Vier bearbeitete Perlen der Musikkunst

Tschaikowskys "Mozartiana"

Tschaikowskys "Mozartiana"-Suite, für die der Komponist vier kleine Spätwerke des Meisters auswählte, ist ein Beispiel bekennender Mozart-Verehrung. Damit wollte Tschaikowsky diese "Perlen der musikalischen Kunst" einem breiteren Publikum nahe bringen.

Mozarts "Ave verum", Tschaikowskys "Preghiera"

Der Interpretations-Vergleich steht diesmal unter dem Motto "Almost Mozart". Im Zentrum der Beispiele bekennender Mozart-Verehrung steht Peter Iljitsch Tschaikowskys Orchestersuite Nr.4 in D-Dur, genannt "Mozartiana". Es sind vier kleine, mit größter Sorgfalt ausgesuchte Spätwerke von W. A. Mozart, die Tschaikowsky in dieser Suite für großes Orchester bearbeitet hat.

"Eine große Anzahl der höchst bewundernswerten kleinen Werke Mozarts sind, unverständlicherweise, sehr wenig bekannt, nicht nur der Öffentlichkeit, sondern auch der Mehrzahl der Musiker. Ich wollte einen neuen Anstoß zur Aufführung dieser kleinen Meisterwerke geben, deren kurze und bündige Form solche unvergleichliche Schönheiten enthält", schrieb Tschaikowsky über seine Orchestersuite, an der er im Sommer des Jahres 1887 arbeitete.

Ein Charakterisierungsversuch

Bei einem Vergleich von Original und Bearbeitung muss dem Hörer klar sein, dass es sich um eine sehr persönliche Lesart des nachschöpfenden Komponisten handelt. Die orchestrale Ausdeutung, die Tschaikowsky findet, mag stilistisch nicht unseren Vorstellungen entsprechen.

Aber er hat ganz bewusst strukturelle Details durch klangliche Herauslösung aus dem ursprünglichen Zusammenhang verändert. So als wolle er sagen: "Hört da genau hin, wie Mozart diese Stelle gemacht hat!" Und durch diesen Charakterisierungsversuch kommt es zu einer Neudeutung, die Eigenleben bekommt.

Unnachahmlich schlichtes "Ave verum"

Mozarts "Ave Verum" ist eine so unnachahmlich schlichte Komposition und darin vollkommen - und dass das Original nicht zu übertreffen ist, wusste Tschaikowsky natürlich. Wird es zu getragen, zu gefühlig, mit zu viel Streicher-Vibrato und wallenden Harfen-Arpeggi gespielt, ist es der Intention des Stücks abträglich.

Eine vertretbare, nicht klebrig-süße, und zugleich fließende Interpretation gelingt Neeme Järvi mit der "Preghiera", also dem Gebet für Orchester, wie Tschaikowsky sein "Ave verum" in der "Mozartiana"-Suite nennt.

"Perlen der musikalischen Kunst"

"Ungefähr eine Stunde am Tag orchestriere ich Mozarts Klavierstücke, aus denen bis zum Ende des Sommers eine Suite entstehen wird. Ich denke, diese Suite wird eine großartige Zukunft haben, dank der geglückten Auswahl der Stücke und des Neuheitswertes ihres Charakters (das Alte in moderner Form)", schrieb Tschaikowsky im Juni des Jahres 1887.

Und in seiner Anmerkung zur Erstausgabe der Partitur hielt Tschaikowsky nochmals sein besonderes Anliegen fest: "Der Verfasser dieser Suite mit dem Titel 'Mozartiana' hatte im Sinn, eine häufigere Aufführung dieser Perlen der musikalischen Kunst zu bewirken, die von der Form her anspruchslos, aber von unerreichbarer Schönheit sind."

Hör-Tipp
Ausgewählt, Mittwoch, 28. Februar 2007, 10:05 Uhr

CD-Tipp
Tschaikowsky, "Mozartiana", Orchestersuite Nr.2 & 4, Philharmonia Orchestra London, Michael Tilson Thomas, CBS MDK 46503

Link
Wikipedia - Pjotr Iljitsch Tschaikowski

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