Der Regisseur im Ö1 Künstlerzimmer
Michael Haneke zu Gast
Mit seinen "Funny Games" war Österreich 1997 nach 35 Jahren wieder beim Cannes-Filmfestival vertreten, heuer erhielt er für "Cache" den European Film Award: Michael Haneke. Und im Jänner gibt er sein Opernregie-Debüt mit Mozarts "Giovanni" in Paris.
8. April 2017, 21:58
Michael Haneke im Gespräch mit Maria Rennhofer
Seine Auszeichnung mit dem European Film Award war die Krönung dieses Erfolgsjahres für den österreichischen Film: Michael Haneke, dessen Streifen "Cache" heuer zum Besten Europäischen Film gekürt wurde und womit erstmals ein österreichischer Regisseur diese Auszeichnung erhielt. Und: "Cache" wurde zudem auch von der Los Angeles Film Critics Association zum Besten Film des Jahres gewählt.
Derzeit befasst er sich aber mit einem anderen Genre, dessen Realisierung zu den Höhepunkten des kommenden Mozart-Jahres gezählt wird: Michael Haneke debütiert als Opern-Regisseur mit "Don Giovanni", der am 27. Jänner 2006 - also dem 250. Geburtstag Mozarts - an der Pariser Oper Premiere hat. Im Interview mit Maria Rennhofer spricht er über seine Deutung.
Seine Auszeichnung mit dem European Film Award war die Krönung dieses Erfolgsjahres für den österreichischen Film: Michael Haneke, dessen Streifen "Cache" heuer zum Besten Europäischen Film gekürt wurde und womit erstmals ein österreichischer Regisseur diese Auszeichnung erhielt. Und: "Cache" wurde zudem auch von der Los Angeles Film Critics Association zum Besten Film des Jahres gewählt.
Derzeit befasst er sich aber mit einem anderen Genre, dessen Realisierung zu den Höhepunkten des kommenden Mozart-Jahres gezählt wird: Michael Haneke debütiert als Opern-Regisseur mit "Don Giovanni", der am 27. Jänner 2006 - also dem 250. Geburtstag Mozarts - an der Pariser Oper Premiere hat. Im Interview mit Maria Rennhofer spricht er über seine Deutung.
Opern-Debüt mit "Don Giovanni"
Hanekes "Don Giovanni"-Inszenierung hat unter der musikalischen Leitung von Sylvain Cambreling mit Peter Mattei in der Titelpartie, mit Christine Schäfer als Donna Anna und mit Mireille Delunsch als Donna Elvira am 27. Jänner im Palais Garnier Premiere. Die neue Produktion wird auch im kommenden Februar zu sehen sein.
"Ich habe vor meinem ersten Kinofilm ja lange am Theater gearbeitet, seither aber nie mehr Zeit dafür gefunden. Ich wollte schon immer auch Opernregie machen und hatte, auch von Gerard Mortier, bereits mehrere Angebote. Aber irgendwie kam es nie dazu. Mozarts Opern sind ja der Chimborazzo. Ich wollte eigentlich 'Cosi' machen, das macht aber schon Patrice Chereau. Mortier hat mir dann den 'Don Giovanni' vorgeschlagen, den ich schon einmal woanders hätte inszenieren sollen. Das ist ja die denkbar schwierigste Oper, aber ich habe gesagt: Riskieren wir's halt. Ich habe keinen Beweiszwang", so Michael Haneke in einem APA-Interview.
Aus einer Künstlerfamilie
Michael Haneke, am 23. März 1942 in München geboren und in Wiener Neustadt aufgewachsen, ist Sohn der österreichischen Schauspielerin Beatrix von Degenschild und des Düsseldorfer Regisseurs und Schauspielers Fritz Haneke. Ursprünglich wollte er Schauspieler oder Konzertpianist werden.
Neben dem Studium der Philosophie und Psychologie in Wien versuchte er sich zunächst als Autor und arbeitete als Film- und Literaturkritiker. Von 1967 bis 1971 war er Redakteur und Fernsehspieldramaturg beim Südwestfunk in Baden-Baden. In dieser Zeit entstand sein erstes, noch unverfilmtes Drehbuch "Wochenende".
Zuerst Theater, dann TV-Filme
Anfang der 1970er Jahre debütierte Haneke als Bühnenregisseur am Stadttheater Baden-Baden mit "Ganze Tage in den Bäumen" von Marguerite Duras. Es folgten Theater-Inszenierungen in Darmstadt, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Stuttgart, Hamburg, München und Wien.
1973 entstand sein erster Fernsehfilm, " ... und was kommt danach? (After Liverpool)" nach einem Text von James Saunders. Es folgten TV-Streifen wie "Sperrmüll" (1976), "Drei Wege zum See" (1976, nach Ingeborg Bachmann), "Lemminge" (1979), "Wer war Edgar Allan?" (1984, nach Peter Rosei), "Nachruf für einen Mörder" (1991) und später die Kafka-Adaption "Das Schloss" (1996).
Kino-Erstling "Der siebente Kontinent"
Gleich mit seinem Kino-Erstling "Der siebente Kontinent" gab Haneke 1989 sein Debüt in Cannes. Die mit diesem Film begonnene "Trilogie der emotionalen Vereisung", zu der auch "Benny's Video" gehört, schloss er 1994 mit "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls" ab.
Zu diesem Zeitpunkt hatte der Wahl-Franzose seine unverwechselbare filmische Sprache, die in Dramaturgie, Bildfindung und Erzählweise stets Verweise auf das Ungesagte zu geben sucht, bereits zur Perfektion entwickelt und sich in der Fachwelt den Ruf eines eigenwilligen, unbeirrbaren Filmkünstlers erworben.
Österreich wieder in Cannes vertreten
Hanekes Gewaltschocker "Funny Games" war 1997 nach 35 Jahren der erste österreichische Wettbewerbs-Beitrag bei den Filmfestspielen in Cannes und zugleich der Aufsehen erregendste und umstrittenste.
Für "Code Inconnu" (2000), ebenfalls im Wettbewerb von Cannes, gewann er Juliette Binoche, die auch in "Caché" eine Hauptrolle spielt. "Die Klavierspielerin" (2001) nach Elfriede Jelinek wurde nicht nur an der Croisette gefeiert, sondern in der Folge auch ein großer kommerzieller Erfolg.
"Wolfzeit" und "Caché"
Hanekes erstmals rein französisch (u.a. mit Isabelle Huppert) besetzte österreichisch-französische Koproduktion "Wolfzeit" über eine Familie, die nach einer Katastrophe aus der Großstadt aufs Land flüchtet, lief 2003 in Cannes außer Konkurrenz, weil auch der damalige Jury-Präsident Patrice Chereau mitspielte.
Für "Caché", seinen fünften Anlauf in Folge auf die Goldene Palme, gewann er in Cannes die Auszeichnung als bester Regisseur sowie den Preis der Internationalen Filmkritik und den Preis der Ökumenischen Jury.
Download-Tipp
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Links
Austrian Film Commission
Caché
European Film Academy
Festival de Cannes
Opera national de Paris
Wiener Mozartjahr 2006
tv.ORF.at