Ein Buch und doch nicht
Bücher in Pillenform
Es ist die Qual per se. Situationen, in denen man ohne Bücher auskommen muss. Autofahren zum Beispiel. Salat waschen. Kartoffel schälen. Bügeln. Unkraut zupfen. Oder ganz schlicht aufräumen. Diese Qual hat ein Ende: man lasse sich vorlesen!
8. April 2017, 21:58
Büchersüchtige haben es schwer, sehr schwer. Denn anderes als bei anderen Süchten ist die Büchersucht keine offiziell anerkannte Sucht. Es gibt also weder staatlich anerkannte und daher unterstützte Abhängigenberatungsstellen, noch Selbsthilfegruppen nach Art der AA, WW oder PBO - der Anonymen Alkoholiker, der Weight Watchers oder der Prominenten Bulimie Opfer. Und selber einen CABA zu gründen, einen Club Anonymer Bücher Abhängiger, liegt nicht in der Natur eines Büchersüchtigen.
Denn dieser ist sich seiner Sucht meist nicht bewusst. Er nennt sie liebevoll Freude an der Literatur, Leselust oder Bildungshunger und sich selbst einen Bücherfreund. Dass er (oder sie) ein Opfer ist und unrettbar in seiner (oder ihrer) Sucht verstrickt, erkennt er (oder sie) erst, wenn es zu spät ist.
Wenn die Bauaufsichtsbehörde sich gewaltsam Zutritt zur Wohnung verschafft hat, um der Ursache der statischen Probleme der Erdgeschosswohnung auf den Grund zu gehen. Wenn der seit Monaten abwesende Partner bei seinem definitiv letzten Besuch auch die zweite Zahnbürste mitgenommen hat. Wenn der bislang so nette Bankbeamte weder grüßt noch eine weitere Belehnung diverser Lebens- oder sonstiger Versicherungen akzeptieren will.
Abhilfe? Nun ja, man kann versuchen, Bücher-Rezensent für irgendein Medium zu werden, aber diese Stellen sind rar und die Wartelisten so lange, dass erst die Ungeborenen der Ungeborenen eine Chance auf einen freien Platz haben. Andere Möglichkeiten: reich heiraten. Den Superjackpot irgendeines Gewinnspiels zu knacken. Oder, aber das ist wirklich radikal, so viel und lange am Computer zu arbeiten, dass man sich eine Augenschwäche einhandelt und daher eine Lesebrille braucht. Das bremst, und wie! Spätestens nach dem dritten blauen Auge, das man sich durch Druck besagter Brille während des nächtlichen Tiefschlafes eingehandelt hat, wird das Bedürfnis, so lange zu lesen, bis man eingeschlafen ist, in frage gestellt.
Aber, verehrte Mitsüchtige, es gibt Abhilfe. Es ist gar nicht mehr nötig, alles selbst zu lesen. Denn in den Situationen, in denen man ohne Bücher auskommen muss, Autofahren zum Beispiel, Salat waschen, Kartoffel schälen, bügeln, Unkraut zupfen, aufräumen oder eben auch einschlafen, lässt man sich eben vorlesen! Hörbücher, Freunde, das ist die Lösung!!!
Kosten auch erheblich weniger als Au-Pair-Girls oder -Boys, die man zu diesem Zwecke engagieren kann, abgesehen davon, dass sie kaum je mehr Taschengeld, mehr Freizeit oder menschenwürdige Unterbringung verlangen. Und sooft dieselbe Passage wiedergeben, wie man sie eben hören will. In gleich bleibender Qualität, was nicht zu verachten ist.
Aber mit Hörbüchern gibt es nun natürlich ganz andere Probleme. Denn Gelesenes und Gehörtes unterscheidet sich eklatant voneinander. Und prominente Schauspielernamen alleine sind kein Garant für gute Hörbücher. Es kommt immer auf das mithörende Ohr und die lenkende Hand der Aufnahme-Crew an. Darauf, ob und wie das Originalwerk gekürzt ist. Ob es zu einem mehrstimmigen Opus verarbeitet wurde. Oder zu einem Hörspiel in formatgerechten 59 Minuten.
Puristen bestehen auf ungekürzten Lesungen. 97 CDs für Krieg und Frieden, das ist ein Pensum, das macht Freude, das ist höchst zufrieden stellend akzeptabel. Und wenn das Buch nur zwölf CDs hergibt, dann kann man auch nichts machen. Hauptsache ungekürzt.
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