Österreichs Fremdenverkehr kann aufatmen
Die Russen in Tirols Bergen
Mehr als 200.000 Russen feierten das orthodoxe Weihnachtsfest am 6. Jänner in den österreichischen Skigebieten. Ein Viertel davon allein in Mayerhofen im Zillertal. Die Fremdenverkehrsbranche jubelt, doch es gibt auch distanziertere Stimmen.
8. April 2017, 21:58
Fabienne Edenhauser-Riede (Tirol-Werbung) zu den Gästen
Österreich wird immer mehr zur beliebtesten Wintersport-Destination der Russen. Österreichs Berge, eine intakte Umwelt, ein Familien- und Kultur orientiertes Angebot lässt die Nachfrage der Winterurlauber aus dem Osten hierzulande kontinuerlich wachsen. Vor allem Tirols Wintersportgebiete stehen auf der Liste ganz oben - zur Begeisterung vieler Tourismusverantwortlichen vor Ort.
Anfang Jänner herrschte am Flughafen in Innsbruck Hochbetrieb. Über zwanzig Charterflüge mit 4.000 russischen Skigästen landeten allein einem einzigen Tag. In der gesamten Wintersaison rechnet der Innsbrucker Flughafen mit mehr als hundert Maschinen aus Russland.
Russisch sprechende Skilehrer
Besonders beliebt bei den russischen Aufsteigern sind die Skigebiete in Ischgl, Serfaus, Mayrhofen, Sölden, Lech, Zürs, St. Anton und Seefeld.
Auf der Piste sind sich die Gäste sehr ähnlich - ob aus England, Deutschland, Österreich oder aus dem Osten. Doch ein Tourismus-Experte erkennt die russischen Gäste sofort ... an der Ausrüstung; denn die kaufen die meisten gleich am ersten Tag - meistens teuere Ware um einige tausend Euro. Und: Kaum einer von ihnen will in der Gruppe Skifahren lernen, weiß Thomas Knuchel der Leiter der Schischule Sportaktiv in Seefeld. Damit der Gast aus Putins Reich auch verstanden wird, arbeiten bei Thomas Knuchel Russisch sprechende Skilehrer.
Qualität, Service und Marken
Sonne, Luft und Berge - Tirols größter Reiz ist die landschaftliche Schönheit, sagen die neuen Gäste. Qualität, Service und auch Marken wollen die russischen Gäste, heißt es bei der Tirol-Werbung.
"Auch die Infrastruktur muss für die russischen Urlauber stimmen", ergänzt die gebürtige Russin Tatiana Shibaeva-Grimm, die als Reisekauffrau in Tirol arbeitet. Was das bedeutet? - Eine behagliche Tiroler Stube; denn das schätzen die Russen auch.
Entgegen einiger kritischer Stimmen gibt es auch keine Image-Probleme mit den russischen Gästen. Denn suchten noch vor zehn Jahren Urlauber aus dem Osten einen günstigen Pauschalurlaub, kommen jetzt bereits zahlreiche zahlungskräftige Russen aus der wachsenden Mittelschicht.
Russischer Skiurlaub verlängert Weihnachtssaison
Vor allem Tirol hat sich im Osten mittlerweile als Top-Urlaubsdestination etabliert. Waren es im Jahr 2000 noch knapp 80.000 russische Übernachtungen, konnten bis jetzt mehr als 200.000 gezählt werden - 56.000 davon allein in Mayrhofen im Zillertal. Dieser Ort ist nach Wien der stärkste Übernachtungsort in österreichischen Gefielden.
Vor einem Jahr trat in Russland erstmals die neue Feiertagsregelung mit fünf zusätzlichen freien Tagen zum Jahresbeginn in Kraft. Der russische Skiurlaub in Tirol dauert daher mit über sieben Tagen überdurchschnittlich lange. Der zweite Vorteil für die österreichischen Touristenorte: Das russisch-orthodoxe Weihnachtsfest fällt auf den 6. Jänner und verlängert die Weihnachtssaison hierzulande.
Hoffnungsmarkt Russland
Mit 145 Millionen Einwohnern ist Russland ein Hoffnungsmarkt für den Tourismus. Diejenigen, die dort Geld haben, haben wirklich Geld. Viel Geld. Und sie wollen offenbar das, was ihnen im Kommunismus vorenthalten wurde, jetzt nachholen und mit dem so genannten Goldenen Westen gleichziehen. Das heißt u. a.: Luxus, Reisen und - Weihnachten. In den Tagen um den 6. Jänner hörte man deswegen vor allem in Tiroler Luxus-Betrieben sehr viel Russisch.
Tirols Touristiker können jedenfalls gelassen in die restliche heurige Wintersaison schauen. Manche Hotels sind schon bis weit in den März ausgebucht.
Hör-Tipp
Journal-Panorama, Donnerstag, 9. Februar 2006, 18:25 Uhr
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach der Ausstrahlung 30 Tage lang im Download-Bereich herunterladen.
Veranstaltungs-Tipp
Russkaja, 17. Februar 2006, St. Leonhard am Forst, Steinhaus
Links
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SportAktiv - Skischule in Seefeld
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