Grazer Kleinkunstvogel flog nach Berlinen

20. Grazer Kleinkunstwettbewerb

Zum 20. Mal wurde vor kurzem im Grazer Theatercafé der Kleinkunstvogel vergeben, der zu den maßgeblichen Nachwuchspreisen in Österreich zählt. Einer der Shooting-Stars des Kabaretts ist die Schauspielerin Alice Frick.

Alice Frick hat ihre Lektion (fast) gelernt.

Was haben Martin Puntigam, Michael Mittermeier und Mike Supancic gemeinsam? Alle drei Künstler wurden in den ersten Jahren ihrer nun doch schon längeren Karrieren mit der gleichen Trophäe ausgezeichnet, nämlich mit dem Grazer Kleinkunstvogel. Seit 1987 wird dieser Nachwuchspreis jedes Frühjahr auf der mobilen Kleinkunstbühne "Hin & Wider" im Grazer Theatercafé vergeben. Voriges Wochenende verließ die 20. Ausgabe des Kleinkunstvogels die steirische Landeshauptstadt Richtung Berlin.

Kantsche Lehren

Der deutsche Philosophiestudent und Jungkabarettist Marc Uwe Kling ging als Jurysieger aus dem Grazer Kleinkunstwettbewerb 2006 hervor. Mit giftgrüner Gitarre und einer sehr heterogenen Themenpalette präsentierte sich der junge Mann dem Publikum in der steirischen Landeshauptstadt. Begonnen hat sein Interesse für das Spiel mit der Sprache und mit den Geschichten auf den diversen Berliner Lesebühnen, deren Gast Marc Uwe Kling sehr regelmäßig ist.

Sein satirischer Blickwinkel auf den Alltag äußert sich bei dem jungen Kabarettisten in seinen Texten wie Liedern. Unter dem Motto "Viel hilft viel", dessen genaue Bedeutung auch der Kabarettist selbst nicht erklären kann, surft er thematisch zwischen Kantschen Lehrsätzen und der Unmöglichkeit, Handy und Computer pannenfrei zu bedienen.

Förderung der Kleinkunst

Einer langjährigen Tradition gehorchend, führte auch beim 20. Grazer Kleinkunstwettbewerb der Kabarettist und Mitorganisator Simon Pichler durch den Abend der Finalisten. Das engagierte Team des Vereins zur Förderung der Kleinkunst hatte für fünf Tage seine mobile Bühne im Grazer Theatercafe aufgestellt und bot 16 Nachwuchskünstlerinnen und -künstlern die Möglichkeit, ihr Können vor einer Fachjury unter Beweis zu stellen.

Die komödiantischen Qualitäten der sechs Finalisten wurde von einem Jurorenteam bewertet - bestehend aus Veranstaltern, Journalisten und dem Kabarettisten und Kleinkunstvogel-Preisträger 2001, Christoph Krall. Der Jurypreis des Kleinkunstwettbewerbs ist mit 800 Euro dotiert, die zweckgebunden für Werbemittel vergeben werden. Außerdem wird am Finalabend auch ein Publikumspreis vergeben. Zusätzlich zu den Trophäen, gibt es für die Gewinner Engagements im Grazer Theatercafé und im Cafe Praxmeier in Kitzbühel.

Lektion gelernt

Seit 1987 ist die Popularität des Grazer Kleinkunstvogels ungebrochen und schon so manchem Kabarettisten diente die Auszeichnung als Sprungbrett für die weitere Kleinkunstkarriere. An diese Tradition wollte auch die junge Wienerin Alice Flick anschließen. Beim Grazer Publikum löste sie wahre Begeisterungsstürme aus und erspielte sich den Publikumspreis der Veranstaltung.

Die 21-jährige Schauspielerin und Entertainerin sammelte ihre ersten Bühnenerfahrungen bei den Talente-Abenden im Kabarett Niedermair und im Theater am Alsergrund. Außerdem wirkte sie bereits in einigen Kurzfilmen mit, hat eine Tanzausbildung absolviert und spielt Schlagzeug, E-Gitarre und Klavier. Im Grazer Theatercafé bot die junge Entertainerin - ganz im Stil der Stand-up-Comedians - einen Ausflug in ihren nicht immer ganz geglückten Alltag als Studentin. Titel Ihres Programms: "Lektion gelernt".

Kabarettistische Feldforschung

Im wirklichen Leben setzt Alice Frick nicht ausschließlich auf ihre schauspielerischen Talente: Ein Studium an der Wirtschaftsuniversität mit Schwerpunkt "Wirtschaft und Recht" soll vielleicht eine Zweitkarriere als Akademikerin garantieren, wenn das Kabarett doch nicht hält, was sich die junge Komödiantin davon verspricht.

Ihr Auftritt im Grazer Theatercafe lässt allerdings das Beste hoffen. Die junge Dame ist witzig, spontan und hat aus ihrem Studentinnenalltag einiges zu erzählen, das man gar nicht erfinden kann. Beispielsweise persifliert sie in ihrem Programm, welche Verirrungen die frisch gebackene Schulabgängerin auf dem Weg zu ihrem Studentenausweis durchleben muss. Und ebenfalls der neue Führerschein soll mit Würde präsentiert werden. Wer bei einer Verkehrskontrolle dem Polizisten auf die Frage "Wissen Sie, warum ich Sie aufgehalten habe?" antwortet: "Wegen der Leiche im Kofferraum???" hat laut Alice Frick jedenfalls seine Lektion noch nicht gelernt.

Hör-Tipp
Contra, Sonntag, 16. April 2006, 22:05 Uhr

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