Wieland Schmied erinnert sich
Begegnung mit Samuel Beckett in Berlin
1978 war Samuel Beckett in Berlin, um "Endspiel" zu inszenieren. Wieland Schmied, heute emeritierter Professor für Kunstgeschichte, war dabei und nahm die Gelegenheit wahr, den Literaten zu beobachten. Jetzt hat er seine Erinnerungen veröffentlicht.
8. April 2017, 21:58
"Samuel Beckett war der geborene Asket."
Wieland Schmied, geboren 1929 in Frankfurt am Main, heute emeritierter Professor für Kunstgeschichte, ist bekannt für seine eigenwilligen Künstler-Porträts. Seinem neuen Buch liegt die persönliche Begegnung mit Samuel Beckett zu Grunde, der 1978 in Berlin war, um "Endspiel" zu inszenieren. Ursprünglich hatte Schmied vor, einen Zeitungsaufsatz über diese Begegnung zu schreiben, im Laufe der Zeit wurden seine Notizen aber so umfangreich, dass er sie letztendlich zu einem Buch zusammenfasste.
Besondere Ausstrahlung
Viele, die Samuel Beckett persönlich begegnet sind, finden, dass er eine besondere Ausstrahlung hatte. "Das begann schon mit seinem Gesicht; er hatte ein faltenreiches, vom Leben, vom Schicksal gezeichnetes Gesicht", erinnert sich Schmied im Gespräch mit Robert Weichinger. Und weiter: "Er war jemand, der überhaupt nicht auf Schick geschaut hat. Zugleich hatte er eine Aura, er hat etwas ausgestrahlt." Man spürte, da war jemand, der nichts sagen oder tun wird, das belanglos ist.
So unwichtig für Beckett sein Äußeres war, so wichtig nahm er die Inszenierung seiner Stücke. "Man hatte immer das Gefühl, Beckett hört eine innere Stimme, die ihm vorsagt: So geht es und das ist es", erzählt Schmied.
Mehr zu Samuel Beckett in oe1.ORF.at
Samuel Beckett wäre 100
Beckett zum Nachhören
Kolumne von Robert Weichinger
Hör-Tipp
Ex libris, jeden Sonntag, 18:15 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-DownloadabonenntInnen können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
Buch-Tipp
Wieland Schmied, "Begegnung mit Samuel Beckett in Berlin", Rimbaud Verlag, ISBN 3890866816
Link
samuel-beckett.net