Einer der führenden Jazzmusiker Österreichs

Er war unser Gott

Vor etwas mehr als zwei Jahren, am 21. Dezember 2003, ist der Saxofonist Hans Koller im Alter von 82 Jahren in Wien gestorben. Er galt als einer der führenden Jazzmusiker Österreichs, in den 1950er- und 1960er-Jahren auch ganz Europas.

"Hans Koller war unser Gott." Dieses Zitat stammt von niemand Geringerem als Joe Zawinul, dem im Jahr 2000 der nach dem Saxofonisten benannte Hans-Koller-Preis für sein Lebenswerk verliehen wurde.

Den Hans-Koller-Preis selbst gibt es seit 1996, sein Namenspatron war gleichzeitig auch der erste Preisträger. Auch Koller bekam ihn für sein Lebenswerk, für zahlreiche Platten, die stilbildend waren und mit denen er europäische Jazzgeschichte geschrieben hat; für seine Kompromisslosigkeit im musikalischen Ausdruck und auch für seine Rolle als Doyen des österreichischen Jazz, der viele Musiker, die nach ihm kamen, gefördert hat.

Vorbildlich und beinahe unerreichbar

Unbestritten ist, dass Hans Koller einen großen Teil seiner Popularität und Anerkennung in Jazzkreisen seiner Zeit in Deutschland (1951-1970) verdankt. Seine Technik und sein Klang am Saxofon galten damals als vorbildlich und beinahe unerreichbar.

Darüber hinaus steht sein Verdienst um die Entwicklung einer deutschen wie österreichischen Jazzszene ebenso außer Frage wie Hans Kollers Anteil an der Tatsache, dass sich nach dem Krieg der europäische Jazz vom amerikanischen zusehends emanzipieren konnte.

Koller wurde auch für in Deutschland gastierende amerikanische Musiker zunehmend interessant, er spielte in den 1950er Jahren mit den Saxofonisten Lee Konitz und Zoot Sims sowie in den Bands von Benny Goodman und Stan Kenton.

Zentralfigur der deutschen Jazzszene

Hans Koller begann seine Karriere im Wien der unmittelbaren Nachkriegszeit. Mit seinem "Hot Club Vienna", dem unter anderem noch Musiker wie der Schlagzeuger Viktor Plasil angehörten, spielte er regelmäßig im Wiener Volksgarten, dazu kam noch ein kurzes Engagement im Orchester von Horst Winter.

Zu Beginn der 1950er Jahre wurde ihm Österreich zu klein, die Auftrittsmöglichkeiten wurden immer seltener, Koller übersiedelte in die BRD, zunächst nach München.

Neben einer ausgereiften Technik und einem bald sehr stark ausgeprägten Personalstil mit unüberhörbaren Einflüssen von Charlie Parker, Lester Young und Stan Getz war es vor allem Hans Kollers Experimentierfreudigkeit, die ihn bald zu einer Zentralfigur der damaligen deutschen Jazzszene werden ließen.

Maler und Musiker

Mit Goodman spielte Hans Koller 1958 bei der Weltausstellung in Brüssel, danach war der Saxofonist Zoot Sims, der damals regulär bei Goodman spielte, einige Wochen Gast in Kollers Haus in Baden-Baden. Er bestärkte Koller darin, mit dem Malen zu beginnen.

Koller: "Meine Musik und meine Malerei haben sich gegenseitig unglaublich beeinflusst. Nachdem ich ein Bild fertig gestellt hatte, konnte ich oft drei Kompositionen auf Anhieb schreiben, auch wenn mir davor wochenlang nichts eingefallen war. Auf der anderen Seite habe ich mir Klänge oft bildlich, mittels Farben vorgestellt. Die Farbe ist eigentlich die Musik in den Bildern."

"Free Sound"

1970 kehrte Hans Koller nach Österreich zurück und gründete in Wien sein Quartett "Free Sound", dem im Laufe der Jahre Musiker wie Wolfgang Dauner, der polnische Geiger Zbigniew Seifert oder der Gitarrist Eddie Marron angehörten.

Die Vaterfigur Koller

Die österreichische Jazzszene profitierte generell von der Rückkehr Hans Kollers, wurde er doch bald seinem Nimbus als Vaterfigur gerecht. In den späten 1940er und frühen 1950er Jahren waren es Musiker wie Joe Zawinul oder Albert Mangelsdorff, die sich in seinen Bands ihre ersten Sporen verdienten, nach seiner Rückkehr hatten u. a. Wolfgang Puschnig und Martin Fuss das Glück, ihn als Lehrmeister zu haben.

Zu seinem 80. Geburtstag im Februar 2001 gab es eine Ausstellung von 70 seiner Bilder im Gebäude der Wiener Fernwärme, dazu kamen mehrere Konzerte. Viele seiner Platten wurden mittlerweile auf CD wieder veröffentlicht, besonders empfehlenswert sind "Koller Plays Kovac" sowie alle Alben, die Koller ursprünglich für das Label MPS aufgenommen hat.

Hör-Tipp
Radiokolleg, Montag, 20. Februar, bis Donnerstag, 23. Februar 2006, 9:45 Uhr

Jazztime, Dienstag, 21. Februar 2006, 21:45 Uhr

Jazztime, Dienstag, 28. Februar 2006, 21:09 Uhr

Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendereihe "Radiokolleg" gesammelt jeweils am Donnerstag nach Ende der Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.