Limes als Weltkulturerbe

Der Limes

Der Limes, Grenzwall des antiken römischen Reiches, war militärische Befestigung und Kulturgrenze zugleich. Doch der Limes war kein einheitliches Bauwerk. Von Österreich bis nach Rumänien bildete die Donau eine natürliche Grenze.

Der Limes war kein einheitliches Bauwerk. Von Österreich bis nach Rumänien bildete die Donau eine natürliche Grenze, die mit Castellen und Legionslagern gesichert wurde. Die Grenzabschnitte, die heute in Deutschland und in Großbritannien liegen, waren bis ins 2. Jahrhundert nach Christus so genannte Postenwege. Zwischen den Wachtürmen patrouillierten die Legionäre. Diese Postenwege wurden schließlich mit einer Mauer verbunden.

Der Rätisch-Obergermanische Abschnitt des Limes, der heute in der BRD liegt, wurde im Juni 2005 zum Weltkulturerbe erklärt. Die Deutsche LIMES-Kommission bemüht sich nun, den gesamten Limes, der sich heute über 24 Nationen und die drei Kontinente: Europa, Afrika und Asien erstreckt, als Weltkulturerbe anerkennen zu lassen. Auch Österreich wird sich diesem Projekt anschließen.

Systematische Erforschung

Noch gibt es keine Organisationsstruktur, die es ermöglicht, als Verein oder Dachverband bei der UNESCO einen entsprechenden Antrag zu stellen. Das Interesse der betroffenen Gemeinden ist zwar groß, denn sie versprechen sich dadurch eine zusätzliche touristische Attraktion. Bis heute gibt es aber keine Plattform, in der gemeinsame Interessen formuliert werden könnten.

Systematisch erforscht wurde der Limes bereits im 19. Jahrhundert. Mit der Gründung der Reichslimeskommission in Deutschland und der "Österreichischen Kommission zur Erforschung des römischen Limes" an der Akademie der Wissenschaften in Wien formulierte sich aber nicht nur ein historisches Interesse. Denn vor dem Hintergrund des Nationalismus wurden gezielt militärhistorische Aspekte untersucht.

Machtdemonstration Roms

Die größte und bedeutendste Befestigungsanlage im Österreichischen Abschnitt des Limes war Carnuntum. Die erste Eroberung der Region erfolgte zur Zeit des Kaisers Augustus, kurz nach der Zeitenwende. Der spätere Kaiser Tiberius schlug in Carnuntum zuerst nur sein Winterlager auf. Unter Kaiser Claudius wurde schließlich das Legionslager errichtet.

Mit der Ausrufung des Kaisers Septimus Severus im 2. Jahrhundert wurden Nordafrikanische Truppen in Carnuntum stationiert. Sie waren nicht nur die Repräsentanten Roms, sie brachten auch ihre Kulte mit in die Provinzen an der Donau. Das Mitrasrelief, das heute im Museum Carnuntinum im niederösterreichischen Hainburg ausgestellt ist, dokumentiert diese Entwicklung.

Kulturelles Zentrum Carnuntum

Das Legionslager Carnuntum am Kreuzpunkt zwischen Limes und Bernsteinstrasse entwickelte sich zu einem kulturellen Zentrum. Weithin sichtbar wurde auf dem Pfaffenberg ein Tempelbezirk errichtet, zu dem eine breit angelegte Prozessionsstrasse führte. Diese Anlage war dem Juppiter Optimus Maximus und damit dem Kaiserkult geweiht. 1988 wurden in einer Notgrabung die letzten Spuren des Heiligtums gesichert, bevor dieses durch die Arbeiten im Steinbruch von Bad Deutsch Altenburg gesprengt wurde.

Der Tempel des Juppiter Optimus Maximus auf dem Pfaffenberg war auch eine Machtdemonstration der Römischen Imperatoren. Denn solange sich die regionalen Kulte, wie der Mitraskult, dem römischen Staatsgedanken unterordneten, übten die römischen Besatzer Toleranz. Auch die ortsansässigen Keltische Götter wurden in das römische Pantheon integriert. Schrittweise sollte die Region romanisiert werden.

Romanisierung durch Handel

Der Grenzraum entwickelte sich zu einem Wirtschaftsfaktor. Denn die Soldaten, die hier oft über Jahrzehnte stationiert waren, setzen ihren Sold in Konsumgütern um. Luxusartikel wie Oliven, Wein, Parfum oder Seidenstoffe wurden aus Italien importiert.

Bei den Handwerkern der Region erwarb man Getreideprodukte, Obst, Gemüse, aber auch warme Wollstoffe und Töpferwaren. Hatten die Soldaten nach 25 Jahren ihren Militärdienst absolviert, bekamen sie eine stattliche pekuniäre Abfindung - und ein Stück Land in der Umgebung des Legionslagers.

Hör-Tipp
Dimension, MIttwoch, 21. Juni 2006, 19:05 Uhr

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