Die kleinen und feinen Jobmotoren

Österreichs Weltmarktführer

Philips Österreich ist durch Job-Abbau bei der Serienfertigung und Spezialisierung auf neue High-Tech-Produkte wie Handy-Lautsprecher zum Weltmarktführer avanciert. Auch Waagner Biró oder der Lifthersteller Doppelmayr sind österreichische Global-Player.

Peter Kamm zur künftigen Entwicklungsstrategie

Österreich hat rund 30 Firmen, die Weltmarktführer sind. Und das, obwohl Österreich keine Großkonzerne von internationalem Maßstab hat, wie etwa die Schweiz mit Nestle.

Einer der heimischen Global Players ist Philips Österreich, der sich auf High-Tech-Produkte wie Handy-Lautsprecher spezialisiert hat. Weltmarktführer sind auch der Lifthersteller Doppelmayr oder die hoch spezialisierte Stahlbaufirma Waagner Biró.

Durch Spezialisierung zum Erfolg

Noch vor 20 Jahren mit 11.000 Beschäftigten einer der ganz großen Arbeitgeber im Land, ist Philips Österreich heute auf rund 1.900 Mitarbeiter geschrumpft. Konsequent hat der Philips-Konzern die Produktion aus Westeuropa abgesiedelt. Auch die jetzige Kündigung von 150 Beschäftigten in Klagenfurt gehört zu dieser Strategie. Was übrig bleibt, sind Entwicklungsabteilungen und hoch spezialisierte Produktionen - wie zum Beispiel kleine Lautsprecher für Handys.

Noch im Jahr 1990 stand die Lautsprecherproduktion bei Philips in Wien fast vor der Schließung. Damals hatte die Konzernzentrale in den Niederlanden dem Wiener Lautsprecherwerk quasi eine letzte Chance eingeräumt. Diese wurde genutzt, und zwar gleich zu einem Welterfolg. Dank des vorhandenen Akustik-Know-how wandte man sich zu jener Zeit dem Telekommunikationsmarkt zu. Unterstützt wurde der ungebremste Aufstieg zum Weltmarktführer vom Handy-Boom.

350 Millionen Handy-Lautsprecher pro Jahr

Bereits seit acht Jahren ist Philips nun schon von Wien aus Weltmarktführer bei Lautsprechern für Handys. Dabei werden weltweit 40 bis 50 Prozent aller Handy-Lautsprecher - in Zahlen ausgedrückt sind das nicht weniger als 350 Millionen Stück - vertrieben. Produziert wird in Wien und in einem Tochterwerk in Peking. In Wien sind etwa 400 Mitarbeiter in die Produktion miteingebunden. Seit November 2005 werden dabei neben den bisherigen runden auch die ersten rechteckigen Handy-Lautsprecher produziert.

Für Philips-Österreich-Chef Peter Kamm hat die Weltmarktführerschaft bei den Handy-Lautsprechern übrigens eine Art doppelte Bedeutung: zum einen für den Standort Österreich, zum anderen für die Bedeutung des Philips-Standortes innerhalb des Weltkonzerns.

Philips Österreich kann aber neben der Lautsprecher-Produktion auch noch in weiteren Bereichen Weltmarktführerschaft vorweisen, nämlich bei einer Spracherkennungssoftware, bei analogen Diktiergeräten und bei chipbasierenden Identifikationssystemen, die zum Beispiel in Kreditkarten enthalten sind. Im letztgenannten Bereich ist man in Gratkorn in einer Ausbauphase; dort werden auch noch Mitarbeiter gesucht.

Der Lifthersteller Doppelmayr

Schon eher ein typisch österreichischer Betrieb - weil durch und durch mittelständisch - ist die Vorarlberger Firma Doppelmayr. Auch sie ist mit 13.500 Seilbahnsystemen in über 70 Ländern Weltmarktführer. Den ersten Skilift hat Doppelmayr 1937 am Arlberg gebaut und damit nicht nur in der eigenen Firma den Grundstein für weltweiten Erfolg gelegt, sondern auch die Entwicklung des Arlbergs als Skigebiet entscheidend vorangetrieben. Eine weitere bahnbrechende Innovation war 1973 der erste Skilift in Kuppelbauweise.

Die Lifthersteller-Firma hat ihre Produktionsstätten nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika und in Asien. Mit dem Werk in Peking will Michael Doppelmayr den dortigen Produktpiraten die Stirn bieten. In China sind nicht weniger als 200 Seilbahnen unerlaubt kopiert worden. Letzte Neuheit aus dem Hause Doppelmayr: der Mountain-Glider - eine Seilbahn über einem Vergnügungspark in der Nähe von Brüssel, die dem Fahrgast das Gefühl des Fliegens vermitteln soll.

Der Mehrfachspezialist Waagner Biró

Dass ein 1.400-Mann-Unternehmen in völlig unterschiedlichen Branchen - nämlich beim Theater ebenso wie bei der Entsorgung - Weltmarktführer sein kann, zeigt das Beispiel Waagner Biró des Industriellen Herbert Liaunig. Diese Firma hat in den vergangenen Jahrzehnten für Furore bei vielen großen internationalen Projekten gesorgt: bei der Oper in Sidney in Australien ebenso wie beim Bau der riesigen Berliner Reichstagskuppel - zwei Beispiele aus der Waagner-Biró-Division Stahlbau, inklusive Stahl-Glas-Technik.

Heute ist das Unternehmen Weltmarktführer im Bereich Bühnentechnik. Hier liefert Waagner-Biró die bühnentechnische Ausrüstung wie zuletzt etwa für den Neubau der Oper in Kopenhagen. Noch zweimal darf sich Waagner-Biró Weltmarktführer nennen, und zwar dank der zum Unternehmen zählenden Maschinenbaufirma Binder und Co in Gleisdorf in der Steiermark: zum einen bei der Herstellung von Siebtechnik für so genannte siebschwierige Schüttgüter - hier sind etwa Schotterproduzenten Abnehmer solcher Siebgüter; zum anderen im Bereich Altglasrecycling - in einer solchen Anlage werden auch Fremdkörper wie Flaschenverschlüsse automatisch aus dem angelieferten Altglas entfernt. Eine Gesamtanlage für Altglasrecycling kann dabei bis zu drei Millionen Euro kosten. Bei Waagner-Biró sieht man in diesem Bereich in den nächsten Jahren noch enormen Aufholbedarf und gute Absatzchancen, vor allem bei den EU-Erweiterungsländern.

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 10. Februar 2006, 9:45 Uhr

Download-Tipp
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Links
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