Freud und die Frauen - Teil 3

Das Eheleben

1891 zieht die Familie Freud in die Berggasse Nr. 19., Praxis und Wohnung liegen nebeneinander. Die Haushalt ist großbürgerlich und wird mit Dienstboten geführt. Als Berta Pappenheim von Freud verlangt, ihr zuzuhören, schlägt die Stunde der Psychoanalyse.

Ab Mitte der 1890 Jahre wurde Martha Freud auch durch ihre Schwester Minna bei der Haushaltsführung unterstützt. Geplant war vorerst, ein Aufenthalt von ein paar Monaten. Es wurde ein ganzes Leben daraus. Minna hatte, nachdem ihr Verlobter Ignaz Schönberg, ein enger Freund Freuds, 1886 an Tuberkulose gestorben war, bei ihrer Mutter in Hamburg-Wandsbek gelebt.

Ihr standen Mittel aus dem Erbe ihres Onkels zur Verfügung, zusätzlich hatte sie in verschiedenen Familien als Gouvernante und Gesellschafterin gearbeitet. Offenbar hatte sie sich damit abgefunden, unverheiratet und kinderlos zu bleiben.

Rivalitäten

In der Berggasse machte sie sich bald unentbehrlich. Sie war den Kindern eine zweite Mutter, was bei Anna auch auf Widerstand stieß. Die Letztgeborene hatte das Gefühl, zu kurz zu kommen, da weder Martha noch Minna die volle Verantwortung für die Bedürfnisse des jüngsten Kindes übernahmen.

Zudem gab es aus Annas Sicht neben der Mutter - so schreibt Katja Behling in ihrem Buch "Martha Freud, die Frau des Genies" - eine weitere Frau, die als Objekt der Zuneigung des Vaters in Frage kam, bzw. eine weitere Person, mit der das Mädchen um die Leibe des Vaters warb. Minnas Zimmer lag neben dem Schlafzimmer des Ehepaares Freud, durch das sie gehen musste um in das eigene Zimmer zu gelangen. Ein Grund für Spekulationen.

Die ersten Patientinnen

Zu den ersten Patientinnen Freuds gehörte Bertha Pappenheim. Sie ging in die Literatur als Anna O. ein. Die Geschichte dieser ersten Patientin Freuds zu erzählen, hieße die Geschichte einer Epoche mit einzubeziehen.

Die Familie Pappenheim, so heißt es, besaß Millionen. Siedelte von Pressburg nach Wien und führte dort einen Haushalt der typisch für das jüdischen Großbürgertums dieser Zeit war. Literaten, Künstler waren zu Gast, Heinrich Heine gehörte zur Familie. Elise Gomperz, Anna von Lieben, bekannt in der Literatur als Fall Cäcilie M. und als Lehrmeisterin Sigmund Freuds wuchsen in ähnlichen Verhältnissen auf.

Marie Bonaparte, die Urgroßnichte Kaiser Napoleons I. fand sich 43jährig auf Freuds Couch und wurde später seine Briefträgerin nach Frankreich. Dort wurde Freuds Psychoanalyse vor allen von Jacques Lacan weiter gedacht und auch feministischen Perspektiven unterzogen.

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung "Salzburger Nachtstudio" vom Mittwoch, 26. April 2006, 21:01 Uhr zum Thema Freud und die Frauen nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.

Buch-Tipp
Katja Behling, "Martha Freud, die Frau des Genies", Aufbau Tb, ISBN 3746618584

Veranstaltungs-Tipp
Sigmund Freud Vorlesung 2006, Leon Botstein spricht zum Thema Freud und Wittgenstein. Sprache und menschliche Natur, Samstag, 6. Mai 2006, 18:00 Uhr, Gesellschaft der Ärzt, Billrothhaus, Frankgasse 8, 1090 Wien.

Links
Sigmund Freud Museum Wien
Freud-Institut
Wiener Psychoanalytische Vereinigung