AKM-Chef Paul Walter Fürst ist 80
Ein Komponist aus Leidenschaft
Fast 30 Jahre lang war er Bratschist der Wiener Philharmoniker, heute zählt er zu den meistgespielten zeitgenössischen Komponisten Österreichs: Paul Walter Fürst, der am Dienstag 80 wird. Seit 1998 ist er AKM-Präsident. Ö1 widmet ihm ein Zeit-Ton-Porträt.
8. April 2017, 21:58
Er zählt zu den meistaufgeführten zeitgenössischen Komponisten in Österreich: Paul Walter Fürst, langjähriger Bratschist der Wiener Philharmoniker und seit 1998 Präsident der österreichischen Gesellschaft der Autoren, Komponisten und Musikverleger (AKM), der am Dienstag seinen 80. Geburtstag feiert. Aus diesem Anlass widmet ihm Ö1 ein Zeit-Ton-Porträt.
Vor drei Jahren wurde seine Opera Popular "Catalina Homar", eine Oper in einem Prolog und sieben Szenen nach einem Text von Herbert Vogg, am Stadttheater Baden uraufgeführt. Paul Walter Fürst, dessen erstes Werk mit knapp 20 entstand, kann heute auf ein Gesamtwerk von rund 150 Kompositionen zurückblicken.
Umfassende musikalische Ausbildung
Er beherrscht nicht nur jenes Streichinstrument virtuos, das er in mehreren Orchestern von Weltruf jahrzehntelang spielte - er lernte auch Klavier, Violine, Tuba und Posaune.
Blasinstrumenten widmete er als Komponist auch viele seiner Werke, die vom reichen Einsatz von Klangfarben und Klangstrukturen gekennzeichnet sind und manchmal virtuos die Grenze zum Jazz überschreiten. Die Schwerpunkte setzte sich Fürst dabei in der Kammermusik und in Orchesterwerken mit Soloinstrumenten.
Auch musikdramatische Werke
Dass Stilbrüche in seine kompositorischen Arbeiten einkalkuliert sind, liest sich schon alleine aus den Titeln einiger seiner Kompositionen, die etwa "Antikonzert für Cello, Go-Combo und Orchester" (1972), "tromboncussion für Posaune und Schlagzeug" (1986) und "Jäger tot und Almenrausch für vier Natur- und vier Jagdhörner".
Fürst widmete sich auch musikdramatischen Werken, so komponierte er etwa die "Dorian-Gray-Suite für Orchester" für ein Ballett nach dem gleichnamigen Roman von Oscar Wilde. Die meisten Werke Fürsts entstanden auf Wunsch oder auf Anregung bekannter Ensembles und Instrumentalsolisten. darunter Kompositionsaufträge der Wiener Festwochen, des Brucknerfestes Linz und des ORF.
Bei ZeitTonTagen von Ö1
Auch bei den ZeitTonTagen im RadioKulturhaus, dem Festival der neuen Musik, in dessen Rahmen die bis zu 20 Kompositionsaufträge von Ö1 einem breit gefächerten Publikum vorgestellt werden, war Fürst im Jahr 2000 vertreten:
Damals dirigierte er selbst seine auf Ignaz Franz Biber Bezug nehmende "Fantasia representativa" op 81 aus dem Jahr 1994.
Computer als Hilfsmittel
Im fortgeschrittenen Alter hat Paul Walter Fürst begonnen, sich für die Möglichkeiten, die der Computer bietet, zu interessieren. Heute schreibt er Stimmen und Partituren mit Hilfe des Computers auf.
Erste Erfolge bei Innsbrucker Jugendkulturwochen
Paul Walter Fürst wurde am 25. April 1926 in Wien geboren und erhielt seinen ersten Klavierunterricht mit sechs Jahren. Er besuchte das Musische Gymnasium in Frankfurt am Main, wo er in den letzten beiden Jahren zum Leiter der Blechbläserabteilung aufstieg. Später studierte er an der Wiener Musikhochschule Violine, Klavier und Komposition.
Mit kaum 20 Jahren komponierte er sein erstes Werk - zwei Inventionen für Klavier. Seine ersten Komponisten-Erfolge konnte Fürst bei den Innsbrucker Jugendkulturwochen in der Zeit verbuchen, in der er als Solo-Bratschist im jungen NÖ. Tonkünstlerorchester spielte - von 1952 bis 1954.
Von Münchner zu Wiener Philharmonikern
Im Anschluss daran wechselte er in derselben Funktion zu den Münchener Philharmonikern. 1961 wurde er als Bratschist ins Staatsopernorchester engagiert. Von 1962 bis 1990 gehörte er dem Orchester der Wiener Philharmoniker an, 1966 wurde er in den Verwaltungsausschuss der Philharmoniker gewählt, wo er bis 1969 als Kassier und von 1969 bis 1981 als Geschäftsführer wirkte.
Fürst musizierte auch als ständiger 2. Bratschist im Musikvereins-Quartett und im Boskovsky-Quartett.
Im Dienste seiner Musiker-Kollegen
1970 wurde Fürst, der wesentlich am Zustandekommen des Rom-Abkommens beteiligt war, das nicht nur für die Wiener Philharmoniker, sondern für alle österreichischen Interpreten eine wichtige urheberrechtliche Grundlage schaffte, zum Präsidenten der Österreichischen Interpreten-Gesellschaft (ÖSTIG), einer Schwestergesellschaft der AKM, gewählt.
1978 wurde er zum Präsidenten der Sektion Musiker und zum Vize-Vorsitzenden der Gewerkschaft Kunst, Medien, freie Berufe bestellt. Für die Komponisten und Interpreten engagiert sich Fürst auch im Arbeitskreis für Urheberrecht, im Leistungsschutz-Gesellschafts-Beirat (LSG) oder als Vize-Präsident der Federation Internationale des Musiciens (FIM).
Zahlreiche Auszeichnungen
Zu den zahlreichen Auszeichnungen und Ehrungen, die Fürst im Laufe seiner Karriere erhalten hat, finden sich der Professoren-Titel (1970), das Große Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich (1980), der Preis der Stadt Wien für Musik (1994), das Goldene Ehrenzeichen des Landes Wien (2001) sowie der Würdigungspreis des Kulturpreises des Landes Niederösterreich 2005.
So oft es seine Zeit zulässt, zieht sich Paul Walter Fürst in seinen Garten in Niederösterreich zurück. Er ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und Enkelkinder. Die Kinder sind ausnahmsweise nicht (Berufs-)Musiker.
Hör-Tipp
Zeit-Ton, Dienstag, 25. April 2006, 23:05 Uhr
Links
mica - Paul Walter Fürst
AKM
radiokulturhaus.ORF.at
Wiener Philharmoniker