Ein berührendes "remember me"

8. April 2017, 21:58

"Purcell ist international. Er war ein natürliches Genie mit einer eigenen Sprache, die er aus der französischen, italienischen und englischen Musiktradition heraus entwickelte. Und er wusste ebenso, welche Art von Musik zu seiner Zeit in Frankreich und Italien geschrieben wurde. Er war ein richtiger Kosmopolit. Purcell besaß ein sehr ausgeprägtes Sprachgefühl für das Englische. Das merkt man ganz deutlich in seinem kompositorischen Umgang mit den Texten", so William Christie.

Zum ersten Mal hat William Christie mit seinem Ensemble "Les Arts Florissants" in Wien ein Bühnenwerk erarbeitet. In insgesamt sechs Vorstellungen ist Purcells Meisterwerk "Dido und Aeneas" bei den Wiener Festwochen zu hören. Der gebürtige Amerikaner hat hiefür ein junges Sänger-Ensemble zusammengestellt. Die Dido singt die schwedische Mezzosopranistin Malena Ernman, den Aeneas der britische Bariton Christopher Maltman. Dass auch Chor und Orchester von "Les Arts Florissants" zum Großteil mit jungen Sängern und Musikern besetzt sind, gehört quasi zum künstlerischen Credo Christies, der immer auf der Suche nach neuen Musikertalenten ist.

Von französischer Musik beeinflusst

Purcells Oper wurde bekanntlich 1689 auch von "young gentlewomen" zum ersten Mal aufgeführt. Purcell hat die tragische Liebesgeschichte zwischen Dido, Königin von Karthago, und dem trojanischen Prinzen Aeneas mit allen Stilmitteln, von nur vom Continuo begleiteten Arien bis zu Chören und Tänzen, in Musik gesetzt.

Deutlich ist dabei zu hören, wie sehr Purcell von der französischen Musik beeinflusst wurde. Wohl am beeindruckendsten ist allerdings der schlichte Abschiedsgesang der Dido. Nur von einem ostinaten, also immer wiederholten, absteigenden Bassmotiv ruft sie dem Geliebten "remember me" zu. Ein Moment, der auch beim heutigen Publikum "Gänsehaut" hervorruft.

"Ein Fest für Les Arts Florissants"

Und danach sind die Ö1 Hörer live bei einem "Fest für Les Arts Florissants" dabei: Im Restaurant Palmenhaus im Wiener Burggarten feiern die Musiker aus Frankreich gemeinsam mit jungen Künstlern und Ensembles aus Österreich (Veranstaltung in Kooperation mit dem Institut Français de Vienne; Tischreservierung: 01/533 10 33).

Neben Musik von Platten und Interviews präsentiert Bernhard Trebuch auch Live-Musik. So spielen u. a. der Oman Consort unter der Leitung von Michael Oman, Eugène Michelangeli am Cembalo und das Wiener Ensemble Vivante auf. Und vielleicht setzt sich William Christie auch selbst noch ans Cembalo. Und danach präsentiert Ö1 noch "Die lange Nacht der Alten Musik".