Lukrativ wie das Drogengeschäft

Verbrechen Frauenhandel

Vor der Fußball-WM in Deutschland warnen sogar EU-Kommission und Europarat vor einem Boom der Zwangsprostitution. International gesehen hat der Menschenhandel mit Zwangsprostituierten ähnliche Dimensionen angenommen wie der Handel mit Drogen oder Waffen.

Jedes Jahr wagen Tausende von Dominikanern und Dominikanerinnen die gefährliche Überfahrt nach Puerto Rico. Obwohl die Reise lebensgefährlich und teuer ist, sehen viele Dominikaner keine andere Möglichkeit für sich und ihre Familien.

Denn obwohl sich die wirtschaftliche Situation des Karibikstaates seit der Wahl des neuen Präsidenten Leonel Fernández vor knapp zwei Jahren etwas verbessert hat, lebt immer noch ein Viertel der Bevölkerung in Armut und sie hat zunehmend ein weibliches Antlitz bekommen, denn Frauen leiden ganz besonders unter dieser Situation. Oft ohne Ausbildung, allein erziehend und am Rande der Gesellschaft, sehen sie sich dazu gezwungen zu emigrieren.

Aufklärungsarbeit

Die dominikanische Nichtregierungsorganisation "Centro de Orientación Integral", kurz COIN hat es sich seit 1994 zur Aufgabe gemacht, migrationswillige Frauen über die Gefahren der "Reise" aufzuklären, damit sie nicht unvorbereitet den Menschenhändlern in die Falle tappen. Denn die Armut hat ihren Preis: nach Thailand, Brasilien und den Philippinen ist die Dominikanische Republik eines der Hauptexportländer für die "Ware Frau". Die Betroffenen werden mit attraktiven Angeboten in die USA, nach Europa oder Lateinamerika gelockt und dann meist in die Prostitution gezwungen.

Francisca Fereira ist die Verantwortliche des Zentrums für gehandelte Frauen beim COIN. In ihrer über zehnjährigen Erfahrung hat die energische Mittdreißigerin so mache Geschichte gehört und obwohl jede Frau eine andere Erfahrung auf ihrer "Reise" gemacht hat, folgen sie alle dem gleichen Muster:

Normalerweise ist anfangs nicht die Rede von Prostitution. Es wird ein Job als Hausangestellte, Altenpflegerin oder auch Angestellte in einem Nachtclub angeboten. Sie reisen hier also mit der Idee ab, dass sie in diesen Berufen arbeiten werden. Aber wenn sie dann im Zielland ankommen, ist davon keine Rede mehr. Sie werden in die Prostitution gezwungen oder ohne Dokumente und Geld sitzen gelassen. Dann bleibt ihnen oft nichts anderes übrig, als sich zu prostitutieren.

Komplexe Migrationsströme

Fanny Polonia arbeitet für die International Organisation for Migration, kurz IOM, in Santo Domingo. Die gebürtige Kolumbianerin verfolgt das Problem des Frauenhandels seit vielen Jahren. Geduldig erklärt sie die Routen des lukrativen Geschäfts in Lateinamerika: neben dem Handel innerhalb der Staatsgrenzen, meist Arbeitssklaven und Frauen, gibt es den regionalen Handel bei dem zum Beispiel Dominikanerinnen nach Argentinien und Ecuadorianerinnen nach Brasilien geschafft werden.

Zwischen einer und vier Millionen Frauen und Mädchen werden jedes Jahr von Menschenhändlern verschoben - nach Deutschland, Spanien, Holland Österreich und in die Osteuropäischen Länder wie Polen. Das lukrative Geschäft erreicht inzwischen ähnliche Dimensionen wie der Handel mit Drogen und Waffen. Etwa 5-7 Milliarden US-Dollar im Jahr verdienen Menschenhändler nach Schätzungen der UNO mit der "Ware Frau".

Hör-Tipp
Journal Panorama, Donnerstag, 13. April 2006, 18:20 Uhr

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