Österreich in Nordamerika stark vertreten
Exportschlager Umwelttechnik
In Österreich arbeiten rund 330 Firmen auf dem Gebiet der Umwelttechnik. 18.000 Arbeitsplätze, vier Milliarden Euro Jahresumsatz und 65 Prozent Exportquote sind die Eckdaten. Das holzreiche Kanada gilt als aussichtsreicher Markt.
8. April 2017, 21:58
Die Firma Energy Cabin erzeugt mobile Heizanlagen
Zu den Boom-Branchen zählen weltweit Umwelttechnik und Umweltindustrie. Österreich hat sich dabei einen guten Ruf erworben. Neben den klassischen End-of-pipe-Technologien, wie Abwasser-Aufbereitung und Abgasreinigung werden erneuerbare Energien, Ressourcen schonende Erzeugung und ökologische Konzepte für die gesamte Produktionskette immer wichtiger.
Das Umweltsegment im Überblick
Diese sauberen Technologien machen mehr als die Hälfte der Umwelttechnik-Umsätze in Österreich aus, gefolgt vom nachgelagerten Umweltschutz mit 34 Prozent und elf Prozent im Bereich Mess- und Regeltechnik. Insgesamt werden an die vier Milliarden Euro in Österreich in der Umwelttechnik umgesetzt. Die Zahl der Betriebe in dieser Branche ist in den vergangenen zehn Jahren von 250 auf 330 gestiegen. Sie beschäftigen an die 18.000 Menschen, was einen jährlichen Anstieg um 2,5 Prozentpunkte entspricht.
65 Prozent der Produktion gehen in den Export. Das Wachstum der Branche ist mit jährlich sieben Prozent doppelt so hoch wie das Wachstum der Sachgütererzeugung insgesamt.
Wachstumsmarkt Kanada
Wie dynamisch die österreichische Umweltwirtschaft ist, zeigte die größte Umweltmesse des amerikanischen Kontinents - die Globe2006 in Vancouver in Kanada - vor wenigen Wochen. Die österreichischen Aussteller machten außerhalb Nordamerikas die größte Gruppe aus. Aus Österreich waren es vor allem Klein- und Mittelbetriebe, die zur Globe2006 kamen.
Holz
Bei Kanadas Holzreichtum ist es nahe liegend, dass Holz einen wesentlichen Teil der nachwachsenden Rohstoffe bildet. 500.000 Tonnen Holzpellets werden pro Jahr nach Europa geliefert. Der kanadische Markt ist noch nicht ausgereizt, und hier versucht die Firma Energy Cabin aus Gleisdorf in der Steiermark einzuhaken. Sie erzeugt Energiekabinen. Das sind mobile Heizanlagen, die mit dem Lastwagen geliefert werden und fertig installiert - etwa im Garten - aufgestellt werden können.
Eine Seite der Kabine ist mit Sonnenkollektoren verkleidet, die im Sommer Warmwasser liefern. An sonnenlosen Tagen und im Winter sorgt ein Pelletsofen samt Pelletsspeicher für Energie.
Pelletsheizungen bietet auch die Firma SHT aus Salzburg an. Obwohl derzeit die Kapazitäten voll ausgelastet sind, weil in Europa wegen der hohen Heizölpreise und der Verunsicherung auf dem Energiesektor Pelletsheizungen stark nachgefragt werden, will sich Herbert Hartl, der Geschäftsinhaber auf den amerikanischen Markt vorbereiten.
Biodiesel
Biodiesel ist das Spezialgebiet der Biodiesel International aus Grambach bei Graz. In den Anlagen dieses Unternehmens können nicht nur Raps- oder Sojaöl zu Biodiesel aufbereitet werden, sondern auch gebrauchte Speiseöle jeder Art aus Küchen. Geschäftsführer Wilhelm Hammer ist stolz darauf, in seiner Branche Weltmarktführer zu sein. Er liefert nicht nur in europäische Staaten, sondern auch schon viele Anlagen nach Übersee.
Energieautarkie
Auf vollständige Selbstversorgung mit Energie setzt die Firma Neue Energie Technik, kurz NET, aus Salzburg. Ihr Chef, Franz Schweighofer, arbeitet daran, ganze Dörfer oder Siedlungen energieautark zu versorgen. Genützt werden sämtliche alternative Energieträger, von Wind, über Fotovoltaik bis hin zu Hackschnitzel und Biodiesel. Pilotanlagen stehen schon in vielen Ländern.
Problemabfall oder wertvoller Rohstoff?
Umwelttechnik besteht aber nicht nur aus Energieproduktion. Der Mechanikermeister Josef Dagn aus Kössen in Tirol sorgt sich seit zwei Jahrzehnten um Schrottautos - genauer gesagt um die verschiedenen Flüssigkeiten, die sich noch in den Wracks befinden. Vermischt sind diese Flüssigkeiten problematischer Abfall, getrennt gesammelt aber wieder verwertbarer und wertvoller Rohstoff. Für diese getrennte Sammlung hat Josef Dagn in seiner Firma SEDA spezielle Pumpen entwickelt, die von Autoherstellern und Autoverwertern gekauft werden.
Umweltschutz beginnt im Kopf
Der Erfolg von Umwelttechnik hängt sehr stark von der politischen Stimmung ab. Umweltbewusstsein ist nicht überall auf der Welt gleichmäßig verteilt, und Nordamerika hinkt in dieser Hinsicht Europa hinterher. Dennoch bildet sich auch auf dem amerikanischen Kontinent dieses Bewusstsein in steigendem Maße, weiß Österreichs Handeldelegierter in Kanada Karl Schmidt.
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