Ursula West alias Christoph Marti

8. April 2017, 21:58

Der Song zum neuen Programm

In seinem zweiten Programm als Ursula West, der fiktiven Tochter der amerikanischen Western- und Countryszene, verleiht der Schweizer Kabarettist Christoph Marti seiner Künstlerin Stimme, Intensität und eine maßgeschneiderte Biografie.

Die Country-Göttin

Schon vor drei Jahren kreierte Christoph Marti - bekannt als Ursli Pfister der Geschwister Pfister - ein neues "Alter Ego“ - die Figur der Ursula West. Fast unbemerkt von der Öffentlichkeit feierte die "Neuentdeckung aus den Südstaaten der USA“ in Berlin ihre Premiere, da niemand wissen durfte, wer sich hinter der gepflegten Fassade der gut erhaltenen, nicht mehr ganz jungen Künstlerin verbarg.

Christoph Marti schrieb das ganze Programm selbst und suchte die Lieder heraus. Dabei erfand er die Biografie einer Countrysängerin, die Züge der Göttinnen des Countrys wie Loretta Lynn, Dolly Parton oder Tammy Wynette trägt. Seine Figur zeichnet sich vor allem durch die Ambivalenz zwischen absoluter Künstlichkeit und authentischer Natürlichkeit aus.

Grausam nett und unerträglich gut

Die Philosophie des Countries - in Amerika ein entscheidendes Lebensgefühl - setzt sich mit großen Themen des Lebens wie Heimat und Religion ebenso auseinander wie mit den banalen Alltäglichkeiten. Lustvoll benutzt Christoph Marti das Stilmittel der Übertreibung bis zum Kitsch. Hier kann er sich im Genre der Countrymusik austoben, und obwohl er Ursula West bis ins Groteske überzeichnet, gewinnt die Figur an Nähe und Herzlichkeit. Parallel zu den Legenden der Geschwister Pfister gelingt es dem Kleinkünstler, seinen Geschöpfen durch eine grandiose Übertreibung derartig sympathische Züge zu verleihen, dass man sie sofort in die Reihe der realen Menschen aufnehmen möchte.

Beliebteste Musik Amerikas

Countrymusik wird landläufig nicht gerade mit liberalen Positionen verbunden. Konservative Verbundenheit mit tradierten Werten scheint die Botschaft der beliebtesten Musik Amerikas auszudrücken. Aber gerade die Suche nach den wahren Werten, der Freiheit und der Liebe führt zu dem Paradox, dass Country durchaus auch aufrührerische Aspekte beinhaltet. Man denke hier z. B. an Janis Joplin oder Kris Kristoffersen.

Inzwischen steht Country auch nicht nur für das weiße Amerika. So wurde etwa auch der im Vorjahr verstorbene Ray Charles in das Genre Countrymusik aufgenommen, das man in der schwarzen Landbevölkerung in den Südstaaten "Dirty Laundry" nennt.

Es sind die Geschichten, die neben der Musik eine große Anziehungskraft ausüben. Und Ursula Wests Geschichte lässt niemanden kalt!