Attila Dogudan - Gründer von Do & Co

Spitzenmenüs vom Fließband

Attila Dogudan hat ein eigenwilliges Erfolgsrezept: Er bietet Spitzengastronomie, verzichtet aber auf Hauben und serviert vom Fließband. Nebenbei betreibt er die Hofzuckerbäckerei "Demel", verdient aber sein Geld an Bord von Airlines.

Der Multi-Gastronom im Gespräch mit Michael Csoklich

Von sich selbst sagt Attila Dogudan, er sei im Kochtopf aufgewachsen, kochen selbst kann er allerdings nicht. Der Gründer und Mehrheitseigentümer von Do & Co sieht darin aber keinen Nachteil, kann er doch dadurch wie ein anspruchsvoller Gast urteilen.

Do & Lauda & Sokol

Begonnen hat alles 1981 mit einem kleinen Delikatessen-Geschäft in Wien, finanziert mit dem Geld des Vaters, der das Restaurant Kervanseray betrieben hat. 1983 startet Attila Dogudan sein erstes Catering. 1987 begegnet er Niki Lauda. Über Nacht vereinbaren beide eine Zusammenarbeit, und drei Wochen später beliefert Do & Co alle Flüge der Lauda Air mit Essen.

Das Catering für die Lauda Air ist der internationale Durchbruch für Do & Co. Das Essen wird weltweit zum Maßstab für Flugzeugessen.

Dienen und Qualität oberstes Gebot

Attila Dogudan wurde 1959 in Istanbul als Sohn eines türkischen Restaurantbesitzers und einer Wienerin geboren. Als Zehnjähriger übersiedelt er nach Wien, besucht ein Gymnasium und studiert nach der Matura Welthandel.

Grundlage des Erfolgs ist für Dogudan das absolute Bekenntnis zur Dienstleistung, zur Qualität. Sowohl Qualität als auch die Einstellung zur Dienstleistung können nicht mit Geld gekauft werden, sagt Dogudan. Oft sei es schwierig, Mitarbeiter zu finden, die dienen wollen. Denn Dienen ist für Dogudan die Basis der Dienstleistung.

Drei Standbeine

Do & Co gehört zu mehr als 50 Prozent der Dogudan-Privatstiftung, zu 32 Prozent der Raiffeisen-Holding, der Rest ist an der Wiener Börse im Streubesitz. Das Unternehmen agiert auf drei Ebenen: Airline Catering, Event Catering sowie Restaurants und Bars. 20 Fluglinen beliefert Do & Co derzeit mit Essen, vor allem in Business und First Class.

Weil Fluglinien einerseits immer mehr sparen, andererseits ein komplettes Angebot haben wollen, steigt Do & Co jetzt auch ins Geschäft mit Catering für die Economy Class und Billigfluggesellschaften ein. So gibt es eine strategische Partnerschaft mit der niederländischen De Ster. Der Caterer von Air Berlin, Stockheim aus Deutschland, wiederum wurde übernommen. Geplant ist, Essen für die Economy Class anzubieten, das Qualität hat und vom Passagier extra bezahlt wird. Im Event Catering ist Do & Co u. a. weltweit der Caterer der Formel 1.

Um das derzeit zum Verkauf stehende Catering-Unternehmen Airest hat sich Do & Co beworben und 30 Millionen Euro geboten: "Das war die Grenze", sagt Dogudan. Seiner Meinung nach sind persönliche Ressentiments daran schuld, dass die Airest nicht an Do & Co verkauft werden wird. "Schade", meint er, "denn Airest und Do & Co wären eine ideale Kombination gewesen".

Expansion großgeschrieben

Die Zuckerbäckerei Demel, 2002 von der Raiffeisen Holding gekauft, schreibt wieder schwarze Zahlen. Im März soll eine Filiale in Salzburg, Anfang 2007 eine in London eröffnet werden. Geht es nach Dogudan, soll aus Demel ein "Louis Vuitton der Schokolade" werden.

Jüngstes Projekt Dogudans ist ein 44-Zimmer-Hotel am Wiener Stephansplatz, das Ende März eröffnet werden soll. Dogudan erwartet sich davon einen weltweiten Werbeeffekt. Rechnet sich das Hotel, sind weitere Projekte nicht ausgeschlossen: "Ins Großprojekt Kochen passt das Hotel insoferne", sagt Dogudan, "als sich die Anforderungen des Marktes geändert haben. Essen muss ein Gesamterlebnis sein, vergleichbar mit einem Theaterbesuch. Und da passt ein Hotel dazu".

Expandieren will Dogudan vor allem auch in der Türkei. Dort herrsche eine Aufbruchsstimmung wie in Mittel- und Osteuropa mit großem Wachstumspotential. Seit einem halben Jahr betreibt Do & Co ein Büro in Istanbul. Jetzt bewirbt sich das Unternehmen um das Catering für Turkish Airlines.

Dogudans Vision

Do & Co soll in fünf bis zehn Jahren mit seinen Marken immer in der Gruppe der Premiumanbieter vertreten sein: ein "Louis Vuitton des Essens", ein Mischkonzern der Dienstleistungen Essen bis Gastfreundschaft. Der Umsatz soll auf 500 bis 700 Millionen Euro steigen; die Milliarde Umsatz traut er sich nicht zu nennen. Sein langfristiges Ziel: Do & Co als Weltmarke zu etablieren.

Dass er als Multi-Gastronom selbst nicht kochen kann, empfindet Dogudan nicht als Nachteil, so kann er wie ein anspruchsvoller Gast urteilen. Dogudan kostet aber alles, und stellt immer alles in Frage. Er bezeichnet sich als den kritischsten Gaumen des Unternehmens.

Der Vielflieger

Abseits von Do & Co ist Attila Dogudan mit Ex-SP-Finanzminister und Steuerberater Andreas Staribacher auch ins Fluggeschäft eingestiegen. Ziel ist es, sich an einem Bedarfsflugunternehmen zu beteiligen. So kann der Vielflieger Dogudan flexibler und billiger die Welt umrunden, und Staribacher kommt so auf die notwendigen Flugstunden.

Mit seinem Freund Niki Lauda verbindet den Multi-Gastronom eine Seelenverwandschaft: "Wir haben viel Zeit miteinander verbracht, gemeinsam Visionen entwickelt und umgesetzt", sagt er. Von Lauda habe er gelernt, dass es nur gut und nicht gut gebe. Auf Do & Co umgelegt heißt das: "Es gibt nur Qualität - oder nicht Qualität".

Hör-Tipp
Saldo, Freitag, 3. Februar 2006, 9:45 Uhr

Download-Tipp
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Links
Do & Co
Der Demel
Lauda Air