Biografie der berühmtesten Porno-Darstellerin

Die Wahrheit über Deep Throat

Mit der Hauptrolle in dem 1972 gedrehten Kult-Porno "Deep Throat", wurde Linda Lovelace zum berühmtesten Porno-Star der Welt. Ihre Biografie zeigt das Leben einer jungen Frau, die in die Hände eines brutalen und geschäftstüchtigen Zuhälters fällt.

Ich schwöre bei allen Göttern, dass ich bestimmt keinen Menschen schlecht machen will; aber das hier ist die Wahrheit, genauso ist alles geschehen.

Mit diesen feierlichen Worten beginnt Linda Lovelace ihre Biografie. Lovelace, mit bürgerlichem Namen Linda Boreman, ist sicher der berühmteste Porno-Star der Welt. Der 1972 gedrehte Kult-Porno "Deep Throat" spielte geschätzte 600 Mio. Dollar ein, Lovelace bekam für ihre Hauptrolle magere 1.200 Dollar.

Die Pseudomoral Amerikas

1980 unter dem Titel "Ordeal" - "Tortur" - erstmals erschienen, legt der Heyne Verlag nun zum Start des Dokufilms "Inside Deep Throat" Linda Lovelaces Autobiografie neu auf. Der Film beschäftigt sich mit der Pseudomoral Amerikas in den 70er Jahren, mit dem Phänomen der sexuellen Befreiung und mit einer Tatsache: dass mit dem Film "Deep Throat" die amerikanische Pornoindustrie erst so richtig in Gang kam.

Einer, der in Lovelaces Biografie keine kleine Rolle spielt, ist der "Playboy"-Herausgeber Hugh Hefner. Lovelace lernte Hefner kennen als sie schon zur berüchtigten Porno-Queen avanciert war. Ihr Mann und Manager Chuck Traynor versuchte, enger mit Hefner zusammenzuarbeiten und bot ihm daher aus reiner Männerfreundschaft Linda zum sexuellen Verzehr an. Hefner zierte sich zu Anfang, doch dann bei einer großen "Playboy"-Party nahm sich der sexuell befreite Verleger Linda doch.

Und jetzt applaudierten alle - genau wie in diesen alten Fred-Astaire-Filmen.

Eigener Treue-Begriff

Auch eine andere Hollywood-Größe kommt in der Autobiografie nicht gut weg: Sammy Davis Junior. Der große Entertainer verliebte sich ein wenig in den Pornostar. Dass der gute Sammy verheiratet war, verursachte aber kein moralisches Kopfzerbrechen. Linda Lovelace schreibt über Sammy:

Er hatte sich einen gewissen Code von ehelicher Treue aufgebaut - er erklärte mir, dass er alles tun könne, außer normalen Geschlechtsverkehr mit mir vollziehen. Denn dieser Akt der Liebe wäre Betrug an seiner Frau. Was er am liebsten hatte, war, dass ich meinen "Deep-Throat-Akt" mit ihm machte. Das war nämlich keine Untreue!

Fataler Ausbruchsversuch

In Linda Lovelaces Autobiografie geht es um die Vergewaltigung, Entrechtung und damit um das totale Entmenschlichen einer jungen Frau, die als amerikanische Landpomeranze in die Hände eines brutalen und geschäftstüchtigen Zuhälters fällt.

Die Geschichte ist leider nicht neu und könnte auch heute spielen: Die 21-jährige Linda wünscht sich nichts sehnlicher, als von ihren kleinbürgerlichen, verklemmten Eltern loszukommen. Da tritt ein gut aussehender junger Mann mit anscheinend viel Geld in ihr Leben. Er säuselt was von Liebe und von Selbstständigkeit. Anfangs benimmt er sich mehr als korrekt, macht Geschenke, es geht auf Reisen und Partys. Doch eines Tages geht's zur Sache. Im Falle von Linda Lovelace heißt das Prostitution in stickigen Motels und dann eben das Drehen von Pornofilmen.

Von ihrem Zuhälter Chuck Traynor wird Linda sogar zur Ehe gezwungen. Somit sind die Fesseln noch enger geschnürt. Und falls das doch nicht genügt, schlägt Traynor seine Ehefrau Linda bis zur Bewusstlosigkeit oder zückt seinen Revolver. Was Linda Lovelace in den Jahren mit Chuck Traynor und bis zum Erfolg von "Deep Throat" durchmachte, beinhaltet wahrscheinlich alle sexuellen Perversionen, die sich ein krankes Männergehirn nur ausdenken kann. Übrigens kommen in Linda Lovelaces Autobiografie auch einige Damen vor, die als Domina oder Sado-Maso-Partner den Männern ebenbürtig sind.

Schonungsloser Lebensbericht

Linda Lovelace möchte die Wahrheit sagen, wie sie zu Anfang ihres Buches vermerkt. Daher möchte sie auch alle möglichen Missverständnisse aus dem Weg räumen. An einer Stelle schreibt sie klipp und klar:

Machte es mir manchmal Freude? Gab es einen Moment der Lust? Ich möchte das so klar machen wie nur möglich: Es gab weder Freude noch Lust. Es gab keine Liebe, keine Zuneigung, keinen normalen Sex seit dem Tag, als mir Chuck Taynor begegnete bis zu dem Tag, als ich ihn endlich verlassen konnte.

Linda Lovelace möchte die Wahrheit sagen. Und genau das ist ihr Dilemma und das ihres Buches. Ihr schonungsloser Lebensbericht wurde ein Bestseller und dies sicher nicht nur deswegen, weil viele Vertreterinnen der feministischen Antipornobewegung, zu deren Kronzeugin Lovelace avancierte, diesen Text lasen. Wer zu "Die Wahrheit über Deep Throat" greift, der ist sicher angewidert über das Berichtete, zugleich bleibt der bittere Geschmack perverser Lust nicht aus. Und so soll es ja auch sein, weil Linda Lovelace die Wahrheit schildern will, also das, was wirklich passiert ist.

Hör-Tipp
Kontext, jeden Freitag, 9:05 Uhr

Download-Tipp
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Buch-Tipp
Linda Lovelace, "Die Wahrheit über Deep Throat", Heyne Verlag, ISBN 3453675053