil auch moderierte.

"Nacht in Venedig"-Tournee im Jänner 2008

Nach seinem erfolgreichen Genre-Debüt gab es 2008 eine Fortsetzung: so dirigierte Fuchsberger, der im Vorjahr einen gelungenen Einstand als Operetten-Dirigent mit Millöckers "Bettelstudent" hatte, im Jänner 2008 "Eine Nacht in Venedig" im Rahmen einer Deutschland-Tournee der "Johann Strauß Operette Wien".

Und dabei gab es ein "Familien-Debüt": sein Bruder, Tenor Sebastian Fuchsberger, war erstmals unter Leitung des Jungdirigenten als Caramello zu hören.

Im Festspielhaus und bei "Reiser Adventsingen"

Und heuer wird Fuchsberger beim "Salzburger Adventsingen" mit seinem Bruder, einem Tenor, in einem Männerquartett, mitwirken.

Ebenso musiziert er auch wieder beim Salzburger "Tobi Reiser Adventsingen" in der neuen Aula der Uni Salzburg.

"Vogelhändler" bei "Herbsttagen" 2007

Ende Oktober 2007 dirigierte Fuchsberger eine reguläre Vorstellung von Carl Zellers "Vogelhändler" im Rahmen der Mostviertler "Herbsttage Blindenmarkt". Davor leitete er bereits die Benefizvorstellung der Sozial-Aktion "Helfen mit Kunst".

"Diese Arbeit war eine sehr schöne Erfahrung für mich. Und ich bin beeindruckt von dem hohen Niveau, auf dem Intendant Michael Garschall das Festival realisiert", berichtet Fuchsberger, der auch die musikalische Studienleitung inne hatte, begeistert.

"Fledermaus" in Schönbrunn, Evergreens im Jazzland

Im August dirigierte Fuchsberger, der auch musikalischer Assistent von Herbert Mogg war und den Chor einstudierte, Johann Strauß' "Fledermaus", die Sommerproduktion 2007 des Musiktheaters Schönbrunn.

Und im April gastierte er mit dem Ballaststofforchester, bei dem er Pianist und Arrangeur ist, im Wiener Jazzland. Das Ensemble unter Leitung von Egon Achatz widmet sich der Unterhaltungsmusik der 1920er und 1930er Jahre.

"Saray" am Schauspielhaus

Im Herbst 2006 leitete Fuchsberger am Wiener Schauspielhaus "Saray", eine Art Collage von Mozarts "Entführung aus dem Serail", die in Koproduktion von Schauspielhaus und Wiener Mozartjahr zu sehen war.

"Feuerprobe" mit Haydns "Schöpfung"

Fuchsbergers musikalische Bandbreite umfasst auch Chor-Erfahrung: Seit 1999 sang er im Arnold Schoenberg Chor, wo er später als Assistent Erwin Ortners fungierte und so mit Künstlern wie Nikolaus Harnoncourt, Sir Simon Rattle und Claudio Abbado in Berührung kam.

Seine "Prüfung" bestand er 2003 bei einer Probe zu Haydns "Schöpfung" im Wiener Musikverein: "Professor Ortner hatte damals bei einer anderen Produktion zu tun, und so durfte ich ihn vertreten. Ich sang den Chor ein und begann mit einer Stelle aus dem Oratorium. Plötzlich sang der Chor in voller Konzertstärke, was ja beim Einsingen unüblich ist. Ich war sehr erstaunt, bis ich den Grund bemerkte: Rechts hinter mir stand Maestro Harnoncourt - und übernahm mit seinen großen Augen die Leitung. Damit hatte ich die Feuerprobe bestanden", erzählt der junge Dirigent schmunzelnd.

Erste Praxis mit Jakobikantorei Salzburg

Erste Erfahrungen als Chordirigent sammelte Fuchsberger mit der Salzburger Jakobikantorei. Damals entstand auch eine CD in Zusammenarbeit mit Juvavum Brass Salzburg.

Von 2002 bis 2006 leitete er den Josef-Labor Chor, den früheren Sängerbund der Blinden, und feierte mit diesem Ensemble einen seiner Erfolge im Vorjahr, als es beim Chorwettbewerb Austria Cantat einen Sonderpreis erhielt.

Von Chorleitung bis Oper

Mittlerweile verfügt Fuchsberger über einige Praxis: So leitete er 2004 die Produktion der Wiener Musik-Universität von Ravels "L´heure espagnole" und war als Korrepetitor und Assistent von Reinhard Schwarz, seinem zweiten Lehrer, bei der "Zauberflöte" der Kammeroper Rheinsberg bei Berlin tätig. Weiters hat er mit dem Symphonieorchester Bratislava zusammengearbeitet, das ihn auch zu Rundfunkaufnahmen einlud.

Seit 2005 leitet er das Chor- und Chorleitungsseminar des Tiroler Sängerbundes in Innsbruck. 2008 bis 2010 wird er dort jeweils eine Chorleitungs-Woche durchführen. Und seit 2006 ist er künstlerischer Leiter der "Chor und Orchesterwoche Bayerischer Wald". Anlässlich des 40-Jahre-Jubiläums der Institution 2008 führte er heuer neben einem Kammermusikkonzert Haydns "Schöpfung" sowie das Cellokonzert von Friedrich Gulda (Solist: Franz Ortner) auf.

Chefposten als Zukunftswunsch

Der junge Dirigent erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen: So ist er unter anderem mehrfacher erster Preisträger der "Prima la musica"-Bewerbe. 2004 bekam er den Sonderpreis beim 3. Internationalen Wettbewerb für junge Chorleiter, 2005 den Erwin-Ortner-Preis zur Förderung der Chormusik.

Wie seine Zukunftswünsche lauten? "Schön wäre es, wenn ich einmal einen Chefposten bekäme, wo man die ganze Bandbreite bis zur Oper hat. Also eine Position, wo ich auch personell und programmatisch mitbestimmen könnte", hofft Martin August Fuchsberger.