Der palästinensische Pianist im Künstlerzimmer

Saleem Abboud Ashkar zu Gast

Sein Debüt gab er als 17-Jähriger beim Israel Philharmonic Orchestra unter Mehta, mit 22 trat er erstmals an der Carnegie Hall unter Daniel Barenboim auf: Der palästinensische Pianist Saleem Abboud Ashkar. Heuer wirkte er bei der Salzburger Mozartwoche mit.

Ashkar über sein Salzburg-Debüt und Mentor Barenboim

Als 17-Jähriger debütierte er mit dem Ersten Klavierkonzert von Tschaikowsky beim Israel Philharmonic Orchestra unter der Leitung von Zubin Mehta, mit 22 Jahren gab er sein Debüt in der New Yorker Carnegie Hall bei einem von Daniel Barenboim dirigierten Konzert: Der junge palästinensische Pianist Saleem Abboud Ashkar.

Im Rahmen der diesjährigen Mozartwoche wirkte Ashkar bei dem Konzert der Wiener Philharmoniker, das Manfred Honeck anstatt des erkrankten Daniel Barenboim leitete, und dessen Aufzeichnung Ö1 an diesem Sonntag überträgt, in Mozarts Konzert für drei Klaviere, dem "Lodron-Konzert", mit. Aus diesem Anlass hat Maria Rennhofer mit Saleem Abboud Ashkar ein Gespräch geführt.

Auch bei Salzburger Festspielen

Auch in diesem Sommer wird Ashkar in Salzburg zu hören sein: Und zwar am 12., 15. und 16. August mit den Wiener Philharmonikern unter Riccardo Muti, wo er mit dem israelischen Pianisten Itamar Golan Mozarts Konzert für zwei Klaviere und Orchester Es-Dur KV 365 (316a) spielen wird.

Ein "sehr feiner Mozart"

"Daniel Barenboim ist vor drei Tagen erkrankt, und daher verpflichtete die Internationale Stiftung Mozarteum für die Mozartwoche innerhalb von zwei Tagen Manfred Honeck und Alexander Lonquich als Ersatz für den Klavier spielenden Dirigenten. Zusammen mit den Wiener Philharmonikern und den Pianisten Shai Wosner aus Israel und dem Palästinenser Saleem Abboud Ashkar kam ein überraschend ausgewogenes Konzert im Großen Festspielhaus zu Stande, das von einer berührenden und zugleich unaufdringlichen politischen Botschaft mitgetragen wurde", berichtete die APA über das Konzert, das am 30. Jänner stattfand.

"Die Spitzen der Hamas hätten hören sollen, wie der Israeli Shai Wosner, der Palästinenser Saleem Abboud Ashkar und der Deutsche Alexander Lonquich in Mozarts 'Konzert in F-Dur für drei Klaviere und Orchester KV 242' zu einer wohlklingenden Einheit verschmolzen. Auch den israelischen Staatschefs hätte es nicht geschadet wahrzunehmen, wie ein Spieler die Basis legt, die der andere mit Akkorden füllt und die der dritte mit einer Melodie ergänzt. Am Ende stand dem Orchester ein Klang gegenüber wie von einem einzigen, fülligen und voluminösen Klavier", lautete die APA-Rezension.

Auch bei "West-Östlichem Diwan"

Der junge Pianist wirkte vor drei Jahren auch beim Jugendorchester "West-Östlicher Diwan" mit, bei dem israelische und arabische Musiker um kulturelles Verständnis werben. Acht bis zehn Stunden täglich übten die jungen Musiker Beethoven, um sich auf ihre Konzerte in Andalusien, London, Rabat und Berlin vorzubereiten.

Zum Tournee-Abschluss fand in der deutschen Hauptstadt gleich zwei Mal in der Berliner Staatsoper Unter den Linden zu hören sein. "Allein die Gelegenheit, mit Barenboim zusammenzuarbeiten, war Grund genug, dem Orchester beizutreten", sagte damals Saleem Abboud Ashkar. "Wir wissen, dass wir durch Musik keinen Frieden im Nahen Osten erreichen können", so der palästinensische Pianist. Aber unter den Musikern werde die Vision von Said und Barenboim Realität.

In Nazareth geboren

Saleem Abboud Ashkar wurde 1976 in Nazareth geboren. Sein Musikstudium absolvierte der palästinensische Pianist an der Londoner Royal Academy of Music sowie an der Musikhochschule in Hannover.

Nach seinem Debüt beim Israel Philharmonic Orchestra unter Leitung von Zubin Mehta schlossen sich Auftritte mit zahlreichen anderen israelischen Ensembles und bei Festivals im Land an. Daniel Barenboim, mit dem er mit 22 Jahren in der New Yorker Carnegie Hall debütierte, lud Ashkar dann auch zu Konzerten mit dem Chicago Symphony Orchestra, der Staatskapelle Berlin, zu den BBC Proms sowie dem Schleswig-Holstein Musikfestival ein.

Mit Mehta, Muti und Fedoseyev

Mit dem Israel Philharmonic unter Mehta wiederum gastierte Ashkar in Paris, bei den Ludwigsburger Schlossfestspielen sowie den Strauss-Tagen in Garmisch-Partenkirchen, wo er die Burleske des Namenspatrons interpretierte.

Weitere Engagements führten ihn mit Riccardo Muti und dem Orchestra della Scala, mit Lawrence Foster, Vladimir Fedoseyev und Sebastian Weigle zusammen.

Auch Kammermusiker

Bei Klavierabenden war Saleem Abboud Ashkar u. a. im Amsterdamer Concertgebouw, in Berlin, Frankfurt, Brüssel, Oslo und Chicago zu erleben. Auch als Kammermusiker hat er sich einen guten Ruf erspielt, so z. B. im Duo mit dem Geiger Gil Shaham, dem Cellisten Antonio Meneses und dem Pianisten Itamar Golan, mit dem er gemeinsam bei den Salzburger Festspielen konzertiert.

Download-Tipp
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Hör-Tipp
Im Künstlerzimmer, Ö1, Sonntag, 5. Februar 2006, 11:59

Links
Berliner Staatsoper Unter den Linden
Israel Philharmonic Orchestra
Mozartwoche 2006
Salzburger Festspiele
Wiener Philharmoniker