In Von Tag zu Tag

Robert Dornhelm

Immer wieder wagt sich Robert Dornhelm an die großen Stoffe der Geschichte heran - "Spartacus", "Anne Frank oder zu Ostern der Moses-Zweiteiler "Die zehn Gebote". Anfang Mai zeigt der ORF den Zweiteiler "Kronprinz Rudolf". Heute ist er in "Von Tag zu Tag".

Robert Dornhelms opulenter Historienzweiteiler "Kronprinz Rudolf" ist zweifellos eines der österreichischen Fernsehfilmereignisse des Jahres. Er bildet zugleich das Herzstück eines "Rudolf"-Programmschwerpunkts. In der Wiener Hofburg findet am Samstag, dem 29. April, eine große Galapremiere vor geladenen Festgästen statt.

Porträt eines Zerrissenen I

Dornhelm porträtiert einen Rudolf (Max von Thun), der zerrieben wird zwischen seinen liberalen politischen Visionen und der emotionalen Abhängigkeit von seinem Vater Kaiser Franz Joseph (Klaus Maria Brandauer), um dessen Anerkennung er ringt, und gegen den er sich bis zuletzt nicht offen zu stellen wagt.

Der Zweiteiler spannt einen Bogen von 1878, als der leichtlebige Student sich in Bordellen oder mit der Mutter seiner späteren Todesgefährtin Mary von Vetsera (Vittoria Puccini) vergnügt, zum gemeinsamen Tod mit Mary 1889 in Mayerling, der als logische Konsequenz aus seiner unheilbaren Syphiliserkrankung und seiner politischen Ohnmacht erscheint. Das letzte Geheimnis um das Ende des Liebespaares lüftet freilich auch Dornhelm nicht. Nur zwei Schüsse sind zu hören - was genau sich zugetragen hat, muss der Zuschauer sich selbst ausmalen.

Porträt eines Zerrissenen II

Während zu "Kronprinz Rudolf" bereits erste Vorbereitungen liefen, befand Dornhelm sich noch in der Schlussproduktion zu "Die zehn Gebote", die in Marokko gedreht wurden, danach folgten rund zweieinhalb Monate intensiven Drehs des Habsburger-Dramas in Wien und Niederösterreich und während er dieses noch immer fertig stellt, bereitet er - wieder einmal parallel - schon sein nächstes Oeuvre vor. In Russland wird er Tolstois bereits vielfach verfilmten Literaturklassiker "Krieg und Frieden" in einen prächtigen achtstündigen TV-Vierteiler verwandeln. Deshalb pendelt er momentan zwischen Wien und St. Petersburg.

Dornhelm, wurde am 17. Dezember 1947 in Timisoara (Rumänien) geboren und emigrierte als 13-Jähriger mit seinen Eltern wegen des Ceausescu-Regimes nach Wien, wo er später auch die Filmakademie besuchte. Dieses Studium gab Dornhelm jedoch auf, um sich mit Leidenschaft dem Dokumentarfilm zu widmen. Im Auftrag des ORF entstanden Künstlerportraits und sozialkritische Dokumentationen.

Keine Scheu vor großen Namen

Mitte der 1970er Jahre konnte Dornhelm für den Ballettfilm "Kinder der Theaterstraße" Monacos Landesfürstin Gracia Patricia, alias Grace Kelly als Kommentatorin gewinnen. Die Dokumentation brachte ihm 1977 eine Oscar-Nominierung. Noch im selben Jahr ging er nach Los Angeles. Dem breiteren Kinopublikum wurde Dornhelm 1985 mit dem Spielfilm "Echo Park" mit den US-Stars Tom Hulce, Susan Dey und Michael Bowen ein Begriff. 1988 drehte Dornhelm mit Sally Kirkland, Keith Carradine, Tom Waits, Bill Pullman, Kathleen York und Jeff Bridges den Western "Cold Feeds", den er selbst einmal als "eine Betrachtung des amerikanischen Westens von außen" bezeichnete. Daß die humorvolle Story um drei kleine Gauner für den kommerziellen Kinoeinsatz umgeschnitten wurde, konnte Dornhelm den Produzenten nie verzeihen.

Anfang der 1990er Jahre kam der Regisseur nach Europa, um den Semidokumentarfilm "Requiem für Dominique" zu realisieren. Darin versuchte er eine filmische Rekonstruktion der rumänischen Massenunruhen im Dezember 1989. Felix Mitterer spielte den angeblichen Schlächter von Temesvar, den der Film rehabilitiert. US-Kritiker reihten das Plädoyer gegen den Missbrauch von Gewalt unter die "10 besten Filme des Jahres".

Für seine Verfilmung des Schicksals der Anne Frank erhielt der Regisseur im Jahr 2001 schließlich den US-amerikanischen "TV-Oscar", den Emmy-Award.

Film ist ein Massenmedium

Dornhelms Wurzeln liegen im Dokumentarfilm, wie viele Erfolge beweisen, auch wenn Komödien wie "Echo Park" oder "Der Unfisch" mehr märchenhaften Charakter haben. "Ich bleibe gerne im Dokumentarischen, weil es meine Art ist, die Dinge naturalistisch zu betrachten", sagt der Regisseur über seine Arbeit, denn "meine Poesie und meine Filmwirklichkeit schöpfe ich immer aus dem realen Leben."

Von Anfang an gelang es ihm, bekannte Namen für seine Filme zu gewinnen. Ob "Amadeus"-Darsteller Tom Hulce oder Keith Carradine, Tom Waits, Helena Bonham Carter. "Ich glaube das Geheimnis liegt einfach darin, die Leute für ein Projekt zu interessieren. Nach seiner Rolle als exaltierter "Amadeus" war es für Tom Hulce einfach reizvoll, in meinem Film "Echo Park" einen dichtenden Pizzalieferanten zu spielen.

Dornhelms Credo: "Ich jedenfalls möchte den Film als Massenkommunikationsmittel nutzen, denn ich betrachte meine Arbeit - ganz ohne Zeigefinger - auch als erzieherische."

Hör-Tipp
Von Tag zu Tag, Freitag, 28. April 2006, 14:05 Uhr

Download-Tipp
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Links
tv.ORF.at - Kronprinz Rudolf
IMDB - Robert Dornhelm
artists4film - Robert Dornhelm