Bertramka, Ständetheater und Don Giovanni

Mozart in Prag

"Meine Prager verstehen mich." - Wolfgang Amadeus Mozarts freudiger Ausspruch wird in Prag gerne zitiert. Belegt ist er jedoch nicht. Als kleine 'Spitze' eignet er sich dennoch allemal - vor allem gegen die Städte Wien und Salzburg.

Ende der 80er Jahre des 18. Jahrhunderts zählt Prag 75.000 Einwohner, also etwa ein Drittel der Einwohnerzahl von Wien. Mozart trifft am 11. Januar 1787 zum ersten Mal in Prag ein. Er hat eine lange, beschwerliche Fahrt über Znaim, Mährisch-Budweis, Iglau, Tschaslau (Caslav) und Kolin hinter sich. Eine Fahrt von über 300 Kilometern in bitterem Frost.

Ankunft in Prag am 11. Januar 1787

In der Hauptstadt angekommen, nimmt sein Wagen den üblichen Weg, um nach Mala Strana, auf die Kleinseite am gegenüberliegenden Moldau-Ufer also, zu gelangen. Mozarts Weg führt durch das 'Neue Tor' im Bereich des heutigen Heuwaagsplatzes (Senovazne namesti). Dort wird sein Pass kontrolliert, und es heißt, der Zöllner habe ihn gefragt, ob er der Komponist des Figaro sei. Mozarts Wagen folgt dann der Celetná, der Zeltnergasse. Er kreuzt den Altstädter Ring. Schließlich überquert er die Moldau auf der Karlsbrücke - in jenen Jahren in Prag die einzige Brücke über den Fluss. Am Malteserplatz endet seine Reise. Von dort geht es zu Fuß in die Pfarrgasse, die heutige Thunovská, unmittelbar neben dem Kleinseitner Platz.

Im 'Haus zur Eisernen Tür' wird Mozart schon erwartet, von Johann Josef Graf Thun. Noch am selben Abend wird Mozart vom Grafen Canal zu einem Ball geführt. Der Ball wird von Franz Joseph Baron Bretfeld gegeben. Dessen Haus, 'Zum Sommer und Winter' genannt, liegt am oberen Ende der Spornergasse, der heutigen Nerudová. Jener Gasse, die heute von Souvenirläden, Touristen-Restaurants und historisierenden Hotels gesäumt ist. Von den meisten Prag-Besuchern wird sie am Weg zur Burg passiert. Bretfelds Haus ist jedoch nicht zugänglich.

Prag liebt Mozarts Figaro

Auf Bretfelds Ball konnte Mozart mit Freuden bemerken, wie außerordentlich populär sein Figaro bei den Pragern war. Aus der Musik des Figaro hatten sie zahlreiche "Contretänze" und "teutsche" Tänze gemacht, zu denen sie in jenem Januar 1787, im Fasching also, höchst vergnügt zu tanzen beliebten. An seinen Freund Jaquin schrieb Mozart:

"hier wird von nichts gesprochen als von - Figaro; nichts gespielt, geblasen, gesungen und gepfiffen als - Figaro. Keine Oper besucht als Figaro und ewig Figaro; gewiß große Ehre für mich ..."

Im Thun'schen Palast logiert mittlerweile seit vielen Jahren die Britische Botschaft. Tomislav Volek, prononcierter Mozartologe und Vorsitzender der Prager Mozartgemeinde, wurde vom ehemaligen britischen Botschafter eingeladen, das Gebäude auf Spuren von Mozart hin zu untersuchen. Gefunden wurden keine. Dennoch waren die Besuche im ehemaligen "Haus zur Eisernen Tür" aufschlussreich für den Mozartologen. Schließlich hatte Mozart bei seinem ersten Besuch in genau diesem Haus gewohnt.

Nicht nur Bertramka und Ständetheater

Zu Gast war Mozart auch im Palais des Oberstburggrafen Nostitz. Jenes Grafen Nostitz, dem Prag das Ständetheater verdankt, das zu Mozarts Zeiten noch nach Nostitz benannt war. Das Ständetheater, in dem am 29. Oktober 1787 die Uraufführung des "Don Giovanni" gefeiert wurde.

Nostitz prachtvolles Palais auf der Kleinseite nahe der Kampa-Insel beherbergt heute das tschechische Kulturministerium. Darüberhinaus sind in Prag aber noch viele weitere Lokalitäten mit Mozarts Aufenthalten verbunden:

Die Klosterkirche Mariä Himmelfahrt der Prämonstratenser in Strahov zum Beispiel (wo Mozart die Orgel spielte). Das Klementinum der Jesuiten (wo er den Priester und Musiker Hurdalek besuchte, der in Salzburg mit seiner Familie musiziert hatte). Nicht zu vergessen seine Kontakte mit den Freimaurern um Ignaz Born und den Grafen Thun.

Hör-Tipp
Ambiente, Sonntag, 26. März 2006, 10:06 Uhr

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