30. Todestag der Belcantistin aus dem Erzgebirge

Elisabeth Rethberg, die sächsische Primadonna

Bei ihrem Met-Debüt 1922 als Aida hatte sie hymnische Kritiken: Elisabeth Rethberg. Zwei Jahrzehnte war sie die Primadonna der Met und sang in allen Opernzentren der Welt. Und Toscanini meinte, nie eine schönere Sopranstimme gehört zu haben.

An diesem Dienstag jährt sich zum 30. Mal der Todestag der deutschen Sopranistin Elisabeth Rethberg, die in den 1920er und 1930er Jahren zu den herausragendsten Vertreterinnen ihres Faches gezählt hat.

Als sie Ende 1922 als Aida ihr Met-Debüt gab, überschlugen sich die ursprünglich skeptisch eingestellten Kritiker nahezu in ihren Rezensionen. Schließlich hatte Elisabeth Rethberg damals keine geringere als die großartige Italienerin Claudia Muzio zu ersetzen, was ihr außer dem Met-Chef Giulio Gatti-Casazza offenbar niemand zutraute.

Stimme mit "Diamantglanz"

"Er setzte", schrieb ein Rezensent, "Elisabeth Rethberg keck mitten in das italienische Ensemble der Metropolitan herein, und das Wagnis glückte, denn die schöne Erscheinung, die ausgesprochene Musikalität, das wunderschöne, in ihrer Ausgeglichenheit einer kostbaren Perlenschnur gleichende Organ mit seinem herrlichen Diamantglanz und die schauspielerische Begabung nahmen sofort für die junge Dame ein ... Herr Gatti-Casazza hatte recht: die italienische Primadonna ist da: er hat sie aus Deutschland bezogen."

Zwei Jahrzehnte Met-Primadonna

Nicht weniger als zwei Jahrzehnte sollte die Met-Karriere der Rethberg dauern und ihr Erfolge in den verschiedensten Sparten der Opernliteratur bringen:

Sie sang neben Verdi genauso Wagner, Mozart, Rossini, die italienischen Veristen, Meyerbeer, Halevy und Gounod. 1942 - erst 48 Jahre alt - und, wie Mitschnitte beweisen, im Zenit ihres Könnens, hat sie völlig überraschend ihre Karriere beendet, wählte sich New York zu ihrer neuen Heimat und ist dort vor 30 Jahren auch gestorben.

Pianistin oder Sängerin?

Geboren wurde Elisabeth Rethberg am 22. September 1894 in Schwarzenberg im Erzgebirge in Sachsen. Ihr Vater war dort Lehrer, und er war es auch, dem sie ihre erste musikalische Ausbildung zu verdanken hatte.

Am Dresdener Konservatorium hat sie dann weiterstudiert, wobei ihr eine zeitlang nicht ganz klar war, ob sie Pianistin oder eben Sängerin werden sollte: "Klavierlehrer wollten mich zur Pianistin und die Gesangspädagogen zur Sängerin ausbilden", erinnerte sie sich später an diese Zeit.

Bühnen-Debüt 1915 mit Arsena

1915 hatte sie schließlich ihr Bühnen-Debüt: zwar zunächst nur als Arsena im "Zigeunerbaron", aber das immerhin an der hochangesehenen Dresdner Hofoper, der sie auch später, als sie bereits eine weltberühmte Primadonna war, zumindest als Gast die Treue hielt.

So verkörperte sie 1928 in Dresden unter Fritz Busch in der Uraufführung der "Ägyptischen Helena" von Richard Strauss die Titelpartie.

Eine internationale Karriere

Elisabeth Rethberg hat im Laufe ihrer Karriere in allen wichtigen Opernzentren der Welt gesungen, war in Berlin, in Wien und bei den Salzburger Festspielen zu Gast und hat an der Scala unter Toscanini die Aida gesungen.

Die Rethberg hat zwar nicht allzu viele, dafür aber eine Reihe von exemplarischen Schallplatten hinterlassen, die bis heute Maßstab für alle ihre Nachfolgerinnen geblieben sind. Abgesehen davon, existieren auch wichtige Live-Mitschnitte, die den hohen Rang ihrer Kunst ebenso eindrucksvoll belegen.