Retrospektive im Filmarchiv Austria
Mozart im Kino
Im Wiener Metro-Kino ist bis 31. Jänner eine große Retrospektive zu sehen, die einen Streifzug durch ein halbes Jahrhundert Mozart-Filme bietet. Die Streifen nähern sich auf durchaus unterschiedliche Weise dem Phänomen Mozart.
8. April 2017, 21:58
Lockenköpfiges Junggenie, mythenumwehter Requiem-Verfasser, störrisches Rebellenkind: Jede Zeit schafft sich ihr eigenes Mozart-Bild. Jede Filmbiografie verrät mehr über ihre eigene Entstehung als über den historischen Mozart. Besonders deutlich lässt sich dies an jenen beiden Mozart-Filmen illustrieren, die der Wien-Film-Regisseur Karl Hartl gedreht hat.
Hans Holt und Oskar Werner
1942 sollte Hans Holt im Streifen "Wen die Götter lieben" Mozart als großen Deutschen zeigen, dessen frühes Ende noch den Soldaten de Zweiten Weltkriegs Trost zu spenden hatte. Günter Krenn, der die jetzige Retrospektive für das Filmarchiv Austria zusammengestellt hat, über diesen ersten Mozart-Film Karl Hartls: "In diesem Film sollte ein deutscher Künstler porträtiert werden, wobei man sowohl Hartl als auch der Wien Film zu Gute halten muss, dass das ohne jegliche Tendenzen gelang; eigentlich im Stile der Wien-Film, ohne sich an irgendjemanden anbiedern zu wollen."
Anders die Situation 13 Jahre später: 1955 war Oskar Werners Mozart im Film "Reich mir die Hand, mein Leben" ein unbeschwert jugendlicher Held für das aufblühende Wirtschaftswunder. "1955, im Jahr des Staatsvertrags, da waren zwei Dinge wichtig", erklärt Günter Krenn. "Einerseits Mozart wieder als österreichischen Künstler zu präsentieren, und andererseits ein paar Jahre nach dem Krieg zu versuchen, an den internationalen Markt anzuschließen. Der Film war ja auch in Cannes."
Respektloser "Amadeus"
Der große Umbruch in der Darstellung Mozarts setzte in den 1980er Jahren ein. Filme zeigten - wie der Oscar-prämierte "Amadeus"-Film von Milos Forman nach Peter Shaffers Bühnenstück - einen am historischen Mozart orientierten respektlosen Revoluzzer. Günter Krenn relativiert freilich das revolutionäre Potenzial solcher Mozart-Darstellungen: "Natürlich ist die Darstellung Mozarts völlig anders. Man hat einen naiven Menschen, man hat einen kindischen Menschen, aber wenn man etwa Salieri über Mozarts Musik reden hört, dann ist das mindestens ebenso weihevoll wie in den früheren Produktionen."
Jeder Zeit ihren Mozart
Was bleibt somit? Ist der Ratschlag, den ein deutscher Mozart-Film von 1985 im Titel führt, der Weisheit letzter Schluss? "Vergesst Mozart!"
"Ich glaube, dass keiner dieser Filme wirklich Mozart treffen kann, keiner und jeder kann ihn treffen", so Günter Krenn über die Summe aller Mozartfilme. Und so wird sich wohl auch in Zukunft jede Zeit ihr eigenes Bild vom Genie Mozarts bilden. Auch im Kino.
Veranstaltungs-Tipp
"Mozart im Kino", 10. bis 31. Jänner 2006, Filmarchiv Austria,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (30 Prozent).
Links
Filmarchiv Austria - Mozart im Kino
Mozart 2006
Wiener Mozartjahr 2006
Salzburger Mozartjahr 2006